Grauwacke
Verfasst: 01.07.2012, 13:40
Ting ting. Manche passen, als seien sie füreinander geschaffen. Eigenwillige Kanten und Bögen schmiegen sich zusammen. Manchmal nimmt er einen schon gesetzten Stein wieder aus dem Basaltsplittbett. Wenn er zu gut passt und keine Luft mehr bleibt. Das darf niemand sehen, weil ein Profi sich darüber freuen muss, wenn keine Luft mehr bleibt. Manchmal haut er auch ein -zweimal mehr als nötig auf einen Stein, weil es zu einer Melodie gehört. Oder weil er gerade an eine Kirchenglocke aus dem Süden denken muss. Ein Ting Ting Ting Ting aus der Terrakottawelt mit schwarzhaarigen Frauen, die immer lächeln. Im Süden, wo er noch nie war. Er arbeitet nicht mit Handschuhen und lauter gelbe Hornhügel zieren seine Hände. Nach dem Baden sind sie ganz weich, sonst kann er sich mit ihnen kratzen. Er muss die Steine einfach fühlen, sagt er. Selbst den Stiel des Berliner Pflasterhammers (er nennt ihn Frau Knef) hat er noch um ganze drei Zentimeter gekürzt, erst dann bekam das Ting den richtigen Ton, erst dann passte sein Gefühl mit der Höhe zusammen. An manchen Tagen greift er immer die falschen Steine aus dem Haufen. Dann wird er auch schon mal wütend und sagt du Arsch zu einem Stein.
Weil er an solchen Tagen immer nach Hause gegangen ist, arbeitet er jetzt auf eigene Rechnung. Mit den Aufträgen ist es aber schwierig. Er weigert sich Steine aus Vietnam, China, Indien oder Pakistan zu verarbeiten. Er versteht ihre Sprache nicht. Dass sie ordinär sind mit ihren grellen Farben und ein roter Melahyr aus Pakistan eine Nutte für ihn ist, behält er für sich. Am liebsten nimmt er gebrauchte Steine. Eine Kundin hat er schon mal angemotzt, weil sie keine gebrauchten wollte. Du Kuh, wie können Steine gebraucht sein? Den Auftrag bekam er nicht. Gut so, denn im Bonsaigarten war eine Enge und er hätte die Steine verraten. In so einem Umfeld würden sie dann auch gar nicht mehr erzählen. Zum Beispiel wie eine Frau im Regen auf ihnen tanzte, oder vom Penner, der bei Minusgraden stürzte und mit seiner Wange die glatte Oberfläche berührte, murmelte, er sei im Paradies bevor er starb.
Am liebsten setzt er Buntsteinpflaster in Kreisen und Bögen. Aber das allein reicht ihm nicht. Er will sie sein lassen. Ganz automatisch greift er nach Tönen, konturiert mit Grauwacke. Auf einer runden Steinterrasse kann man nun die Tänzerin sehen, wenn es regnet, schimmert sie und lächelt. Nur für ihn.
Weil er an solchen Tagen immer nach Hause gegangen ist, arbeitet er jetzt auf eigene Rechnung. Mit den Aufträgen ist es aber schwierig. Er weigert sich Steine aus Vietnam, China, Indien oder Pakistan zu verarbeiten. Er versteht ihre Sprache nicht. Dass sie ordinär sind mit ihren grellen Farben und ein roter Melahyr aus Pakistan eine Nutte für ihn ist, behält er für sich. Am liebsten nimmt er gebrauchte Steine. Eine Kundin hat er schon mal angemotzt, weil sie keine gebrauchten wollte. Du Kuh, wie können Steine gebraucht sein? Den Auftrag bekam er nicht. Gut so, denn im Bonsaigarten war eine Enge und er hätte die Steine verraten. In so einem Umfeld würden sie dann auch gar nicht mehr erzählen. Zum Beispiel wie eine Frau im Regen auf ihnen tanzte, oder vom Penner, der bei Minusgraden stürzte und mit seiner Wange die glatte Oberfläche berührte, murmelte, er sei im Paradies bevor er starb.
Am liebsten setzt er Buntsteinpflaster in Kreisen und Bögen. Aber das allein reicht ihm nicht. Er will sie sein lassen. Ganz automatisch greift er nach Tönen, konturiert mit Grauwacke. Auf einer runden Steinterrasse kann man nun die Tänzerin sehen, wenn es regnet, schimmert sie und lächelt. Nur für ihn.