Die Angst des Textes vor vergleichenden Literaturrezensionen

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
scarlett

Beitragvon scarlett » 20.02.2008, 22:43

Du bist dir also ganz sicher, ja? Hast jeden Punkt, jedes Komma überprüft? Hast alles Kitschverdächtige eliminiert? Ehrlich?

Wie? Überarbeitet? Was? Die Rosen und das Herz hast du einfach drin gelassen? Nee, nee ... mein Lieber,
e-l-i-m-i-n-i-e-r-e-n, verstehst du. Wie soll ich das denn verteidigen, wenn man über mich herfallen wird? Mich auseinandernimmt, zerrupft wie ein Hühnchen?

Jede einzelne Silbe werden mir die Verreißer, die Klartextredner, umdrehen, wieder und wieder, nur um alle denkbaren Lesarten aufzuspüren und du bürdest mir allen Ernstes diese hoch gefährlichen, zum Mord geradezu einladenden Worte auf? Ich darf das dann wieder ausbaden, ja? Du bist so ein Sturschädel.

Wie? Das fiele dann auf dich zurück, meinst du? Auf deine mittelmäßige Begabung? Ich glaub, ich hör nicht richtig. Hast du schon vergessen, dass ich dir nicht mehr gehöre, wenn der letzte Punkt gesetzt ist? Bist mich los. Und aus dem Schneider.

Dann muss ich selbst – ständig sein ... mich demütigen lassen, nur weil du für Rosen und Herzen schwärmst!
Die Messer sind gewetzt, das wird ein richtiges Festmahl.
Ach, du wirst mitleiden? Verzweifeln? Mag ja sein, aber gefressen werde nur ich, merk dir das.

Eine klitzekleine Überlebenschance gibt es allerdings schon, wenn ich mir das so recht überlege: so romantisch verklärt und manchmal kryptisch, wie du schreibst, wird es vielleicht eh keinen interessieren und jene, die sich dennoch heranwagen, nur um zu verreißen, bleibt hoffentlich jeder Buchstabe im Halse stecken...

© Monika Kafka, 2008

hwg

Beitragvon hwg » 24.03.2008, 10:02

Es kommt stets darauf an, jedenfalls für mich, w e r an einem Text herummäkelt.
Auch an der Form der geäußerten Kritik kann man entnehmen, ob diese auf Wissen
beruht oder bloß die augenblickliche Stimmung des Rezensenten (Lesers) spiegelt.
Den Text von Scarlett habe ich jedenfalls genossen. :hand0051:


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