m. und das begehren

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pjesma

Beitragvon pjesma » 14.10.2012, 23:01

marinika und das begehren

manchmal wird marinika mit begehren gefüttert. von der hilde.
marinika ist kein haustor zu fremd, kein baum zu schmal und kein loch zu eng: sieht sie die hilde die straße entlang in ihre richtung schwanken, schwankt augenblicklich auch marinikas lebensmut. der zacken von der krone stürzt ihr sofort, schwer wie blei in die knie und sie sucht verzweifelt nach einem versteck. nicht immer ist sie die schnellste. die hilde ist verdammt flink.
marinikas fluchtreflex müsste der hilde irgendwann schon aufgefallen sein, aber resolut, wie hilde so ist, beschloss sie es wohl mit noch mehr liebe auszuheilen. in hildes welt ist, mit genug anstrengung und viel hingabe, alles möglich. so auch jetzt, wieder einmal, war das tor verschlossen, der baum zu schmal, das loch zu eng… und der zufall glücklich : die marinika steht wieder einmal da: erwischt,ertappt und aufgegabelt –unbewaffnet ,auf dem präsentierteller der breiten straße, hildes liebe ausgeliefert .
„es regnet, aber es ist donnerstag“ fängt hilde die unterhaltung an, verträumt lächelnd und marinikas hand streichelnd, und die marinika lächelt zurück, als hätte sie zahnschmerzen oder ein heimwehanflug und betrachtet ihre enteignete hand in hildes griff. „morgen gehen wir ins theater, aber rote haare mag ich trotzdem nicht“ bestimmt hilde weiter, und lässt marinikas ausreden auf keinen fall gelten, sondern schiebt vorsichtig und unnachgiebig die nettigkeiten nach,in marinikas ohren hinein, bis diese der marinika fast den rachenraus und kinnrunter quellen…aber dagegen weiß die hilde auch was: sie tüpfelt dann liebevoll die spucke von marinikas mundwinkel weg, geschickt und präzise, mit einem spitzen taschentuch. so lange, und so zart, bis marinika endlich nachgibt und bejahend nickt, sich zu tiefst hassend.
weil,wie könnte sie bloß so * stolz sein und diese feine hilde reines gewissens verletzen wollen? diese herzensgute hilde, die jeden zweiten satz stolz anfängt mit „wie meine gute freundin marinika immer zu sagen pflegt…“ ?
wie?
dass würde marinika zu gerne wissen.
Zuletzt geändert von pjesma am 18.10.2012, 14:14, insgesamt 1-mal geändert.

Nada

Beitragvon Nada » 14.10.2012, 23:38

Na, da brodelt es aber in der Marinika ;-)

ecb

Beitragvon ecb » 15.10.2012, 14:43

Niemand entkommt der LIEBE, auch Marinika nicht, wäre ja noch schöner ... :pfeifen:

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 15.10.2012, 17:13

Liebe pjesma,

und da ist er ja schon, der nächste m--Text, er gefällt mir gut! Ich mag, wie durch die Angerissenheiten Hilde sowohl zu einem "realen" (so real wie eben die m. .-)) Gegenüber als auch zu einem Bild aus der Ferne zu tun hat, das wohl eher aus m.s innerer Ferne auftaucht, weshalb es auch immer schafft, die . doch zu erwischen und sie wieder auf bestimmte Wünsche, Empfindungen usf. zu bringen, auch wenn sie diesen wohl lieber abschwören wollte.

jeder kennt wohl diese hilde und würde zu gern wissen, wie ... oder eben auch nicht. es ist die frage, wie tief das letzte will liegt :-)

(einzig der satz: „es regnet, aber es ist donnerstag“ ist mir zu bewusst kreativ-verträumt und damit ein bisschen kitschig. oder anders: solche sätze denken sich inzwischen zu viele aus).

die restliche sprache finde ich an vielen stellen schön und gut gesetzt und sie macht viel aus an textwirkung :-)

liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

pjesma

Beitragvon pjesma » 15.10.2012, 17:24

hihi, lisa, du würdest hilda also auch gleichstellen wollen mit einem zweiten oder sogar drittem stück schokoladentorte??? ;-)))...es geht natürlich auch.
ja, mit dem donnerstag satz bin ich auch nicht ganz glücklich, vorschläge willkommen! (muss aber bisschen sinnlos und ohne verbindung klingen)
dank euch fürs lesen :-)
lg, pjesma

Sam

Beitragvon Sam » 16.10.2012, 18:28

Hallo pjesma,

wieder ein sehr schöner Marinkatext, auch wenn mir hier die dir ganz eigene Wortarchitektur nicht so zum Tragen kommt, wie in anderen Texten mit dieser außergewöhnlichen Protagonistin.


Gruß

Sam

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.10.2012, 21:06

Hallo pjesma,

wie meinst du das mit der Schokotorte? *lach

liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

pjesma

Beitragvon pjesma » 16.10.2012, 22:28

schokotorte als "innere" hilde...die es zu vermeiden wäre, der man dann aber immer wieder nachgibt ;-)
lg :-)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 17.10.2012, 05:33

Liebe Pjesma,

ich will mal in deinen Text einsteigen und notieren, was mir dazu einfällt. Du weißt dass ich deine Geschichten vor allem dann sehr schätze, wenn sie durchgearbeitet sind und dann auf ziemlich trocken-humoristische Art und Weise der radikalen Realität eine Art absurdes Lächeln überstülpen ...
marinika und das begehren

manchmal wird marinika mit begehren gefüttert. von der hilde.



Dieser Satz hat mir zunächst gefallen, dann verschwand er hinter den nachfolgenden Sätzen und jetzt, beim nochmaligen Durchlesen verstehe ich nicht genau, worauf du hinaus willst.

marinika ist kein haustor zu fremd, kein baum zu schmal und kein loch zu eng: sieht sie die hilde die straße entlang in ihre richtung schwanken, schwankt augenblicklich auch marinikas lebensmut. der zacken von der krone stürzt ihr sofort, schwer wie blei in die knie und sie sucht verzweifelt nach einem versteck. nicht immer ist sie die schnellste. die hilde ist verdammt flink.


Sehr schön, wie die Verstecke gleich anfangs vom "Schauplatz" verschwinden.


marinikas fluchtreflex müsste der hilde irgendwann schon aufgefallen sein, aber resolut, wie hilde so ist, beschloss sie es wohl mit noch mehr liebe auszuheilen. in hildes welt ist, mit genug anstrengung und viel hingabe, alles möglich. so auch jetzt, wieder einmal, war das tor verschlossen, der baum zu schmal, das loch zu eng… und der zufall glücklich : die marinika steht wieder einmal da: erwischt,ertappt und aufgegabelt –unbewaffnet ,auf dem präsentierteller der breiten straße, hildes liebe ausgeliefert .


Mit diesem Abschnitt sträube ich mich (oder die Leserin in mir), denn so einfach kann das doch mit den beiden nicht sein, oder?


„es regnet, aber es ist donnerstag“ fängt hilde die unterhaltung an, verträumt lächelnd und marinikas hand streichelnd, und die marinika lächelt zurück, als hätte sie zahnschmerzen oder ein heimwehanflug und betrachtet ihre enteignete hand in hildes griff.


Ich mag deine Art, der deutschen Sprache viele uneheliche Kinder zu machen, aber manchmal werde ich dann doch standesamtsüchtig (will sagen, die Grammatik will wieder Eheringe einführen) "ein Heimweganflug" geht so nicht ...

„morgen gehen wir ins theater, aber rote haare mag ich trotzdem nicht“ bestimmt hilde weiter, und lässt marinikas ausreden auf keinen fall gelten, sondern schiebt vorsichtig und unnachgiebig die nettigkeiten nach,


nur das "die" streichen

in marinikas ohren hinein, bis diese der marinika fast den rachenraus und kinnrunter quellen…aber dagegen weiß die hilde auch was: sie tüpfelt dann liebevoll die spucke von marinikas mundwinkel weg, geschickt und präzise, mit einem spitzen taschentuch. so lange, und so zart, bis marinika endlich nachgibt und bejahend nickt, sich zu tiefst hassend.

weil,wie könnte sie bloß so hold sein und diese feine hilde reines gewissens verletzen wollen? diese herzensgute hilde, die jeden zweiten satz stolz anfängt mit „wie meine gute freundin marinika immer zu sagen pflegt…“ ?
wie?

"hold" sein und verletzen wollen?? da stimmt was nicht ...

dass würde marinika zu gerne wissen.

das


Vielleicht rattern die Texte uns beiden auf ähnliche Art das Blatt hinunter, ich muss sagen, dass ich doch immer wieder Marinika mit innerer Heiterkeit begleitete ...
aber die kleinen Ab- und Wegrutschet wollte ich dir doch signalisieren...
lG
Renée

pjesma

Beitragvon pjesma » 17.10.2012, 10:26

huhu renee, danke fürs lesen und kommentieren :-)

heimwehanflug geht sehr wohl, da denk ich hat, sich der standesamtbeamte um ein entscheidender "g" verlesen ;-)...gemeint ist der anflug vom heimweh, den gibts schon...(aber weil man sich in dem textlein auf der straße trifft, auf einem weg, bietet sich der verleser fast freiwillig ;-) )

mit hold sein...hm, ich versuche zu verstehen was da so unverständlich ist...? man kann jemandem mit ablehnung, mit "hold sein" schon verletzen...diese mut fehlt der marinika...ich weiß nicht wie ist es für dich "hold" konnotiert, es kann zweierlei gedeutet werden, ich benutzte es eigentlich im negativem sinne, mehr als "eingebildet" als traditionell, bewundernd---wie "holdes maid"...das heisst, für mich drückt das aus diese innere konflikt der marinika---jemanden nicht mögen, aber es nicht abwertend, deutlich zeigend einsetzen wollen oder können---weil der jeniger dafür nicht kann dass er so ist wie er ist und weil der, so wie er ist, eigentlich ganz liebenswerter mensch ist für viele andere "neutrale", emotional nicht involvierte menschen...nur eben dieser , etwas "holden" , auf abstand bedachten marinika eben unsympatisch, bedrängend. das textlein hieß auch ursprunglich "die marinika und antipatie", das fand ich dann aber zu platt als titel...
in dem sinne ist auch der ertser satz, bzw. die zweie, zu verstehen. sie wird gefüttert. mit begehren.
ich weiß nicht , für mich ist das auch ein "negativer satz". womöglich findet manch leser bei dem satz , wie schön, marinika wird geliebt, mehrnoch, begehrt...! meine intention ist aber etwas ironischer, war mehr in richtung "genötigt und belästigt"gemeint....schon passivbenutzung in "gefüttert" soll die frage aufwerfen---warum wird eine erwachsene, gesunde person gefüttert, sie kann das doch selbst, was für kompetenzen und rechte und motive nimmt sich der eine/ die eine? warum tut er/sie das? vor allem, da sie eh versucht sich davon zu verstecken? der, die begehrt halt. und ungewollt begehrt zu werden ist schrecklich, für alle außer für den begehrer...für den ist es schön und edel sogar...
das dachte ich kommt rüber, bin jetzt etwas traurig dass es wohl nicht der fall ist...es ist so einfach zwischen den beiden, so einfachkompliziert weil die halten mit dem benehmmuster ein statusquo das schwer zu ertragen ist (ich glaub schon dass jede von uns so eine hilde hatte und mal so eine hilde war)
man frage sich---was wäre wenn die marinika sagen würde, hilde, du nervst mich---schluge das begehren in hass?oder wenn hilde gesagt hätte "was stellst du dich so höfflich an,du eingebildetes ding, ich weiß genau, du magst mich nicht leiden?" fühlte sich die marinika verlogen und mies...warum gibt es die leute die sich besser fühlen wenn sie anstrengend begehren, oder leute die lieber in schatten bleiben wollen als im licht eine ungewollte und übertrieben "fürsorgliche" (auch verlogen!) liebe...warum trifft sich etwas im ablehnung, und wie ist es dann am fairstem handzuhaben...? das sind für mich alles themen des textes...ein sinnieren über selbstwertgefühl und arten dessens steigerns und schwankens in relation mit anderen (verschiedenartig "funktionierenden") menschen. eigentlich, eine tagesübung...
lg, pjesma
Zuletzt geändert von pjesma am 17.10.2012, 11:10, insgesamt 2-mal geändert.

pjesma

Beitragvon pjesma » 17.10.2012, 10:39

bzw. eine frage: wäre bei dem satz "wie könnte sie so hold sein blabla", hold -WERDEN- grammatisch richtiger, sinnverständlicher?

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 17.10.2012, 11:44

Liebe Pjesma, nun mag es sein, dass meine Deutung von "hold" nicht ganz vollständig ist, aber ich schau jetzt gleich im Anschluss nach : ich bin dir hold --- ich bin dir lieb gesinnt ...
bis später muss weg ...
lG
R

pjesma

Beitragvon pjesma » 17.10.2012, 12:10

huch, dann muss ich das ändern, falls es die einzige bzw. die ausgeprägste bedeutung ist...!
(vor meinem innerem auge entsteht bei "holde maid" immer so ein klischeebild von eine am fenster die sich besingen lässt und errobert sein will und sich ziert und verstellt und ist zu stolz und selbstverliebt...mein fehler wohl, danke dir!)
lg, pjesma

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 17.10.2012, 15:10

88 Synonyme in 7 Synonymgruppen
1. Gruppe - Bedeutung: lieblich [Adjektiv]
anmutig, anziehend, betörend, bezaubernd, scharmant, einnehmend, entzückend, hübsch, lieb, liebenswert, reizend, sympathisch, angenehm, anmutsvoll, hold
2. Gruppe - Bedeutung: gewogen [Adjektiv]
geneigt, gnädig, günstig, wohlgesinnt, wohlmeinend, wohl wollend, zugetan, gut gesinnt, huldreich, huldvoll, hold
3. Gruppe - Bedeutung: anmutig [Adjektiv]
graziös, hold, anmutsvoll
4. Gruppe - Bedeutung: wohl wollend [Adjektiv]
entgegenkommend, freundlich, gefällig, gewogen, gnädig, willig, wohlgesinnt, zuvorkommend, günstig, erbötig, gefügig, gesonnen, gewillt, hold, geneigt
5. Gruppe - Bedeutung: bezaubernd [Adjektiv]
attraktiv, einnehmend, galant, gefällig, hinreißend, lieblich, nett, sympathisch, zauberhaft, reizend, anmutig, entzückend, hold, hübsch, lieb, scharmant
6. Gruppe - Bedeutung: gnädig [Adjektiv]
huldreich, geneigt, günstig, herzlich, konziliant, zugetan, aufmerksam, entgegenkommend, hold, kameradschaftlich, leutselig, sanft, verbindlich, wohlgesinnt, huldvoll
7. Bedeutung: huldvoll [Adjektiv]

die Huld - ist die (evtl. herablassende) Freundlichkeit ....

Zitate:
Du holder Morgenstern
Du holde Kunst
die holde Maid


holder - eine (schöne) Pflanze

(Holunder)

etc.

So nun will ich mal schauen, was ich zu meinem Text auf "Stoffe" schreiben kann ...

lG
Renée


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