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Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 19.08.2012, 22:15

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 19.08.2012, 22:21

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 19.08.2012, 23:20

Liebe Amanita,
ich verstehe ehrlich gesagt Deine Frage nicht ganz. Wem solltest Du denn zu nahe treten? Der wirklichen Frau, die Du beobachtet hast? Dann lass doch den Nachsatz einfach weg - der ist im Grunde ja überflüssig.

Dass Greta mit den Stoffbeuteln etwas "Schräges" tut, war mir schon recht früh klar, es wird ja deutlich angekündigt. Ich war nur noch im Zweifel, ob sie vielleicht stiehlt oder einfach weggeworfene Sachen sammelt. Der Grund dafür bleibt etwas diffus, und das macht die Geschichte für mich wirklich interessant. Dass sie die schönen bunten Beutel, ein "Regenbogen", dazu nutzt, Flaschen zu sammeln und sich von dem Erlös einen bunten Blumenstrauß zu kaufen - das ist auf einer rationalen Ebene irgendwie nicht nachvollziehbar, aber "mit dem Bauch" sofort zu begreifen.

Bei uns im Ort gibt es übrigens auch eine Flaschensammlerin, die ich oft mit dem Rucksack gehen sehe (sie muss ungefähr in meinem Alter sein und hat einen sehr dynamischen Gang wie jemand, der ständig weite Strecken läuft). Die Versuchung ist groß, eine etwas platte Geschichte drumrum zu dichten über jemandem, der wirklich aufs Sammeln angewiesen ist, wenn er nicht betteln will. Das hast Du sehr geschickt umgangen und statt dessen einen Hauch Geheimnis in die Geschichte gebracht, der mir sehr gefällt.

Greta war gerade heimgekommen, nach einem erfolgreichen Spaziergang, hatte die bunten gefüllten Tragetaschen nicht ganz ordentlich im Flur abgestellt (was sie sonst nie tut), um gleich ein Duftbad zu nehmen.


Hier hätte ich statt "was sie sonst nie tut" geschrieben "was sie sonst immer tut", nämlich ordentlich abgestellt. Natürlich funktioniert es auch so, aber irgendwie ist da ein Stolperer, finde ich.

Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 19.08.2012, 23:28

Danke, Zefira. Es ging nicht um den letzten Satz - in einer Großstadt sammeln soooo viele -, sondern darum, dass die Geschichte eventuell (irgendwo) herablassend klingen könnte.

Ich kann diesen (letzten) Satz natürlich auch weglassen.

Die andere Stelle überdenke ich nochmal, ich denke, da muss hin, dass Greta die Flaschen sonst gleich in den Keller bringt.

ecb

Beitragvon ecb » 21.08.2012, 12:53

Für mich stellt Gretas Handlungsweise einen kleinen subversiven Akt der Unabhängigkeit dar, der sich gegen die Schwiegertochter und deren Statuswelt richtet, mit der die alte Frau terrorisiert wird.

Mir gefällt das :razz:

Liebe Grüße
Eva

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 21.08.2012, 14:44

So ist es (primär gedacht), liebe Eva - allerdings soll sich der Leser noch anderes dazu denken (können). So bekommen manche alten Menschen ja auch wieder kindliche Züge. Solche Facetten habe ich versucht anzutippen.

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Eule
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Beitragvon Eule » 21.08.2012, 14:55

Mir gefällt die Geschichte. Im ersten Absatz würde ich aber eines der beiden "auch"s weglassen ... auch eine Jacke [...]/ Auch ihre Handschuhe ... [...] . :-)
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 21.08.2012, 14:58

Danke, danke, Eule.

Gerda

Beitragvon Gerda » 26.08.2012, 07:57

Liebe amanita,

diesen Text habe ich sehr gern gelesen.
Es sind viele Datails anhand derer ich mir deine Protagonistin sehr lebendig und lebhaft vorzustellen vermag.
Liebevoll beschreibst du, baust zu Beginn eine gewisse Spannung, hinsichtlich der familiären Situation auf und lässt die Geschichte rund aber offen ausklingen. Es gibt keinen Moment, indem ich ich das Gefühl hatte, hier müsste etwas geändert werden. Alles passt zusammen und ist fein auserzählt, ohne eine Spur von Larmoyanz.

Zei Kleinigkeiten fielen mir auf:

pastellenen Rock,


Nach meinem Empfinden hört sich pastellfarben geschmeidiger an

Greta könnte nämlich so recht keine Antwort geben.


Hier würde ich drehen aus Gründen des Klanges:

So recht eine Antwort, könnte Greta nämlich nicht geben.

Eine schönen Sonntag und herzliche Grüße
Gerda

Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.08.2012, 10:35

Huhu Ama,


Wenn Greta sich aufmacht – einmal am Tag muss man raus, egal, ob es stürmt oder regnet –, will sie nicht schlunzig aussehen.

Einen Schachtelsatz gleich zum Einstieg finde ich nicht so prickelnd.

pastellene

das Wort kenne ich nicht. "pastellen" oder "pastellfarbenen"

zu dem es auch eine passende Jacke gibt. Heute ist es augustheiß, da braucht man sie nicht.

Das finde ich umständlich ausgedrückt. Ich frage mich, was das überhaupt soll. Wenn es heiß ist, braucht man keine Jacke, aha!

Sie packt ihre Lederhandtasche, noch ein Geschenk, damals, von ihrem Mann,

"noch" lässt mich stolpern, würde ich streichen, dachte erst -ohne Berücksichtigung des Kommas- sie packe ein Geschenk ihres Mannes ein.

Auf manche hat sich ein Tränenmuster gezeichnet, Reste brackiger Flüssigkeiten;

sehr schön

weil Bella doch zwei Handies hat und vorher anrufen könnte.

Handys
Kann man nur mit zwei Handys anrufen? Sind zwei Handys besonderer Wohlstand? Das ist albern.

Heute kommt Bella nicht; das ist gut.

Hier ist der Erzähler perspektivisch so nahe an Greta dran, dass mich das Wissen, Bella komme heute nicht, irritiert, nach der Erläuterung der Überraschungsbesuche.

Bella pirscht sich immer wieder an dieses Wort heran, als sei es in einem Giftschrank untergebracht,

Pirscht man sich an Giftschränke an? Auch wenn er schwer hinkt, gefällt er mir irgendwie der Vergleich.

Im übrigen

Wenn NR dann alles?

Tragetaschen nicht ganz ordentlich im Flur abgestellt

also unordentlich?
Oder was ist "nicht ganz ordentlich"?

Wo wir gerade in der Wohnung sind. Ich fände es schön, wenn Bella die Blumensträuße auffielen.

um gleich ein Duftbad zu nehmen.

Ich weiß nicht, ich finde hier übertreibst du etwas. Ja, wir haben ja kapiert, dass sie keine Asoziale ist.

„ich sehe, dass du neuerdings in Müllbergen versinkst.…“

So spricht doch kein Mensch auf dieser Welt.
Dann formuliere das lieber indirekt.

„Aber dass hinterher niemand was von Verwahrlosung erzählt“

auch hier.

und stöckelt die Treppe hinunter,
...
Marmorböden im Haus haben muss,

Bella ist Klischee, Bella ist stereotyp.
Ich denke, diese billig plakative Anlage hat Bella und die Geschichte nicht nötig. Überhaupt braucht sie keinen Antagonisten. Warum sollte sie nicht ernsthaft besorgt sein? Was hast du für Vorstellungen vom Verdienst eines Meeresbiologen?

Als es an der Zeit war, sich kleiner zu setzen (so nennen es Gretas Freundinnen),

Ich sehe Greta freundinnenlos. Ansonsten schöne Wendung.

Das Blumenende gefällt mir sehr. Es macht die Greta "schön verrückt" und "entrückt" das Ganze vom Materiellen...

Gruß
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 26.08.2012, 14:08

Hallo Nifl, ja und nein.

Beim Einstieg einszunull für Dich! Ich hätte "prinzipiell" auch lieber was Kurz-prägnant-Prickelndes gehabt, kriegte letztlich die Kurve nicht, weil sich Greta irgendwie umständlich "fertig macht". Vielleicht könnte man irgendwas davor setzen, mir selbst kam leider keine andere Idee, als ins Geschehen hineinzuschachteln.

Pastellfarben ist für mich was anderes als pastellen. Ich bin änderungsbereit, ganz ohne Zweifel, aber das Wort pastellfarben wollte ich von Anfang an nicht. Das könnte apricot sein oder hellgrün. Rock und Jacke sind aber von (vielen) Pastellfarben gesprenkelt oder gepudert oder wie immer das heißt. Schick-altmodisch.
Die Jacke gehört "eigentlich" dazu, weil es sich um ein Kostüm handelt - schick-altmodisch eben. Greta hat schon das Gefühl, dass ihr Outfit ohne Jacke nicht ganz komplett ist, aber beim Sammeln hat sie wiederum keinen Arm frei, über den sie die ausgezogene Jacke legen könnte.

noch von damals, die Ledertasche: Wär' mir schon wichtig, da "was fürs Leben". - Gibts Alternativvorschläge??

Zwei Handies: albern, ganz genau. (Kommt vor, ich habe "solche" Bekannten - Ihr nicht? Ich erlebe immer häufiger, dass ich irgendwo anrufe - nicht in einem Unternehmen - und dann klingelts von irgendwoher ins Gespräch. "Augenblick, ich muss mal eben ..." - "Du, ich hab gerad' die M. am Telefon, ruf gleich zurück!")

Heute kommt Bella nicht. Da versteh ich Deine Kritik nicht, Nifl. Greta fürchtet immer latent, dass ihre Schwiegertochter reinschneit. Heute kann sie "planmäßig" weg, weil sie nicht aufgehalten wird.

nicht ganz ordentlich - wie man eben Tragetaschen "parkt", die man gleich woandershin bringen will.

"ich sehe, dass du neuerdings in Müllbergen versinkst" - ich sprech' so! Warum denn nicht?

Bella ist Klischee, Bella ist stereotyp. - Jau, ist sie. Sie verkörpert die Wohlstandsgeneration und ist fantasielos. Ich brauche sie hier so wie ist! Sie passt nicht zum Meeresbiologen, hat längst eine andere Richtung eingeschlagen. Was der verdient, ist eh wurscht, da Bella selbstverständlich selbst einen Beruf hat, die Marmorböden sind im übrigen von Greta finanziert. Der Hinweis darauf ist das geschenkte letzte Bild (so etwas "der letzte Heller"). Das "Ankleidezimmer" sollte - latent - darauf hinweisen, dass Bella kinderlos ist und viel Platz hat.


Danke fürs Aufdröseln!

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 26.08.2012, 14:13

Ach ja, Duftbad hatte ich noch vergessen. An dieser Stelle hatte ich, zugegeben, länger überlegt. Ein Bad nehmen klang mir zu schnöde nach "Dreck abwaschen", betonte nun MIR zu sehr, dass sie "keine Asoziale" ist. Eine Komponente, dass das Bad angenehm ist, Spaß macht usw. wollte ich gern drin haben ... (bin änderungsbereit, wenns mich überzeugt!)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.08.2012, 16:04

Pastellfarben ist für mich was anderes als pastellen. Ich bin änderungsbereit, ganz ohne Zweifel, aber das Wort pastellfarben wollte ich von Anfang an nicht. Das könnte apricot sein oder hellgrün. Rock und Jacke sind aber von (vielen) Pastellfarben gesprenkelt oder gepudert oder wie immer das heißt. Schick-altmodisch.
Die Jacke gehört "eigentlich" dazu, weil es sich um ein Kostüm handelt - schick-altmodisch eben. Greta hat schon das Gefühl, dass ihr Outfit ohne Jacke nicht ganz komplett ist, aber beim Sammeln hat sie wiederum keinen Arm frei, über den sie die ausgezogene Jacke legen könnte.

Whow, ja, wenn da so viel dahintersteckt, dann muss das so.

Zwei Handies:

Weil du wieder damit anfängst. Plural von Handy ist lt. Duden Handys, genauso wie Partys.
Gilt das immer noch für Smartphonezeiten?

Heute kommt Bella nicht. Da versteh ich Deine Kritik nicht, Nifl. Greta fürchtet immer latent, dass ihre Schwiegertochter reinschneit. Heute kann sie "planmäßig" weg, weil sie nicht aufgehalten wird.

Ja, verstehe meine Kritik auch nicht mehr. Hatte das als Futour ä Futur gelesen.

"ich sehe, dass du neuerdings in Müllbergen versinkst" - ich sprech' so! Warum denn nicht?

echt? "Ich sehe, dass du neuerdings..." ? nicht vielleicht eher: "Du versinkst ja in Müllbergen!" oder: "In letzter Zeit versinkst du ja geradezu im Müll!"
oder: "Wo kommt denn der ganze Müll her?"

Bella ist Klischee, Bella ist stereotyp. - Jau, ist sie. Sie verkörpert die Wohlstandsgeneration und ist fantasielos.

ich glaube auch nicht an DIE Wohlstandsgeneration. Klischees und Stereotypen sind halt immer sehr laut und das finde ich schade für einen Text, der leiser noch viel besser wirken würde...

(bin änderungsbereit, wenns mich überzeugt!)

Menno! Will doch auch keiner. Ich ändere meine Signatur in: "Ich bin kein Diktator"

Gruß
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 26.08.2012, 18:07

Hihi, nee, Nifl, das haste falsch verstanden. Es gibt Stellen, mit denen ich selbst nicht ganz zufrieden bin (von Anfang an nicht war, nur keine bessere Idee hatte; oder, einmal draufgestupst, nicht mehr bin) - darauf bezog sich das "änderungsbereit". Andere Stellen würde ich lieber so lassen.
Nicht mehr + nicht weniger; nix Diktator.

Gut, Handys. Ich habe nicht in den Duden geguckt, kenne halt noch "Babies".
Du, eine alte Frau unterscheidet nicht unbedingt zwischen Handy im engeren Sinne und Smartphone. Ja, vielleicht hat Bella beides. Es geht doch um doppelt-und-dreifache Möglichkeiten zu telefonieren. (Ganz früher hätte ich vielleicht schreiben können: Sie hat die Telefonzelle doch vor der Haustür :)


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