Hallo Herby,
vielen Dank für deine Gedanken zu diesem kleinen Sätzchen! Ihn als Aphorismus zu bezeichnen ist schon ein wenig gewagt, aber eine andere Bezeichnung ist mir nicht eingefallen. Er ist auch nicht als Endpunkt, also der Ausformulierung eines Gedankens gedacht, sondern eher als eine Schlussfolgerung, die aber durch ihre Formulierung und auch den Titel in Frage gezogen wird. Deswegen die Wörter "scheinbar" und "vielleicht".
Ganz bewusst habe ich auch geschrieben "mit den Menschen" und nicht ZU den Menschen. Denn dass Gott zu den Menschen geredet hat, das glauben ja viele, z.B. durch die Bibel. Aber, wenn es ihn denn gibt, redet auch auch mit den Menschen? Hier würde ich aus meiner Erfahrung sagen: Nein. Also auch wenn ich annähme, er habe einst ZU den Menschen geredet, bleibt die Frage, warum er nicht mit den Menschen redet, sprich eine Konversation stattfindet, die nicht nur von unten nach oben, sondern auch auf gegenteiligem Wege stattfindet. Und da setzt die mit einem großen Vielleicht versehene obige Aussage an. Das Gebet als Selbstgespräch.
Du schreibst am Ende:
Vielleicht redet Gott ja mit dem Menschen, doch der ist mitunter (auf dem Ohr) taub?
Da bleibt die Frage, welches "Ohr" das nun sei. Die buchstäblichen Ohren können es ja nicht sein. Bleibt also nur das vielstimmige Orchster aus Bibelinterpretationen (nebst Auslegung sämtlicher anderer heiligen Schriften), individuellen (und somit nicht wirklich nachweisbaren) Gotteserfahrungen, verführerischen Heils- und Erlösungs theologien und und und. Hinzu kommt die eigene Lebenserfahrung, die ja auch immer einer Selbstinterpretation unterliegt. Die Frage ist also nicht nur, ob man auf "dem Ohr" taub ist, sondern auch, ob man das, was man denn gehört hat, auch wirklich Teil der gewünschten Kommunikation ist.
Kommt man für sich zu dem Schluß, dass es keinen Gott gibt, oder wenn ja, dass ihm die Menscheit als ganzes, und der Mensch als einzelner völlig egeal ist, dann verpuffen diese Fragen. Denke ich mir aber einen Gott, den es als Person wirklich gibt und stelle mir die Frage, warum er die direkte Kommunikation verweigert, dann könnte obiger Satz darauf eine Antwort sein.
Gruß
Sam