Der letzte Student
Verfasst: 02.05.2010, 16:05
Ach, Anwesenheitspflichten! Und diese elende Punktefuchserei! Wie haben sie die akademische Kultur auf unabsehbare Zeiten verschandelt! Zu Beginn einer Veranstaltung wird eine Liste herumgereicht, und wehe! wenn auch nur ein Name darauf fehlt. Im übrigen mag man sich die Nägel feilen, die Grenzen des Internets suchen und nach erfolgtem Besuch alles gleich wieder vergessen: Dasein, und nicht Dabeisein, ist nun alles.
Im Grunde war es ein brillanter Einfall, wie man studentischerseits diesen neuen Anforderungen begegnete. Soweit ich weiß, begann es damals im Oberseminar bei den Verhaltensbiologen. Statt selbst zu erscheinen, schickten sie dressierte Schimpansen, die gelernt hatten, ihre Unterschrift leidlich gut zu imitieren und ansonsten still zu sitzen. Anfangs waren diese sogenannten "Uni-Chimps" noch eine Seltenheit und für die anderen Teilnehmer Grund zu großer Erheiterung. Zwei Jahre später ließ sich schon gut die Hälfte der Studenten derart vertreten, inzwischen ist es nahezu jeder.
Nun bin ich selbst in der unglücklichen Lage, mir keinen Schimpansen leisten zu können. Daher unterschreibe ich die Listen noch persönlich, was allgemein als antiquierte Verschrobenheit belächelt wird. Ich gestehe es offen: Die Lage ist dramatisch. Eine gute Viertelstunde vor Beginn eines Seminars muß ich spätestens da sein, um noch einen freien Sitz zu ergattern. Andernfalls platzt der Hörsaal schon aus allen Nähten. Die Tiere benehmen sich zwar gewöhnlich recht manierlich, will man sie aber von ihrem Platz verscheuchen, neigen sie dazu, ausfällig zu werden. Mir bleibt meistens nichts anderes übrig, als mich zwischen ihnen auf dem Boden niederzulassen. Immerhin kann ich mir dann die Zeit damit vertreiben, meinen Vordermann zu lausen.
Die Dozenten scheinen von dem Wandel nicht viel zu bemerken. Sie sehen meistens an die Tafel, auf den Boden oder über die Zuhörer hinweg. Vergißt doch mal eines der Tiere seine Dressur und schaukelt etwa ein wenig an der Deckenbeleuchtung herum, übersehen sie es gekonnt. Aber auch sie werden die Vorzüge der neuen Praxis sicher noch begreifen.
Professor Zaus kam mir jedenfalls heute schon verdächtig haarig vor.
1. Fassung:
Ach, Anwesenheitspflichten! Und diese elende Punktefuchserei! Wie haben sie die akademische Kultur auf unabsehbare Zeiten verschandelt! Zu Beginn einer Veranstaltung wird eine Liste herumgereicht, und wehe! wenn auch nur ein Name darauf fehlt. Im übrigen mag man sich die Nägel feilen, die Grenzen des Internets suchen und nach erfolgtem Besuch alles gleich wieder vergessen: Dasein, und nicht Dabeisein, ist nun alles.
Im Grunde war es ein brillanter Einfall, wie man studentischerseits diesen neuen Anforderungen begegnete. Soweit ich weiß, begann es damals im Oberseminar bei den Verhaltensbiologen. Statt selbst zu erscheinen, schickten sie dressierte Schimpansen, die gelernt hatten, ihre Unterschrift leidlich gut zu imitieren und ansonsten still zu sitzen. Anfangs waren diese sogenannten "Uni-Chimps" noch eine Seltenheit und für die anderen Teilnehmer Grund zu großer Erheiterung. Zwei Jahre später ließ sich schon gut die Hälfte der Studenten derart vertreten, inzwischen ist es nahezu jeder.
Nun bin ich selbst in der unglücklichen Lage, mir keinen Schimpansen leisten zu können. Daher leiste ich meine Unterschriften noch persönlich, was allgemein als antiquierte Verschrobenheit belächelt wird. Ich gestehe es offen: Die Lage ist dramatisch. Eine gute Viertelstunde vor Beginn eines Seminars muß ich spätestens da sein, um noch einen freien Sitz zu ergattern. Andernfalls platzt der Hörsaal schon aus allen Nähten. Die Tiere benehmen sich zwar gewöhnlich recht manierlich, will man sie aber von ihrem Platz verscheuchen, neigen sie dazu, ausfällig zu werden. Mir bleibt dann nichts anderes übrig, als mich zwischen ihnen auf dem Boden niederzulassen und mir die Zeit damit zu vertreiben, meinen Vordermann zu lausen.
Die Dozenten scheinen von dem Wandel nicht viel zu bemerken. Sie sehen meistens an die Tafel, auf den Boden oder über die Zuhörer hinweg. Wenn doch mal eines der Tiere kurz seine Dressur vergißt, gehen sie darüber rasch hinweg. Aber auch sie werden die Vorzüge der neuen Praxis sicher noch begreifen.
Professor Zaus kam mir jedenfalls heute schon verdächtig haarig vor.
Im Grunde war es ein brillanter Einfall, wie man studentischerseits diesen neuen Anforderungen begegnete. Soweit ich weiß, begann es damals im Oberseminar bei den Verhaltensbiologen. Statt selbst zu erscheinen, schickten sie dressierte Schimpansen, die gelernt hatten, ihre Unterschrift leidlich gut zu imitieren und ansonsten still zu sitzen. Anfangs waren diese sogenannten "Uni-Chimps" noch eine Seltenheit und für die anderen Teilnehmer Grund zu großer Erheiterung. Zwei Jahre später ließ sich schon gut die Hälfte der Studenten derart vertreten, inzwischen ist es nahezu jeder.
Nun bin ich selbst in der unglücklichen Lage, mir keinen Schimpansen leisten zu können. Daher unterschreibe ich die Listen noch persönlich, was allgemein als antiquierte Verschrobenheit belächelt wird. Ich gestehe es offen: Die Lage ist dramatisch. Eine gute Viertelstunde vor Beginn eines Seminars muß ich spätestens da sein, um noch einen freien Sitz zu ergattern. Andernfalls platzt der Hörsaal schon aus allen Nähten. Die Tiere benehmen sich zwar gewöhnlich recht manierlich, will man sie aber von ihrem Platz verscheuchen, neigen sie dazu, ausfällig zu werden. Mir bleibt meistens nichts anderes übrig, als mich zwischen ihnen auf dem Boden niederzulassen. Immerhin kann ich mir dann die Zeit damit vertreiben, meinen Vordermann zu lausen.
Die Dozenten scheinen von dem Wandel nicht viel zu bemerken. Sie sehen meistens an die Tafel, auf den Boden oder über die Zuhörer hinweg. Vergißt doch mal eines der Tiere seine Dressur und schaukelt etwa ein wenig an der Deckenbeleuchtung herum, übersehen sie es gekonnt. Aber auch sie werden die Vorzüge der neuen Praxis sicher noch begreifen.
Professor Zaus kam mir jedenfalls heute schon verdächtig haarig vor.
1. Fassung:
Ach, Anwesenheitspflichten! Und diese elende Punktefuchserei! Wie haben sie die akademische Kultur auf unabsehbare Zeiten verschandelt! Zu Beginn einer Veranstaltung wird eine Liste herumgereicht, und wehe! wenn auch nur ein Name darauf fehlt. Im übrigen mag man sich die Nägel feilen, die Grenzen des Internets suchen und nach erfolgtem Besuch alles gleich wieder vergessen: Dasein, und nicht Dabeisein, ist nun alles.
Im Grunde war es ein brillanter Einfall, wie man studentischerseits diesen neuen Anforderungen begegnete. Soweit ich weiß, begann es damals im Oberseminar bei den Verhaltensbiologen. Statt selbst zu erscheinen, schickten sie dressierte Schimpansen, die gelernt hatten, ihre Unterschrift leidlich gut zu imitieren und ansonsten still zu sitzen. Anfangs waren diese sogenannten "Uni-Chimps" noch eine Seltenheit und für die anderen Teilnehmer Grund zu großer Erheiterung. Zwei Jahre später ließ sich schon gut die Hälfte der Studenten derart vertreten, inzwischen ist es nahezu jeder.
Nun bin ich selbst in der unglücklichen Lage, mir keinen Schimpansen leisten zu können. Daher leiste ich meine Unterschriften noch persönlich, was allgemein als antiquierte Verschrobenheit belächelt wird. Ich gestehe es offen: Die Lage ist dramatisch. Eine gute Viertelstunde vor Beginn eines Seminars muß ich spätestens da sein, um noch einen freien Sitz zu ergattern. Andernfalls platzt der Hörsaal schon aus allen Nähten. Die Tiere benehmen sich zwar gewöhnlich recht manierlich, will man sie aber von ihrem Platz verscheuchen, neigen sie dazu, ausfällig zu werden. Mir bleibt dann nichts anderes übrig, als mich zwischen ihnen auf dem Boden niederzulassen und mir die Zeit damit zu vertreiben, meinen Vordermann zu lausen.
Die Dozenten scheinen von dem Wandel nicht viel zu bemerken. Sie sehen meistens an die Tafel, auf den Boden oder über die Zuhörer hinweg. Wenn doch mal eines der Tiere kurz seine Dressur vergißt, gehen sie darüber rasch hinweg. Aber auch sie werden die Vorzüge der neuen Praxis sicher noch begreifen.
Professor Zaus kam mir jedenfalls heute schon verdächtig haarig vor.