I.
Die eigene Stimme hören, als könne man darin das Geheimnis entdecken, das Rätsel entschlüsseln, das man sich selber ist.
Weich, dunkler als gedacht, einzelne Laute verschwimmen im Resonanzraum des Körpers. Manchmal ist ein Lächeln zu vernehmen, wie stellen sich die Hörer das Gesicht dazu vor? Ich werde es ihnen nicht zeigen.
Dann wird geschnitten. Der Redakteur spult die Aufnahmen im Eiltempo ab. Die Stimme wächst ins Helle, haut einem die Inhalte um die Ohren. Nichts passt mehr zusammen.
Der Aufnahmeleiter ist zufrieden. Unsere e-mail-Kontakte begannen, ins Persönliche zu gehen. Bei Texten geht es nie nur um Texte. Ist es das, was nach Berührung verlangt? Dem, was sich im Inneren abspielt, ein Zeichen zu geben. Ein Handschlag wäre zu wenig.
Meine Jacke knarrt. Ich wickele mir ein Tuch um den Hals, verkrieche mich in meiner Verlegenheit. Ob die anderen mehr über mich wissen als ich? Manchmal scheinen sie etwas zu sehen, das mir verborgen bleibt. Ihre erstaunten Gesichter behagen mir nicht.
Dann bin ich mit dem Maschsee und seinen Linden allein auf der Welt.
II.
Im Café blättern Platanen auf die Tische. Das Korbgeflecht knistert als ich mich setze. Ein Kellner mit rostroter Schürze bringt mir einen Kaffee. Ich rühre und lecke den Milchschaum vom Löffel. Der See schweigt.
Einen Moment überlege ich, ob man Alleinsein teilen kann. Einer neben mir, der versteht ohne zu durchbrechen. Wo Worte die Wände nicht niederreißen. Hände einander nicht berühren. Kein Blick durch einen hindurch geht.
Oder ob andere einem nur zuschauen können dabei.
Vergeblich bemühen die Weiden am Ufer sich, Schatten zu werfen, zu glatt liegt das Wasser und gibt ihnen nur Spiegelbilder zurück.
Später legt sich Kaltluft schimmernd über die Oberfläche des Sees. In ihren Schleiern verschwinden allmählich Boote und Ruder. Nur die Oberkörper der Sportler bewegen sich weiter rhythmisch im Sonnenlicht.
Ich zahle meinen Kaffee und mache mich auf den Weg.
Allein auf der Welt
Hi leonie,
schön, dass du diesen Text, den du kurz in den Treffpunkt-Faden gestellt und danach wieder gelöscht hast, hier wieder als eigenen Text einstellst.
Die Stimmung, die du hier erzeugst, gefällt mir, spricht zu mir. Auch dieses Zwiespältige. Sich einerseits (aus der inneren Not) verstecken wollen oder müssen, diese Furcht vor Berührung.
Zu Beginn würde ich den See setzen, damit die Verortung klar ist. Das hier:
kommt wie aus dem Nichts. Schön wäre es, wenn da bereits zu Beginn der Bezug stünde.
Beim Titel frage ich mich, ob nicht z.B. "Allein der See schweigt" treffender wäre oder "Allein am See", also etwas in dieser Richtung, nur als Anregung.
Hier:
frage ich mich, ob es diese Sätze braucht. Ich würde sie streichen und nach dem "zurück" mit einem Absatz dann mit dem Schlusssatz ausklingen lassen.
Soweit meine Gedanken.
Saludos
Mucki
schön, dass du diesen Text, den du kurz in den Treffpunkt-Faden gestellt und danach wieder gelöscht hast, hier wieder als eigenen Text einstellst.
Die Stimmung, die du hier erzeugst, gefällt mir, spricht zu mir. Auch dieses Zwiespältige. Sich einerseits (aus der inneren Not) verstecken wollen oder müssen, diese Furcht vor Berührung.
Zu Beginn würde ich den See setzen, damit die Verortung klar ist. Das hier:
Dann bin ich mit dem Maschsee und seinen Linden allein auf der Welt.
kommt wie aus dem Nichts. Schön wäre es, wenn da bereits zu Beginn der Bezug stünde.
Beim Titel frage ich mich, ob nicht z.B. "Allein der See schweigt" treffender wäre oder "Allein am See", also etwas in dieser Richtung, nur als Anregung.
Hier:
Später legt sich Kaltluft schimmernd über die Oberfläche des Sees. In ihren Schleiern verschwinden allmählich Boote und Ruder. Nur die Oberkörper der Sportler bewegen sich weiter rhythmisch im Sonnenlicht.
frage ich mich, ob es diese Sätze braucht. Ich würde sie streichen und nach dem "zurück" mit einem Absatz dann mit dem Schlusssatz ausklingen lassen.
Soweit meine Gedanken.
Saludos
Mucki
Liebe Mucki,
danke für die schnelle Rückmeldung!
Was die Vorschläge betrifft, denke ich noch ein wenig darüber nach. Vor allem über den Titel.
Wegen des Endes: Für mich wäre ehr die Überlegung, nur den letzten Setz zu streichen, weil das davor auch eine metaphorische Komponente für mich hat.
ICh warte nochmal ab.
Liebe Grüße
leonie
danke für die schnelle Rückmeldung!
Was die Vorschläge betrifft, denke ich noch ein wenig darüber nach. Vor allem über den Titel.
Wegen des Endes: Für mich wäre ehr die Überlegung, nur den letzten Setz zu streichen, weil das davor auch eine metaphorische Komponente für mich hat.
ICh warte nochmal ab.
Liebe Grüße
leonie
Hi leonie,
ja klar, warte mal weitere Kommentare ab.
Dass die beiden vorletzten Sätze metaphorisch gemeint sind, ist mir klar. Die Boote und die Ruder verschwinden, also der "Halt" und die "Mittel", mit dem sich LI "fortbewegen" könnte. Und die nur noch sichtbaren Oberkörper könnten für das "Halbe" stehen, "halbe Menschen", "verschleierte Menschen". Stimmt.
Aber den letzten Satz
würde ich unbedingt drin lassen. Den finde ich klasse. Er gibt deinem Text diesen wunderbaren Ausklang. Ich halte ihn für unentbehrlich. Das wollte ich noch loswerden. ,-)
Saludos
Mucki
ja klar, warte mal weitere Kommentare ab.
Dass die beiden vorletzten Sätze metaphorisch gemeint sind, ist mir klar. Die Boote und die Ruder verschwinden, also der "Halt" und die "Mittel", mit dem sich LI "fortbewegen" könnte. Und die nur noch sichtbaren Oberkörper könnten für das "Halbe" stehen, "halbe Menschen", "verschleierte Menschen". Stimmt.
Aber den letzten Satz
Ich zahle meinen Kaffee und mache mich auf den Weg.
würde ich unbedingt drin lassen. Den finde ich klasse. Er gibt deinem Text diesen wunderbaren Ausklang. Ich halte ihn für unentbehrlich. Das wollte ich noch loswerden. ,-)
Saludos
Mucki
Liebe Leonie,
das finde ich sehr stark, weil es Dir gelingt mein einer rein sachlichen Beschreibung (einige Sätze klingen für sich genommen staubtrocken) eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. Ich könnte mich in die Details, die Feinstruktur dieses Textes vergucken. Da sind eineige Beobachtungen und Gedanken, die ich teile, bei denen ich sofort denke: Ja, das kennst du!
Einzig die "knarrende" Jacke finde ich seltsam, zumal wenige Zeilen später der Korbstuhl knistert ... ich frage mich unwillkürlich, was für Schaniere Du an Deiner Jacke (bzw. die Erzählerin an ihrer) hast ...
Da ich von Dir weniger Erzählendes als Lyrik kenne, gefällt mir der Text besonders.
Liebe Grüße
Max
das finde ich sehr stark, weil es Dir gelingt mein einer rein sachlichen Beschreibung (einige Sätze klingen für sich genommen staubtrocken) eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. Ich könnte mich in die Details, die Feinstruktur dieses Textes vergucken. Da sind eineige Beobachtungen und Gedanken, die ich teile, bei denen ich sofort denke: Ja, das kennst du!
Einzig die "knarrende" Jacke finde ich seltsam, zumal wenige Zeilen später der Korbstuhl knistert ... ich frage mich unwillkürlich, was für Schaniere Du an Deiner Jacke (bzw. die Erzählerin an ihrer) hast ...
Da ich von Dir weniger Erzählendes als Lyrik kenne, gefällt mir der Text besonders.
Liebe Grüße
Max
Lieber Max,
oh, ich freue, freue mich!!!
Keine Scharniere, das ist so ein wasserdichter Stoff, der macht auch Krach. Ich muss mal überlegen, ob mir da was anderes einfällt. Die Jacke bracuhe ich, damit man merkt, dass Aufbruch angesagt ist.
Mach ruhig!
Ich wüsste zu gerne, welche. Verrätst Du es mir? (Ich fragte mich beim Schreiben, ob es Menschen gibt, die das nachvollziehen können)...
Ach, das freut mich.
Danke, danke, danke
leonie
oh, ich freue, freue mich!!!
Keine Scharniere, das ist so ein wasserdichter Stoff, der macht auch Krach. Ich muss mal überlegen, ob mir da was anderes einfällt. Die Jacke bracuhe ich, damit man merkt, dass Aufbruch angesagt ist.
Ich könnte mich in die Details, die Feinstruktur dieses Textes vergucken.
Mach ruhig!
Da sind eineige Beobachtungen und Gedanken, die ich teile, bei denen ich sofort denke: Ja, das kennst du!
Ich wüsste zu gerne, welche. Verrätst Du es mir? (Ich fragte mich beim Schreiben, ob es Menschen gibt, die das nachvollziehen können)...
Da ich von Dir weniger Erzählendes als Lyrik kenne, gefällt mir der Text besonders.
Ach, das freut mich.
Danke, danke, danke
leonie
Hallo leonie!
Ich finde den Text wunderschön. Du setzt da ein paar feine Details nebeneinander, die für sich genommen unscheinbar wirken mögen, aber so doch Gewicht bekommen in Verbindung mit den hineingewobenen Gedanken und Wahrnehmungen (bei der knarrenden Jacke dachte ich übrigens an eine Lederjacke, die knarren wirklich) ... Mag ich.
Liebe Grüße,
Rala
Ich finde den Text wunderschön. Du setzt da ein paar feine Details nebeneinander, die für sich genommen unscheinbar wirken mögen, aber so doch Gewicht bekommen in Verbindung mit den hineingewobenen Gedanken und Wahrnehmungen (bei der knarrenden Jacke dachte ich übrigens an eine Lederjacke, die knarren wirklich) ... Mag ich.
Liebe Grüße,
Rala
Hallo Leonie,
ich mag deine Prosatexte, diesen hier auch. Er scheint mir ein wenig anders zu sein, irgendwie leichter, offener, nicht nur von der Setzung her. Schön, wie es dir gelingt, dass man hineingeht, mit allen Sinnen.
(Ich habe mir beim Knarren auch eine Lederjacke vorgestellt.)
Daran irritiert mich etwas, ich weiß nur noch nicht was. Ich melde mich wieder, wenn ich durch die Wand gesehen habe..gif)
liebe Grüße
Flora
ich mag deine Prosatexte, diesen hier auch. Er scheint mir ein wenig anders zu sein, irgendwie leichter, offener, nicht nur von der Setzung her. Schön, wie es dir gelingt, dass man hineingeht, mit allen Sinnen.
(Ich habe mir beim Knarren auch eine Lederjacke vorgestellt.)
Einen Moment überlege ich, ob man Alleinsein teilen kann. Einer neben mir, der versteht ohne zu durchbrechen. Wo Worte die Wände nicht niederreißen. Hände einander nicht berühren. Kein Blick durch einen hindurch geht.
Daran irritiert mich etwas, ich weiß nur noch nicht was. Ich melde mich wieder, wenn ich durch die Wand gesehen habe.
.gif)
liebe Grüße
Flora
Hallo Leonie,
Wäre es nicht so, dass man dann gar nicht mehr „allein“ wäre, wenn da einer wäre, der neben einem ist und einen versteht? Wäre das nicht einfach der Wunsch, miteinander schweigen zu können, oder sich ganz Sein lassen zu können, bei sich bleiben zu können, ohne den anderen ausschließen zu müssen? Also nach einem Zweisein, dass sich nicht vereinnahmend versteht? Aber wozu bräuchte man dann Wände? Müsste man sich dann wirklich noch abgrenzen? Und warum kommt da die Berührung mit hinein, ist das nicht eine andere Ebene, könnte man sich nicht auch körperlich berührend „allein“ lassen oder fühlen?
Was mich aber am meisten irritiert, wenn der Blick durch einen hindurchgeht, würde man ja nicht gesehen werden, nicht angeschaut und auch nicht beachtet oder bedrängt, wäre das nicht im Sinne des gewünschten Alleinseins? Müsste es nicht eher heißen: Kein Blick sich in einen hineinbohrt oder in einem wühlt, oder etwas ähnliches?
Liebe Grüße
Flora
hier jetzt einfach mal die Fragen, die mir zu diesem Absatz durch den Kopf geistern, vielleicht kannst du damit etwas anfangen.Einen Moment überlege ich, ob man Alleinsein teilen kann. Einer neben mir, der versteht ohne zu durchbrechen. Wo Worte die Wände nicht niederreißen. Hände einander nicht berühren. Kein Blick durch einen hindurch geht.
Wäre es nicht so, dass man dann gar nicht mehr „allein“ wäre, wenn da einer wäre, der neben einem ist und einen versteht? Wäre das nicht einfach der Wunsch, miteinander schweigen zu können, oder sich ganz Sein lassen zu können, bei sich bleiben zu können, ohne den anderen ausschließen zu müssen? Also nach einem Zweisein, dass sich nicht vereinnahmend versteht? Aber wozu bräuchte man dann Wände? Müsste man sich dann wirklich noch abgrenzen? Und warum kommt da die Berührung mit hinein, ist das nicht eine andere Ebene, könnte man sich nicht auch körperlich berührend „allein“ lassen oder fühlen?
Was mich aber am meisten irritiert, wenn der Blick durch einen hindurchgeht, würde man ja nicht gesehen werden, nicht angeschaut und auch nicht beachtet oder bedrängt, wäre das nicht im Sinne des gewünschten Alleinseins? Müsste es nicht eher heißen: Kein Blick sich in einen hineinbohrt oder in einem wühlt, oder etwas ähnliches?
Liebe Grüße
Flora
Liebe Flora,
ja, durch die Fragen verstehe ich ein wenig mehr, was Du meinst.
Vielleicht schwingt das, was Du anfragst, mit. Aber die Schwerpunkte sind anders gesetzt.
Ehrlich gesagt weiß ich es selbst nicht genau. Aber ich glaube, erst einmal geht es wirklich um das Alleinsein und nicht um das "Zweisein".
Die Fragen gehen weiter mit: Kann jemand dann dasselbe sehen wie ich. Inwieweit sind wir überhaupt jemals gemeinsam in einer Welt? Ist nicht Zweisein auch eine Illusion? Es hat viel mit meinem Thema "Verstehen und Verständigung" zu tun. Und da habe ich zur Zeit mehr Fragen als Antworten....
"hindurchgeht" kann man auch anders verstehen als "nicht gesehen werden", meine ich.
Als "sehr genau" gesehen werden, durchschaut werden, oder so, dass einem etwas durch und durch geht. Ich habe es extra wegen der Mehrdeutigkeit gewählt, "hineinbohrt" wäre mir viel zu kräftig.
Danke Dir nochmal !
Liebe Grüße
leonie
ja, durch die Fragen verstehe ich ein wenig mehr, was Du meinst.
Vielleicht schwingt das, was Du anfragst, mit. Aber die Schwerpunkte sind anders gesetzt.
Ehrlich gesagt weiß ich es selbst nicht genau. Aber ich glaube, erst einmal geht es wirklich um das Alleinsein und nicht um das "Zweisein".
Die Fragen gehen weiter mit: Kann jemand dann dasselbe sehen wie ich. Inwieweit sind wir überhaupt jemals gemeinsam in einer Welt? Ist nicht Zweisein auch eine Illusion? Es hat viel mit meinem Thema "Verstehen und Verständigung" zu tun. Und da habe ich zur Zeit mehr Fragen als Antworten....
"hindurchgeht" kann man auch anders verstehen als "nicht gesehen werden", meine ich.
Als "sehr genau" gesehen werden, durchschaut werden, oder so, dass einem etwas durch und durch geht. Ich habe es extra wegen der Mehrdeutigkeit gewählt, "hineinbohrt" wäre mir viel zu kräftig.
Danke Dir nochmal !
Liebe Grüße
leonie
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