Endlich frei!
Verfasst: 17.04.2012, 19:52
Vermaledeites Internet! Der Schaden, den es der weltweiten Produktivität täglich zufügt, ist selbst in astronomischen Einheiten kaum auszudrücken und kann von seinem Nutzen jedenfalls unmöglich übertroffen werden.
Jeder kann jedem jederzeit alles schicken, und in der Zeit, da man im einen Mailaccount die Mitteilung überfliegt, wie Friedas Abiturprüfung gelaufen ist (eine Nachricht, auf die man schon eine Weile gewartet hat, weswegen man eigens für sie die Lektüre des Wetterberichtes unterbrochen hat, der über das Schicksal des für den Folgetag geplanten Ausfluges entscheiden würde (und dem man sich wiederum erst zuwenden konnte, nachdem man den gerade begonnen Bericht beiseite gelegt hatte)) fällt einem schon ein, dass ja der Kühlschrank leer ist und man daher dringend im anderen Account nachsehen sollte, ob Mitbewohner Heinz wie versprochen für die WG kocht und wie lange andernfalls der Supermarkt heute geöffnet ist.
Man kommt zu nichts! Eins unterbricht das andere, und während man B beginnt, denkt man längst daran, in Gedanken an C endlich A zu beenden.
So ist es eben mit Netzen: Man kann sich durch kleine Schritte darin windeseilig vom Ziel entfernen. Das unterscheidet sie von Ketten. Ihre subtile Macht untergräbt schließlich auch den entschlossensten Versuch, sich nun auf diese eine und keine andere Sache zu konzentrieren.
Aber nicht mit mir! dachte ich, als mir dieses Licht heute im Büro zwei Stunden nach der Mittagspause (über der Lektüre eines Aufsatzes) plötzlich aufging. Mannhaft unterdrückte ich den Impuls, zum Computer zu rasen, um meine E-Mails zu checken. Schließlich war ich gerade bei etwas anderem, was meine volle und andauernde Konzentration ebenso verlangte wie verdiente. Was konnte um 16.00 in einer Universität schon so wichtig sein, dass es keinen Aufschub duldet?
Sicher, dieser oder jener mochte sich wegen dieser oder jener Kleinigkeit gemeldet haben, doch schließlich war es mein Recht, nein, geradezu meine Pflicht, die Bearbeitung aufzuschieben! Gerade die Unsitte, auf jede noch so belanglose Nachricht sofort zu reagieren, erzeugt jenen Druck zum gedanklichen Trippelschritt, dem ich nun als Geläuterter gravitätisch zu entschreiten gedachte.
Freilich, die Versuchung war groß. Ich aber riß mich zusammen und faßte schließlich den stolzen Beschluß: Während der verbliebenen 1 1/2 Stunden Bürozeit keine Tastatur mehr anzurühren und, was zu tun war, nach alter Vorväter Sitte mit Stift und Papier in Angriff zu nehmen. Den Rechner schaltete ich vorsichtshalber aus, damit er mich nicht in Versuchung führe.
Und - was soll ich sagen? Beglückt über meine, durch eiserne Disziplin errungene Freiheit vom aufmerksamkeitsdefizitären Zeitgeist und meine neuen Einsichten trat ich schließlich den Heimweg an!
Meine Mail habe ich kurz vorher doch noch gecheckt. Mit meinem Entschluß lag ich natürlich völlig richtig, aber es es hätte ja etwas wichtiges dabei sein können. Man weiß ja nie.
Jeder kann jedem jederzeit alles schicken, und in der Zeit, da man im einen Mailaccount die Mitteilung überfliegt, wie Friedas Abiturprüfung gelaufen ist (eine Nachricht, auf die man schon eine Weile gewartet hat, weswegen man eigens für sie die Lektüre des Wetterberichtes unterbrochen hat, der über das Schicksal des für den Folgetag geplanten Ausfluges entscheiden würde (und dem man sich wiederum erst zuwenden konnte, nachdem man den gerade begonnen Bericht beiseite gelegt hatte)) fällt einem schon ein, dass ja der Kühlschrank leer ist und man daher dringend im anderen Account nachsehen sollte, ob Mitbewohner Heinz wie versprochen für die WG kocht und wie lange andernfalls der Supermarkt heute geöffnet ist.
Man kommt zu nichts! Eins unterbricht das andere, und während man B beginnt, denkt man längst daran, in Gedanken an C endlich A zu beenden.
So ist es eben mit Netzen: Man kann sich durch kleine Schritte darin windeseilig vom Ziel entfernen. Das unterscheidet sie von Ketten. Ihre subtile Macht untergräbt schließlich auch den entschlossensten Versuch, sich nun auf diese eine und keine andere Sache zu konzentrieren.
Aber nicht mit mir! dachte ich, als mir dieses Licht heute im Büro zwei Stunden nach der Mittagspause (über der Lektüre eines Aufsatzes) plötzlich aufging. Mannhaft unterdrückte ich den Impuls, zum Computer zu rasen, um meine E-Mails zu checken. Schließlich war ich gerade bei etwas anderem, was meine volle und andauernde Konzentration ebenso verlangte wie verdiente. Was konnte um 16.00 in einer Universität schon so wichtig sein, dass es keinen Aufschub duldet?
Sicher, dieser oder jener mochte sich wegen dieser oder jener Kleinigkeit gemeldet haben, doch schließlich war es mein Recht, nein, geradezu meine Pflicht, die Bearbeitung aufzuschieben! Gerade die Unsitte, auf jede noch so belanglose Nachricht sofort zu reagieren, erzeugt jenen Druck zum gedanklichen Trippelschritt, dem ich nun als Geläuterter gravitätisch zu entschreiten gedachte.
Freilich, die Versuchung war groß. Ich aber riß mich zusammen und faßte schließlich den stolzen Beschluß: Während der verbliebenen 1 1/2 Stunden Bürozeit keine Tastatur mehr anzurühren und, was zu tun war, nach alter Vorväter Sitte mit Stift und Papier in Angriff zu nehmen. Den Rechner schaltete ich vorsichtshalber aus, damit er mich nicht in Versuchung führe.
Und - was soll ich sagen? Beglückt über meine, durch eiserne Disziplin errungene Freiheit vom aufmerksamkeitsdefizitären Zeitgeist und meine neuen Einsichten trat ich schließlich den Heimweg an!
Meine Mail habe ich kurz vorher doch noch gecheckt. Mit meinem Entschluß lag ich natürlich völlig richtig, aber es es hätte ja etwas wichtiges dabei sein können. Man weiß ja nie.