Die Ungeliebte

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Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 29.10.2010, 20:14

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 29.10.2010, 22:47

Liebe Renée,
ich mag Tony Buddenbrook so sehr, dass ich sie in die Liste meiner Lieblingsheldinnen in der Literatur aufgenommen habe. Deshalb habe ich diesen Text sehr interessiert gelesen.
Tony ist für mich eine klassische Illustration des schönen Satzes auf dem "Zauberberg": "Es gibt viele Arten von DUmmheit, und die Gescheitheit ist nicht die beste davon". Es kann sich umgekehrt als ausgesprochen gescheit erweisen, in Dummheit zu verharren. Bei Tony Buddenbrook kann ich jedenfalls Dummheit und Gescheitheit nicht mehr klar unterscheiden (bei Christian zum Beispiel schon :pfeifen: ).
Eine Frage: Warum bezeichnest Du Thomas Mann im ersten Satz als "ungeliebt" (ich weiß über seine Biographie sehr wenig, hängt es irgendwie damit zusammen) und warum heißt der Text dann "Die Ungeliebte"?

Schönen Gruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 29.10.2010, 23:03

Liebe Zefira, ... das mit der Dummheit ist sehr schön formuliert. Du erinnerst dich an Flaubert und seine "dumme" Bovary und seine eigene Obsession mir dummheit u gemeinplätzem.
Thomas Mann - ungeliebt ... die klassische Diskussion um Thomas beginnt immer mit der vorausgehenden Abgrenzung: ich mag ihn nicht ,,, Ich selbst habe das ein paar Jahre lang auch gesagt und schließlich aufgehört sein besonderes Genie herunterziehen zu wollen,
Die Ungeliebte ist dann ein internes Wortspiel und auch, wenn man will ein ironischer Blicke auf die Schreibende, deren Vorliebe füur Un-liebe, etc... für Un.sein und alle möglichen Un-icas ... letzteres soll kaum sichtbar sein.

danke für deine Anmerkung

Renée

Sam

Beitragvon Sam » 07.11.2010, 11:27

Hallo Renée,

sehr schön, das habe ich wirklich gerne gelesen. Gekonnt, wie du hier in kurzen Pinselstrichen das Hauptpersonal aus den Buddenbrooks skizzierst. Und die persönliche Volte am Ende... als leidenschaftlicher Essayleser mag ich solche Wendungen sehr gerne, wenn sie denn so geistreich daherkommen wie hier.

Vielen Dank dafür!

Man muss Thomas Mann zwar nicht unbedingt lieben, ihn aber ungekannt zu verschmähen, hieße sich selbst um literarische Erfahrungen zu bringen, die es in einer solchen Tiefe nur ganz selten gibt. Ich habe mir vor kurzem mal wieder den Doktor Faustus vorgenommen, diesmal nicht gelesen, sondern als grandioses zehnstündiges Hörspiel. Dazu noch einige sehr aufschlussreiche Aufsätze von George Lucaz, Hans Mayer, Käte Hamburger u.a. Da tut sich nicht nur ein ganzer Kosmos auf, nein, man ahnt irgendwie (oder befürchtet), dass dieses Werk auf eine vertrackte Weise wieder an Aktualität gewinnt.

Dies nur als kleines Plädoyer für den Ungeliebten.


Gruß

Sam


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