Ein Licht, himbeerfarbig (hommage)
Verfasst: 26.10.2012, 22:52
Was mache ich hier, was tue ich?!
Profiling der Dichterin, geht das denn? Gibt’s eine größere Blasphemie?
Profiling DER Dichterin?
Wühle ich hier in den Würmern, drehe ich unwürdig und dreist mit dem Stöckchen die Unterwäsche im Wäschekorb der Verstorbenen? Mit bloßen Händen, vielleicht? Bediene ich mich gerade heimlich des Parfüms aus ihrem Badezimmerschrank, während ich mich verstelle als wasche ich eifrig meine Hände (in Unschuld)?
Darf ich das? Ich wäre mir böse, wenn ich sie wäre. Vielleicht springen heute Nacht zornig die Bücher aus den Regalen und flattern durch den Flur. Vielleicht scheppern nervös die Teller in der Küchenzeile. Vielleicht aber passiert auch nichts davon, und ganz unbemerkt macht sich über die dunklen Wiesen in der Aue der erste Schnee. Ein Vogel fliegt ins Zimmer durch den Fensterspalt.
Warum ich, woher ich mir das Recht nehme und wer bin ich schon? Ich sollte das lassen, weshalb sollte sie sich gerade mir erklären? Was haben wir schon für einen Verknüpfungspunkt (ein bisschen Musik, ein paar Hunde, sieben gemeinsam getrennte Jahre auf dieser Erde)? Was für Gemeinsamkeiten, was für Merkmale sollte ich als eigen erkennen und ihr zuschreiben? Wie Tief soll ich in eigene Unzulänglichkeit blicken um ihre Alpträume zu verstehen? Und warum sie, warum, ich kenne sie nicht einmal richtig. Was immer als richtig gerufen wird. Hebte sie den kleinen Finger ab von der Tasse, als sie ihren Tee trank? Knetete sie ihr Kinn beim Nachdenken, zupfte sie an Wimpern wenn ihr ein Ton missfiel?
Ich mache schon lange Bögen um Sie, freiwillig bin ich ein Banause, weil: es sind müheversprechende undurchdringliche Schichten um ihren Namen gelegt. Die Zeit(die gestundete?) nahm ich mir nie, für die finale Entschleierung …jetzt erst. Warum auch, dachte ich, ihre Freunde haben sie ja sorgfältig zugedeckt, es ist ein liebendes, gewolltes Sfumato um ihr Dasein geschaffen worden. Um ihr Dagewesensein. Einzig was dadurch schimmert, sind ihre Worte, nach denen und nur nach denen sollte ich sie vermessen. Einzig, was daraus sticht ist ihre entzweigespaltene Luppinenseele. Die verkleben zu können, als zwei Hälften eines Vanilliekränzls, mit Himbeermarmelade, was bilde ich mir bloß ein?
Es fällt mir schwer, sie zu lieben. Immer ist mein Vorwurf im Raum, gen Verschwendung, gen Selbstverschwendung, gen kampflose Selbstaufgabe. Aber , was weiß einer schon von fremden Kämpfen, wie könnte ich wissen wo genau der Kampf ausgetragen wurde oder die Waffen niedergelegt, an diesem breiten windigen Horizont, in dem gar das Fischinneres friert? Und wie kann ich feststellen wie groß die Verletzungen waren die ich zu einem Ganzen hier kitten möchte(warum möchte ich das?). Blieb der wahrer Schmerz an ihren stummen Lippen, außen vor, an ihr selbst fest genagelt, vor der geschlossenen Tür des selbstmutmachenden Gedichts? Oder floss er ganz wahrhaftig, ganz und gar hinein, ein etwas Erleichtertes Tanzendes verlassend, ein beinahe Törichtkindisches? Wie groß war der Triumpf, reichte die Genugtuung über die Siege, um Unglück aufzuwiegen , um Schmerz aufzuheben? Gab es die Siege, die wirklich etwas wogen?
Und gerade in diesem Augenblick, in dem ich die Sätze über ihr reihe, und ihr auf der Spur zu sein glaube; wo ich gänsehautummantelt ihren rätselhaften Atem im Nacken spüre und mich trotzdem getraue in ihr himbeerfarbenes Licht aufzublicken, verbrennt der Braten in der Küche. Verschwendung, Verschwendung…ich rieche die Verschwendung.
Jetzt müsste sie eigentlich auflachen.
Jetzt müsste sie mein Ohr anhauchen: „Siehst du, du kleine Auchmotte.“
Jetzt müssten ein paar Bücher aus dem Regal fallen.
Oder der Schnee in der Aue.
Denn die Eingeweide der Fische sind kalt geworden im Wind.
Profiling der Dichterin, geht das denn? Gibt’s eine größere Blasphemie?
Profiling DER Dichterin?
Wühle ich hier in den Würmern, drehe ich unwürdig und dreist mit dem Stöckchen die Unterwäsche im Wäschekorb der Verstorbenen? Mit bloßen Händen, vielleicht? Bediene ich mich gerade heimlich des Parfüms aus ihrem Badezimmerschrank, während ich mich verstelle als wasche ich eifrig meine Hände (in Unschuld)?
Darf ich das? Ich wäre mir böse, wenn ich sie wäre. Vielleicht springen heute Nacht zornig die Bücher aus den Regalen und flattern durch den Flur. Vielleicht scheppern nervös die Teller in der Küchenzeile. Vielleicht aber passiert auch nichts davon, und ganz unbemerkt macht sich über die dunklen Wiesen in der Aue der erste Schnee. Ein Vogel fliegt ins Zimmer durch den Fensterspalt.
Warum ich, woher ich mir das Recht nehme und wer bin ich schon? Ich sollte das lassen, weshalb sollte sie sich gerade mir erklären? Was haben wir schon für einen Verknüpfungspunkt (ein bisschen Musik, ein paar Hunde, sieben gemeinsam getrennte Jahre auf dieser Erde)? Was für Gemeinsamkeiten, was für Merkmale sollte ich als eigen erkennen und ihr zuschreiben? Wie Tief soll ich in eigene Unzulänglichkeit blicken um ihre Alpträume zu verstehen? Und warum sie, warum, ich kenne sie nicht einmal richtig. Was immer als richtig gerufen wird. Hebte sie den kleinen Finger ab von der Tasse, als sie ihren Tee trank? Knetete sie ihr Kinn beim Nachdenken, zupfte sie an Wimpern wenn ihr ein Ton missfiel?
Ich mache schon lange Bögen um Sie, freiwillig bin ich ein Banause, weil: es sind müheversprechende undurchdringliche Schichten um ihren Namen gelegt. Die Zeit(die gestundete?) nahm ich mir nie, für die finale Entschleierung …jetzt erst. Warum auch, dachte ich, ihre Freunde haben sie ja sorgfältig zugedeckt, es ist ein liebendes, gewolltes Sfumato um ihr Dasein geschaffen worden. Um ihr Dagewesensein. Einzig was dadurch schimmert, sind ihre Worte, nach denen und nur nach denen sollte ich sie vermessen. Einzig, was daraus sticht ist ihre entzweigespaltene Luppinenseele. Die verkleben zu können, als zwei Hälften eines Vanilliekränzls, mit Himbeermarmelade, was bilde ich mir bloß ein?
Es fällt mir schwer, sie zu lieben. Immer ist mein Vorwurf im Raum, gen Verschwendung, gen Selbstverschwendung, gen kampflose Selbstaufgabe. Aber , was weiß einer schon von fremden Kämpfen, wie könnte ich wissen wo genau der Kampf ausgetragen wurde oder die Waffen niedergelegt, an diesem breiten windigen Horizont, in dem gar das Fischinneres friert? Und wie kann ich feststellen wie groß die Verletzungen waren die ich zu einem Ganzen hier kitten möchte(warum möchte ich das?). Blieb der wahrer Schmerz an ihren stummen Lippen, außen vor, an ihr selbst fest genagelt, vor der geschlossenen Tür des selbstmutmachenden Gedichts? Oder floss er ganz wahrhaftig, ganz und gar hinein, ein etwas Erleichtertes Tanzendes verlassend, ein beinahe Törichtkindisches? Wie groß war der Triumpf, reichte die Genugtuung über die Siege, um Unglück aufzuwiegen , um Schmerz aufzuheben? Gab es die Siege, die wirklich etwas wogen?
Und gerade in diesem Augenblick, in dem ich die Sätze über ihr reihe, und ihr auf der Spur zu sein glaube; wo ich gänsehautummantelt ihren rätselhaften Atem im Nacken spüre und mich trotzdem getraue in ihr himbeerfarbenes Licht aufzublicken, verbrennt der Braten in der Küche. Verschwendung, Verschwendung…ich rieche die Verschwendung.
Jetzt müsste sie eigentlich auflachen.
Jetzt müsste sie mein Ohr anhauchen: „Siehst du, du kleine Auchmotte.“
Jetzt müssten ein paar Bücher aus dem Regal fallen.
Oder der Schnee in der Aue.
Denn die Eingeweide der Fische sind kalt geworden im Wind.