Hedonismus

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 21.09.2009, 10:57

Dem Fremdenführer läuft zwar jeder nach, doch das macht ihn noch nicht zur Sehenswürdigkeit.

1.Fassung:
Dem Fremdenführer läuft zwar jeder nach, doch macht ihn das zur Sehenswürdigkeit?

Ferdi-Fassung:
Dem Fremdenführer nach läuft jeder allezeit,
Doch macht ihn solches Tun zur Sehenswürdigkeit?

Flora-Fassung:
Fremde führt er
durch die Gassen
folgt man ihm
und wird doch nicht
des Sehens würdig
Zuletzt geändert von Mnemosyne am 22.09.2009, 14:22, insgesamt 2-mal geändert.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 21.09.2009, 11:10

Hallo Merlin!

Schöner pointierter Gedanke "mit Ausblick" - sehr gelungen :-) Mit der Form kann ich mich allerdings nicht wirklich anfreunden, da würde mir ein ehrlicher Prosaaphorismus viel besser gefallen! Oder du versifizierst konsequenter, z.B. zu einem Alexandriner-Couplet:

Dem Fremdenführer nach läuft jeder allezeit,
Doch macht ihn solches Tun zur Sehenswürdigkeit?


Natürlich ginge das auch eleganter, aber ich wollte so nah wie möglich an deinem Ausgangswortlaut bleiben ;-) Ich denke aber wirklich, Prosa wäre hier das beste :-)

Ferdigruß!
Zuletzt geändert von ferdi am 21.09.2009, 12:26, insgesamt 1-mal geändert.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 21.09.2009, 11:48

Hallo Ferdi,
wie konnte ich erwarten, dass mein halbherziger Versuch, den Aphorismus als Vers zu tarnen, deinem scharfen Blick entgehen könnte! :-)
Ja, ich wollte es zuerst in die Kurzprosa stellen, fand aber die sonstigen Texte dort um so viel länger und ausführlicher, dass ich mir nicht mehr sicher war, ob es da wirklich hingehört. Alexandrinisch zu flennen ist ein guter Einfall, ich versuche es mal, aber der Text sollte wohl am Besten doch zur Prosa verschoben werden.
Liebe Grüße
Merlin

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 21.09.2009, 12:20

Guten Morgen,

ich stimme ferdi zu, und muss auch gleich zugeben das ich seinen alexandrinischen Versuch sympathischer finde. Klingt natürlicher, leichter und hat einen Schwung der das ganze auffälliger wirken lässt.

Liebe Grüße

Max

Beitragvon Max » 21.09.2009, 12:52

Lieber Merlin,

mir gfeällt der Gedanke und ich würde - meinen Vorrednern (bzw -schreiberlingen ;-) ) zustimmend die Geschichte in die kurze Prosa setzen - ungeachtet dessen, was die Menschen sonst noch dort schreiben ;-)

Liebe Grüße
Max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.09.2009, 13:10

Hallo Merlin,

ich würde es ganz ohne bestimmtes Versmaß als Aphorismus setzen - das hätte den charmanten Vorteil, dass du das Fragezeichen am Ende fortlassen könntest - hätte das nicht was?

Aphorismen sind in Kurzprosa super aufgehoben, dort stehen immer mal wieder welcher, ich glaube sogar manchmal kürzere als deiner hier .-).

Ich mag deinen Geist in deinen Texten aufblitzen sehen!

liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.09.2009, 14:07

Hi Merlin,

Ferdis Variante deiner Zeilen hat es mir wirklich angetan. Der Inhalt bleibt ja der Gleiche, doch so formuliert, gefällt es mir besser. ,-)
Jep --> Kurzprosa (Aphorismen)

Saludos
Mucki

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 21.09.2009, 14:39

Gut, gut, ich bin ja einverstanden - kann ihn jemand dorthin verschieben, der dazu autorisiert ist? Dann werde ich ihn dort durch eine definitive (fragezeichenfreie) Version ergänzen.
Vielen Dank für eure Kommentare und natürlich Ferdi für seine hübsche Variante!
Liebe Grüße
Merlin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.09.2009, 15:01

nach Kurzprosa verschoben

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 21.09.2009, 15:20

Danke!

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leonie
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Beitragvon leonie » 21.09.2009, 15:43

Lieber Merlin,

ich habe Lisa so verstanden, dass sie für den ursprünglichen Text ohne Fragezeichen plädiert. Die Idee finde ich ziemlich gut, weil sie die Point offener lässt.

So, wie Du es jetzt umformuliert hast, machst Du es wieder eindeutig, was ich schade finde.

Liebe Grüße

leonie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.09.2009, 20:35

Psst..ich würde sogar das Pünktchen wegnehmen ...

Gefällt mir noch besser hier und so! (welch Wunder :pfeifen: )
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 21.09.2009, 22:12

Hallo Merlin,

eine feine Betrachtung, der Titel schreckt mich jedoch erst einmal ein bisschen ab, er wirkt auf mich wie ein großes Schild, auf dem steht: Achtung Tiefsinnig! ;-) (Aphorismen haben aber normalerweise auch keine Titel, oder?)

Sprachlich, klanglich empfinde ich diesen Text/Satz, vermutlich auch durch die dominierenden Substantive, als etwas kompliziert und trocken, und würde dann entweder gerne mehr über deine Gedanken dazu in einem längeren Text lesen wollen, oder eben in dieser Kürze mehr innere Spannung und Fluss haben. Die erste Fassung gefällt mir in ihrer Offenheit besser.
Ich habe auch mal damit gespielt, vielleicht ist noch eine Idee für dich dabei. :-)

Fremde führt er
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Liebe Grüße
Flora

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 21.09.2009, 22:44

Also das ist interessant ... in Floras Variante hätte ich "des Sehens würdig" auf die dem Fremdenführer nachlaufenden Touristen bezogen, nicht auf den Cicerone selbst. Was einen neuen Ausblick eröffnet: Die Sixtina zum Beispiel gilt als "Sehenswürdigkeit", also des Gesehenwerdens würdig, aber sind wir auch des Betrachtens würdig?

Mancher Sehenswürdigkeit bekäme es bestimmt besser, sie bliebe allein ...

Aber ich will nicht den Fremdenführern die Arbeitsplätze wegnehmen ...

*duck*
Gruß von Zefira
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(Ikkyu Sojun)


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