Was mache ich hier, was tue ich?!
Profiling der Dichterin, geht das denn? Gibt’s eine größere Blasphemie?
Profiling DER Dichterin?
Wühle ich hier in den Würmern, drehe ich unwürdig und dreist mit dem Stöckchen die Unterwäsche im Wäschekorb der Verstorbenen? Mit bloßen Händen, vielleicht? Bediene ich mich gerade heimlich des Parfüms aus ihrem Badezimmerschrank, während ich mich verstelle als wasche ich eifrig meine Hände (in Unschuld)?
Darf ich das? Ich wäre mir böse, wenn ich sie wäre. Vielleicht springen heute Nacht zornig die Bücher aus den Regalen und flattern durch den Flur. Vielleicht scheppern nervös die Teller in der Küchenzeile. Vielleicht aber passiert auch nichts davon, und ganz unbemerkt macht sich über die dunklen Wiesen in der Aue der erste Schnee. Ein Vogel fliegt ins Zimmer durch den Fensterspalt.
Warum ich, woher ich mir das Recht nehme und wer bin ich schon? Ich sollte das lassen, weshalb sollte sie sich gerade mir erklären? Was haben wir schon für einen Verknüpfungspunkt (ein bisschen Musik, ein paar Hunde, sieben gemeinsam getrennte Jahre auf dieser Erde)? Was für Gemeinsamkeiten, was für Merkmale sollte ich als eigen erkennen und ihr zuschreiben? Wie Tief soll ich in eigene Unzulänglichkeit blicken um ihre Alpträume zu verstehen? Und warum sie, warum, ich kenne sie nicht einmal richtig. Was immer als richtig gerufen wird. Hebte sie den kleinen Finger ab von der Tasse, als sie ihren Tee trank? Knetete sie ihr Kinn beim Nachdenken, zupfte sie an Wimpern wenn ihr ein Ton missfiel?
Ich mache schon lange Bögen um Sie, freiwillig bin ich ein Banause, weil: es sind müheversprechende undurchdringliche Schichten um ihren Namen gelegt. Die Zeit(die gestundete?) nahm ich mir nie, für die finale Entschleierung …jetzt erst. Warum auch, dachte ich, ihre Freunde haben sie ja sorgfältig zugedeckt, es ist ein liebendes, gewolltes Sfumato um ihr Dasein geschaffen worden. Um ihr Dagewesensein. Einzig was dadurch schimmert, sind ihre Worte, nach denen und nur nach denen sollte ich sie vermessen. Einzig, was daraus sticht ist ihre entzweigespaltene Luppinenseele. Die verkleben zu können, als zwei Hälften eines Vanilliekränzls, mit Himbeermarmelade, was bilde ich mir bloß ein?
Es fällt mir schwer, sie zu lieben. Immer ist mein Vorwurf im Raum, gen Verschwendung, gen Selbstverschwendung, gen kampflose Selbstaufgabe. Aber , was weiß einer schon von fremden Kämpfen, wie könnte ich wissen wo genau der Kampf ausgetragen wurde oder die Waffen niedergelegt, an diesem breiten windigen Horizont, in dem gar das Fischinneres friert? Und wie kann ich feststellen wie groß die Verletzungen waren die ich zu einem Ganzen hier kitten möchte(warum möchte ich das?). Blieb der wahrer Schmerz an ihren stummen Lippen, außen vor, an ihr selbst fest genagelt, vor der geschlossenen Tür des selbstmutmachenden Gedichts? Oder floss er ganz wahrhaftig, ganz und gar hinein, ein etwas Erleichtertes Tanzendes verlassend, ein beinahe Törichtkindisches? Wie groß war der Triumpf, reichte die Genugtuung über die Siege, um Unglück aufzuwiegen , um Schmerz aufzuheben? Gab es die Siege, die wirklich etwas wogen?
Und gerade in diesem Augenblick, in dem ich die Sätze über ihr reihe, und ihr auf der Spur zu sein glaube; wo ich gänsehautummantelt ihren rätselhaften Atem im Nacken spüre und mich trotzdem getraue in ihr himbeerfarbenes Licht aufzublicken, verbrennt der Braten in der Küche. Verschwendung, Verschwendung…ich rieche die Verschwendung.
Jetzt müsste sie eigentlich auflachen.
Jetzt müsste sie mein Ohr anhauchen: „Siehst du, du kleine Auchmotte.“
Jetzt müssten ein paar Bücher aus dem Regal fallen.
Oder der Schnee in der Aue.
Denn die Eingeweide der Fische sind kalt geworden im Wind.
Ein Licht, himbeerfarbig (hommage)
Hallo Pjesma,
ach, ich weiß nicht.
Ich schleiche hier immer wieder vorbei. Irgendwie ist es mir zu viel, zu viel erklärt, zu viel gefragt, zu viel noch in sich selbst verfangen und darin noch "roh", scheint mir noch auf dem Weg. Aber das Ende ist dann so fein, es fängt die Fäden, die mir zu lose schienen ein ... und die kleine Auchmotte ... hach, das ist einfach so schön, dass es mir alle Kritikansätze erst einmal verschluckt und in Erinnerung bleibt.
Liebe Grüße
Flora
ach, ich weiß nicht.

Und gerade in diesem Augenblick, in dem ich die Sätze über ihr reihe, und ihr auf der Spur zu sein glaube; wo ich gänsehautummantelt ihren rätselhaften Atem im Nacken spüre und mich trotzdem getraue in ihr himbeerfarbenes Licht aufzublicken, verbrennt der Braten in der Küche. Verschwendung, Verschwendung…ich rieche die Verschwendung.
Jetzt müsste sie mein Ohr anhauchen: „Siehst du, du kleine Auchmotte.“
Jetzt müssten ein paar Bücher aus dem Regal fallen.
Oder der Schnee in der Aue.
Denn die Eingeweide der Fische sind kalt geworden im Wind.
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
danke flora, für die rückmeldung 
ja, noch zu sehr in sich verfangen, das hast du ganz genau gemerkt...ich habe mich schon gefragt, ob man das so überhaupt schreiben kann, so...naja, sagen wir, etwas altmodisch...der stil hat sich mir durch diese thema wie von selbst aufgedrungen und ich nahm ihn fürs erste so über, ein sich tasten, ein irren, eine suche...ein versuch zu verstehen. ehrlich gesagt ich weiß noch selbst nicht, wohin das ganze führt...einzig was ich weiß, da hab ich mich auf eine (für mich) lange verschobene aufgabe gemacht, ein projekt, etwas bzw. jemanden für mich selbst zu beleuchten, mir verträglicher zu machen, sich dem verweigerung der beschäftigung mit jenige(n) zu verweigern.
viele fragen, ja...ich weiß nicht wie ich sie vermeiden werde, wahrscheinlich werde ich es nicht können---weil ich nicht aus einem "kennen" starte, sondern aus einem wunsch zu kennenlernen...was zusäzlich erschwert wird für mein vorhaben, da mein "kennenlernziel" alle viel besser zu kennen scheinen als ich selbst, und ich mich abschotten muss von schon vorhandenen,fremden beleuchtungen ihrer person, um mir ein eigenes bild zu erschaffen...
schauen mer mal.gif)
hier mach ich weiter: http://pjesma.twoday.net/stories/192950285/
danke noch mal!
pjesma

ja, noch zu sehr in sich verfangen, das hast du ganz genau gemerkt...ich habe mich schon gefragt, ob man das so überhaupt schreiben kann, so...naja, sagen wir, etwas altmodisch...der stil hat sich mir durch diese thema wie von selbst aufgedrungen und ich nahm ihn fürs erste so über, ein sich tasten, ein irren, eine suche...ein versuch zu verstehen. ehrlich gesagt ich weiß noch selbst nicht, wohin das ganze führt...einzig was ich weiß, da hab ich mich auf eine (für mich) lange verschobene aufgabe gemacht, ein projekt, etwas bzw. jemanden für mich selbst zu beleuchten, mir verträglicher zu machen, sich dem verweigerung der beschäftigung mit jenige(n) zu verweigern.
viele fragen, ja...ich weiß nicht wie ich sie vermeiden werde, wahrscheinlich werde ich es nicht können---weil ich nicht aus einem "kennen" starte, sondern aus einem wunsch zu kennenlernen...was zusäzlich erschwert wird für mein vorhaben, da mein "kennenlernziel" alle viel besser zu kennen scheinen als ich selbst, und ich mich abschotten muss von schon vorhandenen,fremden beleuchtungen ihrer person, um mir ein eigenes bild zu erschaffen...
schauen mer mal
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hier mach ich weiter: http://pjesma.twoday.net/stories/192950285/
danke noch mal!
pjesma
Aus einer Anspielung - "die Zeit (die gestundete?)" - schließe ich auf eine Beschäftigung mit Ingeborg Bachmann, eine entschieden verstörende Beschäftigung, wie ich nur bestätigen kann, falls ich richtig rate.
Eine Möglichkeit ist es schon, die Gestalt auf deine Weise zu umkreisen, obwohl mir dieser Wort- und Assoziationsreichtum persönlich nicht so liegt, ich würde es eher auf komprimiertere Art versuchen, aber es ist nicht uninteressant zu lesen. Warum nicht weiterexperimentieren und sehen, wohin es dich führt, pjesma. Vielleicht findest du auch noch andere Arten, Weisen, Formen, dich deinem "Gegenstand" zu nähern.
Liebe Grüße
Eva
Eine Möglichkeit ist es schon, die Gestalt auf deine Weise zu umkreisen, obwohl mir dieser Wort- und Assoziationsreichtum persönlich nicht so liegt, ich würde es eher auf komprimiertere Art versuchen, aber es ist nicht uninteressant zu lesen. Warum nicht weiterexperimentieren und sehen, wohin es dich führt, pjesma. Vielleicht findest du auch noch andere Arten, Weisen, Formen, dich deinem "Gegenstand" zu nähern.
Liebe Grüße
Eva
ja, eva, ich empfinde es auch als verstörend...danke für die ermutigung. ich geh davon aus, das sich der stil zwangsweiße später etwas verändert, wenn ich an verständniss gewinne...noch kreisele ich rum mit weniger oder mehr frage "wie pack ich dich bloß?", mich gleichzeitig sträubend die fertige, schon vorhandene verständniss- lösungen ohne hinterfragen zu übernehmen...ich entdecke, sozusagen, meine amerika
)) und erhoffe mir dabei an einem weniger bekanntem strand anzudocken...
lg
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lg
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