abschnitt/arbeitstittel: perspektive

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
pjesma

Beitragvon pjesma » 13.07.2012, 13:30

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Gerda

Beitragvon Gerda » 13.07.2012, 14:52

Liebe Pjesma,

jetzt versuche ich anhand meiner im anderen Faden mitgeteilten Meinung zu "Kindheit-Erinnerungstexten", etwas zu diesem Text zu sagen. Ich hatte ihn schon gelesen, bevor ich im anderen Faden schrieb.

Mir war nicht klar und ich meine, das sollte der Text von Beginn an leisten, dass es sich um ein Kind im Gitterbett handelt. Der Text klingt für mich beklemmend und so, als läge jemand auf der Intensivstation oder in der Psychiatrie.
Erst am Ende weiß ich was gemeint ist. Die Beklemmung bleibt, weil das Kind sich offenbar eingesperrt und ausgeliefert vorkam. Ein wenig klingt sogar Hospitalismus an. Eine schwerwiegende Kindheitssituation ist m. E. noch nicht gut eingefangen.
Man erfährt zu wenig, um diese Geschichte einortnen zu können.
Wie alt ist ein Kind höchstens, das im Gitterbett, "aufbewahrt" oder zum Schlafen gelegt wird?
Warum wird im Präsenz erzählt? (Mir fehlt der Abstand des Erzählers zum Kind).
Ich denke, dass es eines Kniffs bedarf, um den Leser nicht so im Unklaren darüber zu lassen, dass sich ein Kind erinnert. So wie die Geschichte auf mich wirkt, hat sie etwas sehr Altkluges. Es sind eben nicht die Worte des Kindes, die vom Lack und Metall erzählen ...
Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, einen Erzähler einzuführen der diese Erinnerung reflektiert.

Liebe Grüße
Gerda

ecb

Beitragvon ecb » 13.07.2012, 16:10

Ich glaube, ich schließe mich weitgehend Gerda an. Vorverbale Erfahrungen der eigenen Kindheit in der Ich-Form zu erzählen, halte ich für unmöglich, da diese Erfahrungen ja nicht in Worten gemacht wurden. Deshalb ist es notwendigerweise die Erzählung des Erwachsenen, der die Worte gewissermaßen der kindlichen Wahrnehmung überstülpt, was ich auch bei deinem Erzählansatz hier so empfinde.

Da könnte vielleicht wirklich die Perspektive der dritten Person helfen oder ein Erzählen überhaupt erst möglich machen. Denn dann könnte der Erwachsene sich neben das Kind, das er/sie einmal war, stellen und es aus jenem Abstand heraus, der sich ohnehin unausweichlich durch die Jahre ergeben hat, beobachten und darstellen, zeigen.

Und es ginge definitiv darum, nicht zu analysieren und zu benennen, sondern zu zeigen, und das kann meines Erachtens nur aus der Distanz der dritten Person geschehen, die dadurch erst die Freiheit zum Erzählen gewinnt.

Dies mal so vorläufig angedacht
mit lieben Grüßen
Eva

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.07.2012, 16:22

...
Zuletzt geändert von Mucki am 30.05.2016, 19:21, insgesamt 1-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 13.07.2012, 16:33

Also ... ich finde den Text klasse.

Für mein Empfinden fasst du genau das in Worte, was ein Klein(st)kind in seinem Gitterbettchen fühlt.
Ich kann deine Zeilen sehr gut nachvollziehen, kann mir bestens vorstellen, wie das Kind zB den Geschmack empfindet (sie nehmen ja alles in den Mund - es ist ja ihre Art sich an die Dinge ranzutasten).

Ich finde hier keine Diskrepanz zwischen dem "In-Worte-Fassen" und dem tatsächlichen Erleben.

Ich finds gelungen, pjesma!

Liebe Grüße
Diana
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

pjesma

Beitragvon pjesma » 13.07.2012, 17:02

mist! jetzt ist mir lange antwort in orkus verschwunden---tooooob! alle die "scharfe" gedanken ...
ich melde mich später noch mal ausführlich...erstmal vielen dank für die meldungen...muss jetzt erst etwas unvirtuelles bewältigen :-(

pjesma

Beitragvon pjesma » 14.07.2012, 09:40

hallo :-)
ich danke euch für die kommentare noch einmal...in diesem falle empfinde ich konkretes "gemäkel" als sehr willkommen, weil ich eben diese perspektive gewählt habe die ein bisschen drahtseilakt ist...und rückmeldung mir helfen "oben drauf" zu bleiben, und nicht ausrutschen...
ich verweiße hier auch auf die allgemeine diskussion über "kindesperspektive":
viewtopic.php?f=38&t=13293&view=unread#unread

@gerda----wirklich, hospitalismus? oder ist das etwas reininterpretiertes, hm?...bzw. ich sehe nicht dass ich die länge des aufenthalts im bett als gravierend bezeichne im text, eher die mühen des aufrechtstehens---welche man eh alleine durchziehen muss...es ist nirgendwo ein unglück über "eingesperrt" sein zu lessen, mmn., ich thematisiere eher die FRUSTRATION über unzuverlässige laufunterlage...? womöglich aber färbt die anfängliche unklarheit und erzeugt dein unglücklicheingesperrt-eindruck (ich empfinde den metallener bett mehr als ort der sicherheit---im gegensatz zum netzteil), weil es bei dir erstmal als erwachsene geschichte ankommt...mal sehen, muss mir drüber noch gedanken machen wie ich es klarer stellen sollte.

vielen dank noch mal :-)

pjesma

Beitragvon pjesma » 14.07.2012, 09:51

ich hab jetzt noch ein teilchen zugefügt...leider nicht geschafft den fetten kursiven letzten absatz fett und kursiv auch zu hervorheben (gabi, was mach ich falsch? der text scrollt von selbst zum anfang, bei markierungs-versuch...?)...klappt irgendwie nicht in korrektur modus...wäre aber wichtig, da hier der "allwissender" auftaucht...

Gerda

Beitragvon Gerda » 14.07.2012, 10:31

Das, was du eingefügt hast, liebe pjesma, macht es m. E. nicht besser. Es wirkt es noch weniger authentisch.
Ich weiß nicht, ob du schon Zeit hattes, die Kommentare im anderen Faden zu lesen.
mehrfach wurde erwähnt, dass:
Die geschriebenen Sätze, die Sätze einer Erwachsenen sind
Für mich ein essentieller Grund, weswegen es nicht funktionieren kann:.
Ich nehme dem Kind die Gedanken in diesen Sätzen nicht ab.

Liebe Grüße
Gerda

pjesma

Beitragvon pjesma » 14.07.2012, 10:39

das musst du nicht, gerda. nicht jeder leser ist mein leser, und ich gräme mich deshalb nicht. aber eine frage habe ich: wie sollten die sätze eines babys aussehen, damit sie auf dich "authentisch" wirken? es wäre eine ziemlich dadaistische angelegenheit ;-). nonverbales in die worte fassen zu können ist grundlage jede poetik, meiner meinung. (ich will jetzt nicht meiner prosa oben poetisches unterstellen, natürlich)...aber zu sagen dass es unsagbares gibt ist für ein schreiber eine kapitulation bevor ein kampf überhaupt angefangen hat.
lg, pjesma

übbrigens, wegen deine frage nach zeugen...hab etwas geyoutubt, da ich eltern nicht fragen kann... und "ckalja" sendungen gefunden im 1967...

Gerda

Beitragvon Gerda » 14.07.2012, 11:04

Liebe Pjesma,

ich dachte, du bist auf der Suche nach der besten literatrischen Möglichkeit, dem potentiellen Leser deine Geschichte glaubhaft zu machen.
Ich bin ja nicht die einzige, die dir das so nicht abnimmt.

Wenn du bereits so felsenfest überzeugt bist, davon, dass du es nur so schreiben kannst, ist es müßig über literarisch wahrhaftige Möglichkeiten zu diskutieren.

Liebe Grüße
Gerda

pjesma

Beitragvon pjesma » 14.07.2012, 11:21

gerda, du gehst nicht auf meine argumente ein, so ist es auch müßig und einseitig...ich habe mehrere fragen gestellt um die diskussion auch auf meine schiene zu verschieben, auch in dir zweifel aufkommen lassen zu erlauben, ein DIA-log zu entfachen. recht behalten wollen möchten wir alle, aber in literarischer umsetzung altgeleierte dogmen lehrerhaft neuaufzutischen ist mir persönlich weniger sachdienlich als ein sich neugierig einzulassen in etwas was nicht so mainstream ist und ein fehler werden kann (wenn schon, durch spielen lernt man).
im übrigen ist der link den du gestellt hast fantastisch, dies wo du dich kurz angelesen hast...wäre für mich eine basis für die diskussion, wenn du es dann gelesen hast. wirklich gut.
lg, pjesma

pjesma

Beitragvon pjesma » 14.07.2012, 11:29

allerdings, es gibt ein satz den ich restlos streichen werde, bei de sehe ich es ein, bzw. es muss ganz anders aufgefasst werden...und der satz ist mir ausgerutscht grad weil ich für ein moment die perspektive aus dem kind heraus verschoben habe in "schreibendes, erklärendes".ich..und das ist

"Es geschieht etwas zwischen Menschen wenn sie so da sitzen, niemand ist länger fremd. Sie gehören zusammen, genauso wie sie da sitzen. Es gibt wohl ein „wir“ welches mich einbezieht. "

Mucki
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Registriert: 07.09.2006
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Beitragvon Mucki » 14.07.2012, 13:25

...
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