Gedanken zur Zeit

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 23.08.2012, 11:04

Wenn dir jemand Zeit gibt, heißt das nicht, dass er sie dir schenkt.

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Kurzweil ist tatsächlich kürzer als Langeweile.

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Als sie merkte, dass sie zu wenig Zeit hatte, kaufte sie sich eine Stoppuhr.

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Sie schlug nach der Uhr, denn sie hasste Zeitmesser.

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Mach das Zeitfenster auf und lass frische Minuten rein!

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Sam

Beitragvon Sam » 18.09.2012, 20:44

Hallo Amanita,

ich hatte diesen Text in meine Monatswahl genommen, weil mir diese Form unheimlich gefällt. Eine Geschichte erzählen, ein Gedicht ausdrücken, das ist eine Sache, aber kurze prägnante Sätze zu schreiben in denen Sinn und Formulierung Hand in Hand gehen, ist eine Kunst für sich.

Zwar bin ich der Meinung, dass es dier hier nur ansatzweise gelungen ist, aber allein der Versuch zählt für mich.

Gut ist der erste Satz, weil er zum Nachdenken anregt. Tatsächlich ist die meiste Zeit, die uns ein anderer Mensch gibt, nicht wirklich geschenkt, sondern nur geliehen. Er wird sie bezeiten zurückfordern.

Im zweiten Satz steckt ein Potential, dass aber durch die Formulierung noch nicht wirklich ausgeschöpft ist. Ich wüsste es nicht besser zu sagen, aber ich weiß, dass man es besser könnte.

Satz drei und vier sind extrem verknappte Erzählungen. In ihnen schrumpft der Aspekt Zeit zu Schrullen, die mich als Leser wenig berühren und auch kein Weiterdenken verursachen.

Der letzte Satz dann wieder ist in sich gut, und auch am Ende gut gesetzt. Obwohl ich auch hier das Gefühl habe, man könnte das noch viel besser ausdrücken, ohne dass ich einen Vorschlag dazu hätte. Leser sind eben ein verdammt verwöhntes Volk.

Ich hoffe, du belässt es nicht bei diesem Versuch.

Gruß

Sam

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 18.09.2012, 23:10

allein der Versuch zählt für mich

Hallo Sam, ich grinse mir hier eins in den Kragen. Fühle mich in Schulzeiten zurückversetzt, ich glaube, da habe ich so was öfter mal gehört :)

Danke fürs Motivieren - und für Deine Erläuterungen, die ja durchaus Zeit kosteten.

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leonie
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Beitragvon leonie » 19.09.2012, 14:11

Vertriebene Zeit kehrt nicht zurück...

Liebe Amanita,

ich finde den Ansatz auch spannend, er hat etwas aphoristisches. Und er inspiriert.

Ich musste beim ersten Satz an Menschen denken, die einem eher die Zeit stehlen (obwohl es erstmal vielleicht so
aussieht, als schenkten sie sie einem....)

Liebe Grüße

leonie

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 27.10.2012, 10:15

Ich mach', so wunderbar motiviert, mal weiter:




Nicht einmal Tagedieben ist es möglich, Zeit zu stehlen.


Gibt es noch eine andere Zeit als die Uhrzeit?


Zeitbomben werden oft über Krankenbetten abgeworfen.


Wenn man sagt "Ach du liebe Zeit", meint man alles andere als das.


Warum spricht man von "anderen Zeiten"?


Tragen Zeitgenossen immer eine Uhr mit sich?


Sternstunden sind heller als Sonnenstunden.


Die Uhr ist versandet.


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