the same procedere in the medien as every year, miss sophie

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jondoy
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Beitragvon jondoy » 11.09.2009, 19:07

.




Heute um
19.00 Uhr
Gedächtnisficken


Die ehemaligen Paare treffen sich
zum Auftakt der Gedenkveranstaltung
vor den Eingängen der teilnehmenden Hotels
in unmittelbarer Nähe des Ground Zero.
Es erwartet Sie ein Wiedersehens-Prosecco.


Die Kameras aus dem Alten Europa
sind zu der Veranstaltung eingeladen.
Es wird rund um die Nacht live
in die Arabische Welt übertragen.

Bedenken Sie bei Ihrer Teilnahme.
Es handelt sich um einen Akt der
Freiheit in der Stadt New York.

Um den ernsten Charakter des
Tages zu bewahren ist nur erlaubt
schwarze Dessous und Kondome zu tragen.





.

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leonie
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Beitragvon leonie » 12.09.2009, 18:18

Warum finde ich den Text geschmacklos?

Ich finde ihn um nichts besser als das, was er kritisiert. Es geht nicht um die Menschen, die gestorben sind, es geht nicht um den Schmerz der Hinterbliebenen, es geht nicht darum, die Achtung ihrer Würde einzufordern.

Es geht um das Politikum. Es geht um die Aufmerksamkeit für sich selbst. Es geht darum, das Ganze in irgendeiner Weise "auszuschlachten", Gewinn daraus zu ziehen, nicht nur materiellen.
Ich mag das weder in der einen noch in der anderen Form mehr sehen oder hören oder lesen.

Lies das einem der Hinterbliebenen vor und schau ihm hinterher in die Augen. Wenn das geht, dann kann man es schreiben. Sonst sollte man den Mund halten, finde ich.
Ich fände Schweigen den angemessensten Umgang.

Liebe Grüße

leonie


P.S: Es erinnert mich an etwas, das ich hier einmal erlebt habe. Ein gruseliger Unfall mit drei (unschuldigen) Todesopfern. In unserer Tageszeitung ein reißerischer Bericht samt Skizze des Unfallhergangs.
Ein Jahr später wurde diese Skizze preisgekrönt und selbstverständlich nochmal abgedruckt. Ich finde so etwas einfach ekelhaft...

Tut mir Leid, dass ich das so scharf vorbringe, es ist gegen niemanden persönlich gerichtet, es geht mir um die Sache.

Max

Beitragvon Max » 12.09.2009, 19:01

Liebe Leonie,

wenn Du das

Es geht um das Politikum. Es geht um die Aufmerksamkeit für sich selbst. Es geht darum, das Ganze in irgendeiner Weise "auszuschlachten", Gewinn daraus zu ziehen, nicht nur materiellen.


meinst, liest Du den Text anders als ich. Der Text ist ohne das Politikum der wiederkehrenden Trauer- und Gedenkfeiern nicht denkbar, aber er ist selbst keines. Ich fürchte, gegen etwas das so laut ist lässt sich selbst nur laut auftreten.

Lies das einem der Hinterbliebenen vor und schau ihm hinterher in die Augen. Wenn das geht, dann kann man es schreiben. Sonst sollte man den Mund halten, finde ich.


Das finde ich den falschen Maßstab. Natürlich sind die nächsten Angehörigen noch immer so betroffen, dass sie jede Trauer, auch politisierte, für sie gerechtfertigt erscheint. Man kann doch nicht sagen, weil jemand einen Angehörigen ist, ist er im Besitz der Wahrheit über all das, was potenziell über diesen Vorfall und alle Konsequenzen geschrieben werden könnte. Es geht doch überhaupt nicht um die Angehörigen, ihr Gedenken wird doch nicht thematisiert.

Was ich dem Text am ehesten vorwerfen könnte, ist, dass er bei weitem nicht die schlimmsten Konsequenzen des 11. September beleuchtet:

Stell Dir vor, Du bist der Bürgermeister eines Dorfes und auf eines Deiner Häuser wird ein Brandanschlag verübt, 2 Menschen sterben. Daraufhin beschließt Du, dass die Täter schwer zu fangen sind - also legst Du das gesamte Dorf, in dem sich die Attentäter mutmaßlich aufhalten, in Schutt und Asche, dabei kommen 20 Menschen um, alle bis auf einen haben nichts mit dem Anschlag zu tun. Aber es komm noch besser: Ein weiteres Dorf, das den Attentätern eher feindlich gegenübersteht, wird auch dem Erdboden gleich gemacht, warum kannst Du selbst nicht so genau sagen ... dagegen wirkt die Tasache, dass Du als Bürgermeister jedes Jahr einen Gedenktag abhältst eher schon sehr verständlich.

Liebe Grüße
Max

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 13.09.2009, 08:44

Hallo Max,

Es geht doch überhaupt nicht um die Angehörigen, ihr Gedenken wird doch nicht thematisiert.

Da steht doch aber: "Die ehemaligen Paare treffen sich "
Insofern geht es eben nicht um Unbeteiligte, Schaulustige, Fernsehzuschauer, sondern um diejenigen, die wirklich betroffen waren vom Tod ihres Partners. Jondoy hat das zwar als "Einladung" aufgebaut, der erste etwas abgesetzte Absatz suggeriert aber auch in Verbindung mit dem Titel, dass die Witwen und Witwer tatsächlich jährlich daran teilnehmen. Und das halte ich tatsächlich für völlig geschmacklos.

Ich kann Leonie und Mucki nur zustimmen. Wenn der Text den Finger auf die mediale Ausschlachtung des Themas legen würde, wäre die Schärfe sicher angebracht, aber das tut er aus meiner Sicht nicht, ohne dabei (vielleicht auch unabsichtlich) auf die Falschen zu zeigen. Im Gegenteil, er reitet auf derselben Welle, nur verhöhnt er, was die Anderen zelebrieren.

liebe Grüße
Flora

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Beitragvon leonie » 13.09.2009, 11:45

Liebe Flora,

im Grunde hast Du für mich geantwortet. So meinte ich es auch.

Lieber Max,

Gerade, was sich in irgendeiner Weise um das "Gedächtnis" dreht, sei es kritisch, satirisch oder sonst was, muss sich meiner Meinung nach an dem Maßstab messen lassen, ob man es den Angehörigen ins Gesicht sagen kann.

Ansonsten sollte man sich meiner Meinung nach die Mühe machen, einen anderen Anlass und auch andere Formen zu finden.

Liebe Grüße

leonie

Sam

Beitragvon Sam » 13.09.2009, 13:44

Hallo Zusammen,

nun denn, ich nehme den Text jetzt doch einmal ernst. Die Diskussion dazu ist es ja auf jeden Fall.

Meiner Meinung nach geht es hier auch um die Hinterbliebenen. Sie sind der Gegenstand, aber nicht das Thema. Relevant ist nicht, an wen die Einladung gerichtet ist, sondern von wem sie kommt. Es handelt sich hier bestimmt nicht um eine von den Hinterbliebenen organisierte Gedenkveranstaltung. Die würden bestimmt auf die Kameras etc. verzichten.

Also woher die Einladung? Eben von solchen, die den Anlass für sich ausschlachten wollen, medial politisch. Hier tritt nun das Satirische ein. Eine Gedenkveranstaltung ist ja immer eine Art von Begegnung mit den Verstorben. Es wird an sie erinnert, sie treten aus dem Vergessen. Trauerarbeit, Verlustbewältigung ist aber eine sehr private, ja intime Sache und jeder der Hinterbliebenen wird anders damit umgegangen sein. Durch eine solche Gedenkveranstaltungen wird die private Trauer in die Öffentlichkeit gezerrt. Der Text überspitzt nun diese Tatsache, indem er aus dem Gedenken ein Gedächtnisficken macht. Ein in alle Welt übertragenen intimen Akt, dem dadurch alles Private genommen wird. Das unschöne Wort "Ficken" betont deutlich, dass es hier nur um eine Zuschaustellung geht, die Aufforderung schwarze Dessous und Kondome zu tragen ebenfalls. Zuschaustellung in Verbindung mit political correctness. Die Kondome könnte man auch dahingehend interpretieren, als dass dieser Gedenksex keine Folgen haben soll, er soll nicht wieder ins Private abrutschen, keine ungewollten "Kinder" gebähren, die den Veranstaltern unlieb wären.

Wie steht es mit der Verbindung zu Dinner for one. Sieht man von all dem Slapstickhaften dieses gespielten Witzes einmal ab, so ist es ja auch eine Art von Gedenkveranstaltung. Sophie trifft sich mit den Toten. Mucki hat sie als senil bezeichnet. Vielleicht ist es aber einfach nur ihre Art, die Vergangenheit lebendig zu erhalten, bis hin zum abschließenden Sex mit dem Butler. Das wir darüber lachen können, liegt an dem fehlenden Bezug zu Miss Sophies "Verlust".
Bei den Opfern des 9. September ist das anders. Hier meinen wir einen Bezug zu haben. Aber welchen? Außer man war persönlich betroffen, dann ist es auch nur ein durch die Medien hergestellter. Warum haben wir den gleichen Bezug nicht zu den vielen unschuldigen zivilen Opfern des Irak- oder Afghanistandkrieges? Weil er in uns nicht medial geweckt wird.

Leonie schrieb:

Lies das einem der Hinterbliebenen vor und schau ihm hinterher in die Augen. Wenn das geht, dann kann man es schreiben. Sonst sollte man den Mund halten, finde ich.


Ich kann mir vorstellen, der ein oder andere würde ob des Textes nur nicken. Weil er das Gefühl hat, bei diesen Gedenkfeiern nicht nur gebraucht, sondern auch in seinen ganz intimen Gefühlen bloß- bzw. dargestellt zu werden.

Aus dieser Sicht ist der Text nicht gschmacklos. Er hat einen ganz besondern, äußerst bitteren Geschmack.


Liebe Grüße

Sam

jondoy
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Beitragvon jondoy » 13.09.2009, 22:17

Eine erste Zwischenmeldung

ich hatte bisher keine Gelegenheit, mich über den Inhalt eurer vielen Kommentare zu informieren,
und heute abend, als ich heimkam, hab ich mich dafür entschieden, erst mal diese politischen Statements im heutigen Fernsehduell zu verfolgen, da die kommende Wahl in meinen Augen doch entscheidende Richtungseeinflüsse auf unser künftiges Zusammenleben von uns allen in unserem Staat haben könnte.
Ich verhehle nicht, dass ich politisch interessiert bin, das geht im Moment mir meinem unwichtigen Text im Literaturforum vor.

Ich werde Sie mir jetzt anschließend gleich noch durchlesen, ich bin schon gespannt drauf, was da in 18 Antworten drin steht, mich erwartet eine anstrengende Woche, ich weiss nicht, ob ich heute abend noch dazu Stellung nehme.

Erst mal vorab, danke für eure Reaktionen.

Stefan

jondoy
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Beitragvon jondoy » 13.09.2009, 22:27

Sam hat geschrieben:Hallo Stefan,

schade, dass du selber die Geschmacklosigkeit in der Beschreibung ins Spiel bringst.


Hallo Sam,

jetzt lass ich mich gleich zu einer ersten Antwort darauf ein.

Das war eine reine Konvention von mir an dieses (das Blaue) Forum.
Ich weiss, worin ich mich bewege.

Gruß
Stefan.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 13.09.2009, 23:11

Sam hat geschrieben: Aber der durch deine Beschreibung in mir entstehende Zweifel an seiner (auch wenn es eine Satire sein soll) "Ernsthaftigkeit", motivieren mich nicht genügend, um mich näher damit zu beschäftigen.


Hallo Sam,

um (auf) diesen ersten Kommentar von dir heute noch vollständig zu (be) antworten.

Das ist auch der Grund, warum ich mir (hab mir die Kinokarte jetzt wieder aus dem Geldbeutel geholt) deinen Kommentar über Tarantinos Film Inglourious Basterds nicht mal durchlesen würde.

Vielleicht komme ich die Woche noch zum Lesen.

Gruß,
Stefan

Nicole

Beitragvon Nicole » 14.09.2009, 09:17

Hi Jondoy,

Das ist auch der Grund, warum ich mir (hab mir die Kinokarte jetzt wieder aus dem Geldbeutel geholt) deinen Kommentar über Tarantinos Film Inglourious Basterds nicht mal durchlesen würde.


Ich bin verwirrt...

Was am Titel von Sams Text läßt Dich an der Ernsthaftigkeit seines Textes zweifeln?

Ich bin irritiert...

Warum keilst Du ausgerechnet in diese Richtung aus?

Ich bin erstaunt...

Weil ich das erst Mal erlebe, dass Du beim Beantworten eines Kommentars persönlich wirst

Ich finde es schade...

dass Du auf keinen anderen Beitrag in diesem Faden antwortest...

Gruß, Nicole

Herby

Beitragvon Herby » 15.09.2009, 00:30

Hallo Stefan,

mir bleibt bei deinem Text zu unklar und verschwommen, wen oder was genau er denn satirisch darstellen will: die Angehörigen (doch wohl nicht)? Politiker, die das Datum als Bühne zur Selbstdarstellung missbrauchen? Medien, die das Datum als Quotenbringer sehen? Unbeteiligte der Spezies "Katastrophentouristen", die sich auch noch am Gedenken und am unermesslichen Leid anderer aufgeilen? Die Zielrichtung deines Textes vermag ich nicht zu erkennen.

Sprachlich stört mich im Titel die meiner Meinung nach völlig unsinnige "Denglisch" - Einlage ebenso wie der Verweis auf Miss Sophie.

Zudem frage ich mich bei dem folgenden Vers

Bedenken Sie bei Ihrer Teilnahme.


ob es sich hier nur um eine Art Wortspiel zwischen Bedenken und Gedenken handeln soll (was ich nicht nachvollziehen könnte) oder ob hier lediglich die Zeichensetzung falsch ist und aus dem Punkt ein Doppelpunkt werden müsste.

Eine Satire gut im Sinne von pointiert zu schreiben, ist schon schwierig genug. Sich des Themas 11. September satirisch anzunehmen ist dann noch einmal eine andere Liga - und nach meinem Dafürhalten ist es dir mit diesem Text nicht gelungen.

Drei Punkte noch vom Text abgesehen: du schreibst:

Ich verhehle nicht, dass ich politisch interessiert bin, das geht im Moment mir meinem unwichtigen Text im Literaturforum vor.


Na ja, so unwichtig kann er (dir) nun auch wieder nicht gewesen sein, sonst hättest du ihn ja wohl kaum eingesetzt, oder? ;-) Lese ich da ein 'fishing for compliments'? ;-)

Du zitierst Sam, der es schade findet, dass du selbst im Untertitel auf die Geschmacklosigkeit des Textes hinweist, und fügst dann erklärend an:

Das war eine reine Konvention von mir an dieses (das Blaue) Forum.
Ich weiss, worin ich mich bewege.


Das finde ich dann schon seltsam. Zum einen sind wir hier ja keine dünnhäutigen Teilnehmer eines Anfängerseminars, zum anderen wird ein Text, wenn er denn tatsächlich geschmacklos ist, nicht dadurch geschmackvoller, indem man vor seiner vermeintlichen Geschmacklosigkeit warnt. Dein Zusatz mutet mir wie eine Mischung aus der Vorwegnahme späterer Kritik und der Hoffnung, dass eine solche Warnung gerade erst recht Leser anzieht, an.

Und schließlich möchte und muss ich noch Nicole Recht geben: auch ich begreife nicht, warum du auf Sam in deinem letzten Kommentar auf so unsachliche Weise reagierst. Das kommt mir, entschuldige bitte, wie eine billige Retourkutsche vor.

Lieben Gruß
Herby

jondoy
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Beitragvon jondoy » 15.09.2009, 01:00

Hallo an alle, die sich hier zu Wort gemeldet haben!

Gestern abend hatte ich bis zu Sams erstem Kommentar gelesen, weiter nicht.
Heute abend hab ich weitergelesen, alle zeitlich danach folgenden Kommentare und einschließlich des heutigen von Nicole.

Es erstaunt mich die Fülle.
Leider vermag ich euren Gedanken nicht immer zu folgen, es verwirrt mich teilweise, vielleicht überfordert mich diese Gedankenflut im direkten Verbund auch ein wenig.

Ich seh mich jetzt außerstande, jedem einzelnen persönlich zu antworten, was ich bedaure, weil ich jedem Einzelnen sehr gerne einzeln geantwortet hätte, solcher Austausch wäre mir persönlicher und näher erschienen.

Wer sich persönlich von mir angegriffen fühlt, soll sich bitte per pin bei mir melden.

Zum Text.
Ich stehe zu den Zeilen, die ich geschrieben habe.
Es war ein Spontantext, geboren ist er am 11. September 2009, die Worte fielen wie Kegel einfach
In meinen Gedanken um, ich brauchte sie nur noch hinzuschreiben, ich hätte sie am liebsten hingemalt, mit Dornenrosen verziert, bis auf den letzten Absatz, den hab ich noch im letzten Moment nach einer längeren Überlegung hinzugefügt, an den hätte ich gerne noch mehr Zeit verschwendet, mit dem bin ich nicht zufrieden, aber es war schon 19.00 Uhr, die für mich gesetzte
Death-Line zum Abposten.

Was wollte ich damit sagen, ich habs mir Stichpunkte aufgeschrieben, um mich nicht von nachfolgenden Kommentaren beeinflussen zu lassen.

Für mich ist der Text ein Bild, das ich mit Worten gemalt hab.
Für mich ist also ein Kunsttext.
Kein literarischer Text im klassischen Sinne.

Vielleicht hat es was mit Fenestras Videoclip zu tun, die in meinen Augen wieder etwas die künstlerische Seite dieses Forums zum Erwachen gebracht hat, auch zwei Ausstellungen, die ich in letzter Zeit besucht habe, und die äußerst kontrovers diskutiert und teilweise sogar zensiert wurden, gehören dazu, doch es stecken auch noch viele andere Einflüsse drin, es ist irgendwie ein ganzes Konglomerat an Einflüssen, das in diesem Text drinsteckt, der Text hierfür ist eine Art Projektionsfläche hierfür, eine Art Form von Ausbruch.

Ich kann das jetzt nur so künstlerisch erklären.
Für mich war der Text Kunst, weniger Literatur, ich dachte, dies wäre für den Leser (Betrachter) allein schon aus der Tatsache erkennbar, dass er ja nicht wirklich etwas reales wiedergibt.

Nachdem ich es „gemalt“ und abgepostet hatte, hieß es für mich, einfach einmal abwarten, was mein „Bild“ (mein Text) beim Leser auslöst.

Es war ein „Bild“, von dem ich genau wusste, dass es nicht jedem gefallen würde.

Seltsamerweise habe ich am vergangenen Wochenende selbst viel darüber nachgedacht, was ich damit sagen wollte, was ich mit diesen Bildern, in denen ich gesprochen habe, ausdrücken wollte.
Es ist übrigens ein sehr vielschichtiger Text, find ich, wesentlich vielschichtiger, als seine banalen Allerweltsworte vermuten lassen, und das find ich wiederum genial an ihm, diesen Allerweltsunworten ist in diesem Kontext, wie sie von mir gestellt wurden, nicht so einfach beizukommen. Ich hätte große Probleme, sie zu verurteilen.
Ich glaub, ich würde sie gut finden, es ist jedoch das Ergebnis eines langen Prozesses bei mir, es ist sinnbildlich so, wie von der einen Seite auf die andere Seite (der Betrachtung) überzuwechseln.

Eure Kommentare bestärken mich auch in dieser Meinung.
Ich war selbst erstaunt, welche verschiedenartige Interpretationsmöglichkeiten dieser Text in mir zulässt. Das Ausmaß war mir beim Schreiben des Textes gar nicht bewusst.
Mir fielen übers Wochenende immer wieder neue Interpretationsmöglichkeiten für das ein, was ich damit hätte sagen können.

Da ich jedoch überzeugt bin, dass euch diese Antwort nicht befriedigt, möchte ich ein paar Gedankenkleckse, die da drin stecken, offenbar werden lassen, obgleich das meiner Intension widerspricht, ich möchte den Text sprechen lassen, und nicht mich.

Vielleicht der Ursprungskern des ganzen, liegt an diesem realen 11. September, als ich heimkam, im Wohnzimmer erfuhr, was gerade im Gange war, war ich ganz aufgedreht, das kann man gar nicht beschreiben, für mich war das eine freudige Nachricht.
Was an dem Tag in den Medien lief, das war so konträr zu meinem Empfinden, wie ich es noch selten zuvor in meinem Leben empfunden hatte.

Es ist so komisch. Unsere schneeweiße Sicht.
Es gibt die Guten. Und es gibt die Bösen.

Und dann gibt es die Toten. Es gibt gute Tote. In New York zum Beispiel.
Und es gibt Tote. Über die spricht man nicht viel.


Die Feuerwehrmänner und ihre Frauen. Das ist auch so ein Klecks, der da drin steckt.
Kennt ihr die Lebensgeschichte vieler Feuerwehrmänner in New York und ihrer Frauen nach dem 11. September?

Ein ganz anderer Aspekt. Der aber auch in dem Text drinsteht. Und wie. Auch wenn ihn keiner rausliest.
Der Text ist denjenigen Autoren und Autorinnen hier in unseren Blauen Salon gewidmet, die sich nicht viel trauen. Vor allem nicht sich selber viel zutrauen.
Ich würde ihnen am liebsten zurufen, habt mehr Selbstbewusstsein, traut euch endlich mal, anders zu schreiben wie sonst, und auch zu widersprechen und an eure eigene Meinung zu glauben.
Dazu gehört auch die Freiheit, den Text als geschmacklos zu empfinden.
Ich würde mir wünschen, dass einige von euch auch mal mehr dagegen halten und andere in die Schranken verweisen.

Ich wollte einen ambivalenten Text schreiben, geschrieben hab ich ihn schließlich dann, als ich ihn nicht geplant hatte, ich war so überzeugt von ihm, dass ich ihn nicht gelöscht habe.

Ein paar konkrete Anmerkungen noch kurz am Schluß.

Mucki, den Wortlaut der letzten Zeile, die in diesem Stück von dem Butler und Miss Sophie offenbar gesagt wird, kannte ich überhaupt nicht. Ich hab bis heute nicht gewusst, dass die da am Ende über Sex reden. Das war mir bis heute völlig unbekannt.

Nochmals an alle, die sinngemäß geäußert haben, dass sie den Text geschmacklos empfinden, weil durch diesen Text die Angehörigen verhöhnt werden.
Wie weit ist der Text von mir entfernt? Ich weiss es nicht.
Vielleicht kommt es daher, ich würde den großen Rahmen gar nie bevorzugen. Ich finde, eine Beerdigung ist etwas sehr intimes. Und auch später, wenn man als Angehöriger der Opfer gedenkt.
Mit Kameras verkommt es zwangsläufig zur Show.
Wenn ein naher Angehöriger von mir getötet worden wäre, ich weiss nicht, wie ich reagieren würde. Menschen müssten mir helfen, meinen Hass abzulegen Ich glaub, es gäbe keine Situation, in der ich anderer Menschen mehr bedürfte als in der Situation.

Nicole, was deinen Textvorschlag anbelangt, den find ich sehr gut.

Gruß,
Stefan

PS: Herby, deinen Kommentar hab ich erst jetzt entdeckt.
Den werde ich morgen lesen.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 15.09.2009, 01:18

Nicole hat geschrieben:Hi Jondoy,

Das ist auch der Grund, warum ich mir (hab mir die Kinokarte jetzt wieder aus dem Geldbeutel geholt) deinen Kommentar über Tarantinos Film Inglourious Basterds nicht mal durchlesen würde.


Ich bin verwirrt...

Was am Titel von Sams Text läßt Dich an der Ernsthaftigkeit seines Textes zweifeln?

Ich bin irritiert...

Warum keilst Du ausgerechnet in diese Richtung aus?

Ich bin erstaunt...

Weil ich das erst Mal erlebe, dass Du beim Beantworten eines Kommentars persönlich wirst

Ich finde es schade...

dass Du auf keinen anderen Beitrag in diesem Faden antwortest...

Gruß, Nicole


Hallo Nicole,

extra zu deinen Zeilen von heute morgen. Da hast du mich leider falsch verstanden.

Ich fand es richtig, was Sam da gesagt hat.
Ich hab Sam darin zugestimmt. Und nicht persönlich angegriffen.
Auch ich finde ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit in Texten (selbst wenn es ein satirischer Text ist) wichtig.

Wenn ich mich ernsthaft mit einem Kommentar über einen Film auseinandersetzen will, setzt das für mich voraus, dass ich den Film kenne, selbst gesehen habe :smile:.

Vielleicht hätte ich zum besseren Verständnis noch dazuschreiben sollen:

Das ist auch der Grund, warum ich mir (hab mir die Kinokarte jetzt wieder aus dem Geldbeutel geholt) deinen Kommentar über Tarantinos Film Inglourious Basterds nicht mal durchlesen würde, wenn ich den Film nicht selbst gesehen hätte.


Ist das jetzt klarer für dich lesbar?

Ich hab ja auch geschrieben, dass ich mir Sams Text durchlesen werde, wenn ich Zeit und Ruhe dafür finde.

Gruß,
Stefan

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 15.09.2009, 08:23

Hallo Jondoy,

ich kann weder deiner Unterscheidung von Kunst und Literatur folgen, noch deinen Erklärungen und Absichten, warum du diesen Text geschrieben und gepostet hast, oder was dir die Kommentare und die Kritik sagen.

Vielleicht der Ursprungskern des ganzen, liegt an diesem realen 11. September, als ich heimkam, im Wohnzimmer erfuhr, was gerade im Gange war, war ich ganz aufgedreht, das kann man gar nicht beschreiben, für mich war das eine freudige Nachricht.

Ich hoffe wirklich, das verstehe ich auch völlig falsch und du beziehst dich hier nicht auf den Terroranschlag sondern auf ein privates Ereignis in deinem Wohnzimmer!

Flora

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Beitragvon Mucki » 15.09.2009, 14:01

Hi Stefan,

die von Flora zitierte Stelle hat mich ebenfalls schockiert. Ich hoffe auch, dass du es nicht so meinst, wie es da steht!
Und zu Dinner for one. Wenn du einen solchen, offensichtlichen Bezug zu Dinner for one herstellst, durch den Titel mit dem "miss sophie" dahinter, dann ist es das Mindesteste, dass du auch die vollständige Handlung in Dinner for one kennst. GERADE die Schlussszene von Dinner for one ist es ja, die mich zur Wertung "geschmacklos" veranlasste. Der Butler James ist ein Greis, ebenso Miss Sophie. Also ist der Schluss-Dialog sozusagen ein "Gedächtnisficken".

Saludos
Mucki


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