24/VI/2001
Die Beinbehaarung des Fräulein Kühn
Ein lichtdurchflutetes, mit Buche-Nachbildung und
Granit-Imitat eingerichtetes Büro in der
Fußgängerzone einer x-beliebigen Großstadt im
Ruhrgebiet.
Anwesend sind
Der Heiratsvermittler (H.V.)
Eine Heiratsvermittlungsbüroangestellte (H.V.B.A.)
Ein Vermittlungswilliger (V.W.)
H.V. (überfliegt seine Unterlagen)
Nehmen Sie doch Platz, Herr äh...
V.W. ...Müller...
H.V. ...richtig, Herr Müller. Möchten Sie
etwas trinken? Fräulein Kühn? Bitte
etwas Kaffee...
H.V.B.A. Gern Herr Lehmann.
V.W. (schüchtern) Nein danke.
H.V. Ein guter Geist, unser Fräulein Kühn,
nicht wahr?
V.W. ...
H.V. So Herr Müller... (faltet die Hände
und beugt sich vertrauenserweckend
vor) ...Sie suchen also eine
Partnerin...
V.W. (nickt)
H.V. Nun, lassen Sie mich zunächst einmal
zum Ausdruck bringen, dass Sie sich in
unserem...ähem...kleinen, aber sehr
kompetenten Büro ganz ungezwungen
fühlen können...
V.W. (kleinlaut) Ja.
H.V. Die Suche nach einer geeigneten
Lebenspartnerin ist ja heutzutage kaum
noch auf dem, ich sage einmal,
herkömmlichen Wege zu bewerkstelligen,
deswegen sind Sie ja zu uns gekommen,
nicht wahr?
V.W. Ja...äh...
Die Heiratsvermittlungsbüroangestellte schüttet
zwei Tassen Kaffee ein.
H.V. Sehen Sie...Nun lassen Sie uns mal zur
Sache kommen...
Dankeschön Fräulein Kühn...Mit diesem
Fragebogen hier wollen wir zunächst
Ihre Wünsche bezüglich des äußeren
Erscheinungsbildes Ihrer Zukünftigen
beleuchten. Wie alt soll denn Ihre
Partnerin sein?
V.W. (zögert) tja so um die...
V.W.B.A. Benötigen Sie noch etwas, Herr
Lehmann?
V.W. ...dreißig...
H.V. Nein danke, Fräulein Kühn.
V.W. ...zweiunddreißig vielleicht...
H.V. Aha. (notiert etwas) Und das Aussehen?
Die Heiratsvermittlungsbüroangestellte verlässt
das Büro.
V.W. Naja...also...nicht zu groß und
nicht so klein...so mittel halt...
H.V. ...einszwoundsiebzig... (notiert)
V.W. ...so ungefähr...
H.V. Haarfarbe?
V.W. Ach...gern dunkel...aber blond kann ja
auch ganz nett sein, nicht?
H.V. ...Haarfarbe egal... (notiert) ...und
die Augen?
V.W. (beginnt, leicht auf dem Stuhl hin und
her zu rutschen) Weiß nicht, Güte
müssen sie irgendwie ausstrahlen,
Güte, Liebe und eventuell auch sowas
Sehnsüchtiges, wissen Sie?
H.V. Aha, ich sehe, Sie sind wohl ein wenig
romantisch, was? (notiert grinsend
etwas)
V.W. (lächelt) Ja schon...
H.V. (burschikos) Beschützertyp was? Haha...
V.W. ...?
H.V. Weitere äußerliche Merkmale, die Sie
bevorzugen Herr...äh...Müller?
V.W. (jetzt ganz bei der Sache) Ja schon.
Das Gesicht sollte nicht so perfekt
sein, es könnte ruhig so einen
gewissen Zug von Traurigkeit oder auch
von Hässlichkeit tragen...
H.V. (blickt auf) Hässlichkeit?
V.W. Naja, sowas wie eine Narbe, große
Wangenknochen oder so...
H.V. (murmelt) ...Narbe... (notiert)
V.W. Ja, und starke Körperbehaarung!
H.V. Körperbehaarung?
V.W. Ja. Üppige Schambehaarung, Achseln,
Beine...
H.V. (notiert mit hochgezogenen Augenbrauen) Schambe...
V.W. Oberlippenbart muss nicht unbedingt.
H.V. (murmelt) ...nicht unbedingt...
(notiert mit kaum merklichen
Kopfschütteln)
V.W. Wissen Sie, Herr...äh...
H.V. ...Lehmann...
V.W. ...Lehmann, richtig, wissen Sie Herr
Lehmann, die Behaarung bietet ja
bekanntlich die Grundlage für die
Bakterien, die für den Körpergeruch
zuständig sind...
H.V. (interessiert) ...Körpergeruch...
(notiert abwesend)
V.W. Also ich will jedenfalls keine, die
nach Dusch-Gel riecht, und zu oft
Haare waschen sollte sie auch nicht,
einmal die Woche reicht.
H.V. ...fettige Haare... (notiert)
V.W. Sie sollte so etwas Bäuerliches an
sich haben, so naturverbunden und
einfach...
H.V. ...Bäuerin... (notiert)
V.W. ...und es sollte ihr nichts ausmachen,
für Haus und Hof zu sorgen und auch...
H.V. (unterbricht) Damit wären wir ja dann
schon bei den inneren Qualitäten.
V.W. ...ach ja?
H.V. Ja. (holt hörbar Luft) Legen Sie Wert
auf Bildung, Herr Müller?
V.W. Kann nicht schaden. Aber keine
Besserwisserin, gell?
H.V. Neinnein...natürlich... (notiert
irgendwas) ...und kulturell?
V.W. Naja, ihren Miller und Bukowski sollte
sie schon gelesen haben...nicht wahr?
...Darf ich noch was zum Äußerlichen
sagen, Herr äh...
H.V. ...Lehmann...
V.W. ...Lehmann, natürlich...also sie
sollte keine weißen Streifen vom
Bikini am Po haben...
H.V. Jawie?
V.W. ...weil dann hat sie vermutlich keine
eigene Terrasse, auf der sie
gewissermaßen hüllenlos sonnen kann...
H.V. ...?
V.W. Das ließe darauf schließen, dass sie
womöglich über keine eigene
Liegenschaften verfügt, die sie
in die Ehe einbringen kann...
H.V. ...?
V.W. (überlegt) ...oder Sonnenstudio, ohje,
das wär scheiße...
H.V. (stutzt einen Moment)(notiert ratlos:
kein Sonnenstudio)
V.W. ...körperliche Fitness wär gut, der
Hof macht eine Menge Arbeit...aber
nicht vonner Mucki-Bude, sondern so
allgemein...vom Fegen oder so...
H.V. (lässt den Stift sinken)
V.W. ...kräftig halt...
H.V. ...
V.W. ...
H.V. (drückt auf den Sprechknopf)
...Fräulein Kühn, bitte zwei Klare...
V.W. (dankbar) ...da sach ich nicht nein...
H.V.B.A. (aus dem Off durch die Sprechanlage)
Kommt sofort, Herr Lehmann.
H.V. ... (wartet)
V.W. ... (wartet)
Die Türe öffnet sich, die
Heiratsvermittlungsbüroangestellte kommt mit
einem Tablett mit zwei Gläsern und einer
beschlagenen Flasche Aquavit herein. Beim
Abstellen auf dem Bürotisch verbreitet sie einen
leichten Körpergeruch.
H.V. Danke Fräulein Kühn.
V.W. Danke Fräulein Kühn.
Der Heiratsvermittler schenkt die Gläser bis zum
Rand voll und verschlabbert dabei einiges auf dem
Tablett.
H.V. Na denn Prost erstmal...
V.W. Jo...
Beide stürzen den Schnaps herunter. Der
Heiratsvermittler schenkt sofort nach.
V.W. Nett hammses hier.
H.V. Ja ne? Sagen se mal, wie hamm Sie das
denn vorhin gemeint mit den Bakterien
und der Körperbehaarung?
V.W. (grinst) Naja, Sie verstehen schon, so
morgens nach dem Wachwerden...
(prostet dem Heiratsvermittler zu und
trinkt) ...ahh...der Geruch nach Frau
halt, so aus dem Mund und der Schweiß
der Nacht...Sie verstehen was ich
meine...
H.V. (lächelt ein wenig verlegen) Jaja, ich
denke schon...
(kippt seinen Schnaps herunter)
V.W. So...weiter.
H.V. (rülpst kaum hörbar) ...ja sicher...
V.W. ...Noch nicht so ausgeprägt sollte sie
sein... gewissermaßen formbar noch...
H.V. (sucht seinen Stift, notiert etwas,
ergreift dann die Flasche und schenkt
nochmal ein)
V.W. Eigener Wille ja, gern auch kreativ,
aber halt fügsam und lieb...
H.V. (kommt fast nicht hinterher, ergreift
schnell den Stift und krakelt: fügsam)
V.W. So ne Mischung aus kindlicher
Unbefangenheit und absoluter
Weiblichkeit.
H.V. (ist sichtlich überfordert, legt den
Stift an die Seite, trinkt ohne
Zuprosten den Aquavit und blickt
gedankenverloren am
Vermittlungswilligen vorbei aus dem
Fenster) ...Yeah, so irgendwie
unschuldig verkommen...
V.W. (trinkt jetzt auch seinen Schnaps)
...ge-nau...
Lehmann, ich sehe, wir verstehen
uns...
H.V. (kramt nach Zigaretten) Wollnse auch
eine?
V.W. Ne danke, ich dreh selbst. (kramt nach
Tabak und dreht)
H.V. Feuer?
V.W. (fischt das Zippo aus der Hose) Hab
schon.
H.V. (macht einige nevöse Züge) Ganz schön
scharfes Ding, was Sie da suchen, was?
(grinst etwas unbeholfen)
V.W. Och naja... (inhaliert tief)
...drunter mach ichs halt nicht.
H.V. Hammse auch recht...Sehn ja auch gut
aus uns sind n stattlicher Kerl.
Hammse viel Geld?
V.W. Geld? Haha...Was meinense, warum ich
ne Frau such?
H.V. (zwinkert dem Vermittlungswilligen zu)
Versteh schon...
V.W. (deutet auf die Flasche) Sollnwer
nochmal?
H.V. Oh, ja sicher... (schenkt ein) ...so,
Prösterchen...
V.W. (beugt sich über den Tisch und stößt
mit dem Heiratsvermittler an)
Prösterchen.
Beide leeren ohne Hast ihr Glas.
H.V. So, un jetzt?
V.W. ...paar Sachen hätt ich noch...
H.V. Immer raus damit... (kramt unter den
Papieren nach seinem Kuli, einige
Dokumente fallen auf den Boden)
V.W. ...bisschen bi wär nich schlimm.
H.V. Achherrje... (notiert: bi)
V.W. ...und sie sollte sich natürlich nicht
erschrecken, wenn sie etwas warmes
Sperma in den Mund bekommt...
H.V. (stützt den Kopf auf die Hände) ...ohgottogott...
V.W. ...oder wenn man nach dem Orgasmus in
sie hineinuriniert...
H.V. (erblasst)
Der Heiratsvermittler fällt seitlich von seinem
Stuhl herunter und bleibt nach einem dumpfen
Aufprall regungslos auf dem Rücken liegen. Sein
Atem geht flach und ruckartig.
Der Vermittlungswillige steckt sich eine zuhause
vorbereitete Haschzigarette an, inhaliert
genüsslich und blickt lächelnd aus dem Fenster.
Die Heiratsvermittlungsbüroangestellte kommt
aufgeregt ins Büro gestürmt.
H.V.B.A. Um Gottes Willen...Herr Lehmann...
(riecht die Haschzigarette) ...Herr
Müller...was...?
Der Vermittlungswillige entdeckt die starke
Beinbehaarung unter den transparenten Nylon-
Strumpfhosen der Heiratsvermittlungs-
büroangestellten, ihr Körpergeruch überdeckt -
vermutlich ob der Aufregung - den der
Haschzigarette, und mit einer ausladenden Geste
nimmt er die Heiratsvermittlungsbüroangestellte
bei den Hüften, die Kippe lässig im Mundwinkel,
und führt sie aus dem rauchgeschwängerten
Heiratsvermittlungsbüro hinaus in die
Fußgängerzone.
Der Kaffee ist inzwischen kalt geworden.
Die Beinbehaarung des Fräulein Kühn
- Thomas Milser
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Zuletzt geändert von Thomas Milser am 07.02.2007, 22:18, insgesamt 5-mal geändert.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
- Thomas Milser
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hi aram,
nun, es ist wieder mal so, dass ich ganz unverblümt einer spontanen Idee folgend ohne jegliches Konzept zu schreiben begonnen habe. Ich kann (und muss wohl) damit leben, wenn man das dem Text anmerkt :o)
Pjotr:
Das mit dem Comic klingt spannend. Ich wusste gar nicht, dass du auch noch zeichnest?! Deine Beschreibung, wie du das umzusetzen gedenkst, hört sich wirklich vielversprechend an. Da habe ich überhaupt nichts gegen einzuwenden, im Gegenteil! Kannst du mal die beiden Hauptfiguren anskizzieren und mir schicken? Hab mich noch nie im Comic gesehen :o)))))
Schön, dass du das Timing bemerkt hast. Besonders diese Stelle bringt mich selbst heute immer noch zum Grinsen:
Wie alt soll denn Ihre
Partnerin sein?
V.W. (zögert) tja so um die...
V.W.B.A. Benötigen Sie noch etwas, Herr
Lehmann?
V.W. ...dreißig...
H.V. Nein danke, Fräulein Kühn.
V.W. ...zweiunddreißig vielleicht...
H.V. Aha. (notiert etwas) Und das Aussehen...
Nicht einfach, das in stehenden Bildern festzuhalten. Würde mich riesig freuen, wenn du dich daranbegeben würdest. Voll spannnend!
Tja, der 'scheiße'-Satz: Er ist irgendwie Bestandteil der durch den Alloholgenuss immer mehr vom Förmlichen ins Vulgäre abdriftenenden Sprache.... so ad hoc wüsste ich nicht, was da besser wäre... austauschbar ist er sicherlich...
Ist nicht irgendwie der Kaffee, der am Ende kalt geworden ist, die Pointe? Eine Begebenheit, die mit dem gesamten Stück eigentlich nix zu tun hat? Und 'kalter Kaffee' ist ja auch Sinnbild für 'keine Überraschung', 'Nichts Neues'.
Pjotr, freut mich riesig, dass du da so drauf anspringst. Falls du noch einen Zeichner für die Hintergründe brauchst: Sag bescheid. Räume darzustellen ist mein Job und mein Plaisier.
Tom.
nun, es ist wieder mal so, dass ich ganz unverblümt einer spontanen Idee folgend ohne jegliches Konzept zu schreiben begonnen habe. Ich kann (und muss wohl) damit leben, wenn man das dem Text anmerkt :o)
Pjotr:
Das mit dem Comic klingt spannend. Ich wusste gar nicht, dass du auch noch zeichnest?! Deine Beschreibung, wie du das umzusetzen gedenkst, hört sich wirklich vielversprechend an. Da habe ich überhaupt nichts gegen einzuwenden, im Gegenteil! Kannst du mal die beiden Hauptfiguren anskizzieren und mir schicken? Hab mich noch nie im Comic gesehen :o)))))
Schön, dass du das Timing bemerkt hast. Besonders diese Stelle bringt mich selbst heute immer noch zum Grinsen:
Wie alt soll denn Ihre
Partnerin sein?
V.W. (zögert) tja so um die...
V.W.B.A. Benötigen Sie noch etwas, Herr
Lehmann?
V.W. ...dreißig...
H.V. Nein danke, Fräulein Kühn.
V.W. ...zweiunddreißig vielleicht...
H.V. Aha. (notiert etwas) Und das Aussehen...
Nicht einfach, das in stehenden Bildern festzuhalten. Würde mich riesig freuen, wenn du dich daranbegeben würdest. Voll spannnend!
Tja, der 'scheiße'-Satz: Er ist irgendwie Bestandteil der durch den Alloholgenuss immer mehr vom Förmlichen ins Vulgäre abdriftenenden Sprache.... so ad hoc wüsste ich nicht, was da besser wäre... austauschbar ist er sicherlich...
Ist nicht irgendwie der Kaffee, der am Ende kalt geworden ist, die Pointe? Eine Begebenheit, die mit dem gesamten Stück eigentlich nix zu tun hat? Und 'kalter Kaffee' ist ja auch Sinnbild für 'keine Überraschung', 'Nichts Neues'.
Pjotr, freut mich riesig, dass du da so drauf anspringst. Falls du noch einen Zeichner für die Hintergründe brauchst: Sag bescheid. Räume darzustellen ist mein Job und mein Plaisier.
Tom.
Zuletzt geändert von Thomas Milser am 02.03.2007, 15:00, insgesamt 1-mal geändert.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Tom,
ja, zeig doch mal bei Gelegenheit, wie Du Dir die Raumausstattung vorstellst. Ich werde in der Zwischenzeit mal mit diversen Figuren experimentieren. Soll Müller Dir stark ähnlich sehen, oder nur ein bisschen? :-)
Ein paar Inspirationen zu den Klamotten wäre auch interessant.
P.
ja, zeig doch mal bei Gelegenheit, wie Du Dir die Raumausstattung vorstellst. Ich werde in der Zwischenzeit mal mit diversen Figuren experimentieren. Soll Müller Dir stark ähnlich sehen, oder nur ein bisschen? :-)
Ein paar Inspirationen zu den Klamotten wäre auch interessant.
P.
- Thomas Milser
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Pjotr,
ich glaube, das wäre nicht gut, wenn du meine Vorstellung umsetzen würdest, was die Charaktäre angeht... letzlich hattest du die Inspiration zu einem Comic, also lass' der Phantasie freien Lauf...
außerdem habe ich gar keine Vorstellung :o)
Ebenso würde ich die Räume erst nach den Figuren bzw. Szenen konstruieren... Je nach 'Kameraeinstellung'
Arbeitest du mit einem Story-Board (also einem groben Szenen-Drehbuch, das die ganze Geschichte vorher in 'Einstellungen' im Gerüst festlegt ) und mit Model-Sheets, in denen die Figuren in ihrer Mimik/Gestik entwickelt werden?
ich glaube, das wäre nicht gut, wenn du meine Vorstellung umsetzen würdest, was die Charaktäre angeht... letzlich hattest du die Inspiration zu einem Comic, also lass' der Phantasie freien Lauf...
außerdem habe ich gar keine Vorstellung :o)
Ebenso würde ich die Räume erst nach den Figuren bzw. Szenen konstruieren... Je nach 'Kameraeinstellung'
Arbeitest du mit einem Story-Board (also einem groben Szenen-Drehbuch, das die ganze Geschichte vorher in 'Einstellungen' im Gerüst festlegt ) und mit Model-Sheets, in denen die Figuren in ihrer Mimik/Gestik entwickelt werden?
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Ja, Story-Board und Model-Sheets. Übrigens, mein letzter ernsthafter Comic-Versuch liegt fast 30 Jahre zurück, da schaffte ich immerhin eine DIN-A-4-Seite. Und seit 20 Jahren warte ich auf einen guten Texter. Gezielt nach Autoren gesucht habe ich noch nie, weil ich hauptsächlich mit anderen Dingen beschäftigt war. Vor 4 Jahren habe ich es erneut versucht in Text und Bild, bin aber textmäßig nur bis zum Grundthema und bildmäßig nur zu ein paar Model-Sheets gekommen. Das war bisher alles so im Uderzo-Stil, mit geschwungen Tuschepinselstrichen (kommt eigentlich ursprünglich von Disney), habe nun endlich gemerkt, dass dieser Zeichen-Stil mir zu infantil ist. Im Kopf habe ich bereits ziemlich konkrete Vorstellungen von einem neuen Stil. Mal sehen, ob ich was umsetzen kann ...
Pjotr
Pjotr
Hallo,
der Text fängt superstark an - so stark, dass man sogar diese Schrifttype UND Dialog lesen mag.
Aber das Ende enttäuscht mich dann, weiß selbst nicht genau, wieso. Vielleicht, weil die Steigerung des Unerwarteten übertrieben wird - und dadurch gar nciht mehr gesteigert? Dass er eine Frau sucht mit Beinbehaarung und riechend - das war doch schon die Spitze. Das mit dem Sperma und dem Urin flacht diese Spitze für mein Lesen ab.
Ungefähr beim xten Klaren verliert der Text stark. Also ab hier:
Schade.
Trotzdem gern gelesen, und wie gesagt: Schade, dass du nichts mehr dran ändern kannst/willst. Gut möglich, dass das von mir bemäkelte Ende als Bühnenstück/Sketch/Comic stärker wäre als von mir jetzt lesend empfunden. Als Hörstück indes wäre ich skeptisch, wie man den Geruch hörbar machen kann?
LG
Klara
der Text fängt superstark an - so stark, dass man sogar diese Schrifttype UND Dialog lesen mag.
Aber das Ende enttäuscht mich dann, weiß selbst nicht genau, wieso. Vielleicht, weil die Steigerung des Unerwarteten übertrieben wird - und dadurch gar nciht mehr gesteigert? Dass er eine Frau sucht mit Beinbehaarung und riechend - das war doch schon die Spitze. Das mit dem Sperma und dem Urin flacht diese Spitze für mein Lesen ab.
Ungefähr beim xten Klaren verliert der Text stark. Also ab hier:
Beide leeren ohne Hast ihr Glas.
H.V. So, un jetzt?
V.W. ...paar Sachen hätt ich noch...
H.V. Immer raus damit... (kramt unter den
Papieren nach seinem Kuli, einige
Dokumente fallen auf den Boden)
V.W. ...bisschen bi wär nich schlimm.
H.V. Achherrje... (notiert: bi)
V.W. ...und sie sollte sich natürlich nicht
erschrecken, wenn sie etwas warmes
Sperma in den Mund bekommt...
H.V. (stützt den Kopf auf die Hände) ...ohgottogott...
V.W. ...oder wenn man nach dem Orgasmus in
sie hineinuriniert...
H.V. (erblasst)
Schade.
Trotzdem gern gelesen, und wie gesagt: Schade, dass du nichts mehr dran ändern kannst/willst. Gut möglich, dass das von mir bemäkelte Ende als Bühnenstück/Sketch/Comic stärker wäre als von mir jetzt lesend empfunden. Als Hörstück indes wäre ich skeptisch, wie man den Geruch hörbar machen kann?
LG
Klara
Ah, Tom, ja, der kalte Kaffe wäre sozusagen eine Pointe :-)
Hallo Klara, was hälst Du von Edika? Kennst Du den? Bei ihm geht's auch meist ohne Pointe um vulgäre Sinnlosigkeit, so sinnlos, daß es wieder komisch wird.

(c) Edika
(Dieses Cover ist noch sehr harmlos für Edika, die Inhalte sind sehr derb.)
Diesen Zeichenstil habe ich übrigens nicht vor! Entwarnung, hehe.
Pjotr
Hallo Klara, was hälst Du von Edika? Kennst Du den? Bei ihm geht's auch meist ohne Pointe um vulgäre Sinnlosigkeit, so sinnlos, daß es wieder komisch wird.

(c) Edika
(Dieses Cover ist noch sehr harmlos für Edika, die Inhalte sind sehr derb.)
Diesen Zeichenstil habe ich übrigens nicht vor! Entwarnung, hehe.
Pjotr
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
Hi Klara,
danke fürs Lesen.
Tja, was soll ich machen? Der Text ist nunmal seit Jahren so, und das komplett umzuschreiben ist wohl müßig. Da wäre was Neues einfacher. Kann nicht immer zusagen, gell? Geruch hörbar machen? Gute Aufgabe... :o) darüber habe ich neulich noch was gelesen.... Das geht über Onomatopoesie... Also: Lautmalerei, Tonmalerei, Schallwort, ist die Nachahmung eines Naturlautes oder eines sonstigen außersprachlichen akustischen (vielleicht auch olfaktorischen? [Anm. d. Autors] ) Phänomens durch die klanglich als ähnlich empfundene Lautgestalt eines sprachlichen Ausdrucks.
Ein sprachlicher Kniff, bewusst Wörter mit Zisch-, Schnupper- und Stechlauten (wie immer die klingen mögen) zu verwenden, so dass sich unterbewusst eine Ähnlichkeit zum Geruch der Sprache einstellt... ich muss den Text mal diesbezüglich abschnuppern...
Pjotr,
danke für die Entwarnung :o) Für einen Moment dachte ich.....
Wie zeichnet man eigentlich kalt gewordenen Kaffee? Auch ne gute Aufgabe, nech?
Erinnert mich an J. Malmsheimer, wo er in der Walldorfschule seines Kindes beim Elternabend aus 'Zauberwolle' etwas zupfen soll. Alle anderen zupfen Vögelchen und sowas, er fetzt voll an der Wolle rum und baut so Sachen wie (sinngemäß) :"Ein Rudel Lemminge, eine Bohnensuppe, eine Lohnsteuererklärung, einen Vulkanausbruch und einen Wandkalender".... *hähä*
Bin gespannt, Pjotr. Gib Gas!!!
Lustig, wie das allererste Drama im Salon den Leutchen so Ideen einpflanzt, über Gerdas Bühnenszene, das Hörspiel, zum Comic... Ich schlage noch DVD vom 'making of' vor, und kleine Müller-Schlüsselanhänger und 'Lehmann-Käppys' :o)))))
Merchandise-Tom.
danke fürs Lesen.
Tja, was soll ich machen? Der Text ist nunmal seit Jahren so, und das komplett umzuschreiben ist wohl müßig. Da wäre was Neues einfacher. Kann nicht immer zusagen, gell? Geruch hörbar machen? Gute Aufgabe... :o) darüber habe ich neulich noch was gelesen.... Das geht über Onomatopoesie... Also: Lautmalerei, Tonmalerei, Schallwort, ist die Nachahmung eines Naturlautes oder eines sonstigen außersprachlichen akustischen (vielleicht auch olfaktorischen? [Anm. d. Autors] ) Phänomens durch die klanglich als ähnlich empfundene Lautgestalt eines sprachlichen Ausdrucks.
Ein sprachlicher Kniff, bewusst Wörter mit Zisch-, Schnupper- und Stechlauten (wie immer die klingen mögen) zu verwenden, so dass sich unterbewusst eine Ähnlichkeit zum Geruch der Sprache einstellt... ich muss den Text mal diesbezüglich abschnuppern...
Pjotr,
danke für die Entwarnung :o) Für einen Moment dachte ich.....
Wie zeichnet man eigentlich kalt gewordenen Kaffee? Auch ne gute Aufgabe, nech?
Erinnert mich an J. Malmsheimer, wo er in der Walldorfschule seines Kindes beim Elternabend aus 'Zauberwolle' etwas zupfen soll. Alle anderen zupfen Vögelchen und sowas, er fetzt voll an der Wolle rum und baut so Sachen wie (sinngemäß) :"Ein Rudel Lemminge, eine Bohnensuppe, eine Lohnsteuererklärung, einen Vulkanausbruch und einen Wandkalender".... *hähä*
Bin gespannt, Pjotr. Gib Gas!!!
Lustig, wie das allererste Drama im Salon den Leutchen so Ideen einpflanzt, über Gerdas Bühnenszene, das Hörspiel, zum Comic... Ich schlage noch DVD vom 'making of' vor, und kleine Müller-Schlüsselanhänger und 'Lehmann-Käppys' :o)))))
Merchandise-Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
- Thomas Milser
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- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
hi Klara.
Was ich meinte (und die Wiki sagt) ist:
Daneben drücken Onomatopoetika auch nichtakustische Reize lautmalerisch aus: ungarisch tátong „(Mund) weit offen stehen“. Das lange offene a symbolisiert quasi den offenen Mund. Auch die Verben glitzern, schillern sind wahrscheinlich Onomatopoetika, die optische Reize lautmalerisch ausdrücken.
Jetzt müsste man das mal olfaktorisch übertragen...
Ich denke gerade (aus aktuellem Anlass) an Zw-ie-beln schn-ei-den.... davon muss ich
h-eu-len...
Also mehr so hintergründig, ohne offensichtlich Lautmalerisches....
Tom.
Was ich meinte (und die Wiki sagt) ist:
Daneben drücken Onomatopoetika auch nichtakustische Reize lautmalerisch aus: ungarisch tátong „(Mund) weit offen stehen“. Das lange offene a symbolisiert quasi den offenen Mund. Auch die Verben glitzern, schillern sind wahrscheinlich Onomatopoetika, die optische Reize lautmalerisch ausdrücken.
Jetzt müsste man das mal olfaktorisch übertragen...
Ich denke gerade (aus aktuellem Anlass) an Zw-ie-beln schn-ei-den.... davon muss ich
h-eu-len...
Also mehr so hintergründig, ohne offensichtlich Lautmalerisches....
Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Naja, notfalls gäbe es ja immer noch den Trick eines Erzählers...
lg
klara (die bis jetzt glaubte, dass olfaktorisch nur mit entsprechenden Worten gearbeitet werden kann, die olfaktorische Assoziationen wecken, und nicht mit Stimmen/Geräuschen, aber ich lasse mich gerne eines Besseren und Spannderen belehren - hier die platte Variante der Worte, die ich ansprach:
HV Beeilen Sie sich bitte, Fräulein Kühn, es ist so stickig hier drin zu dritt...
VW Aber nein, aber nein, das geht schon!
oder:
VW (zieht hörbar die Luft ein, seufzt) Wissen Sie, genau so... ja, dieser Duft... das ist ein Duft nach...
HV (schnppert missbilligend, wenn das geht) Fräulein Kühn? Sind Sie jetzt fertig? Dann lassen Sie uns bitte allein!
VW (lautes Schnuppern) Oh nein! Bitte nicht!
oder so... aber das war jetzt noch nicht subtil - im Übrigen wäre es vielleicht am coolsten, wenn Fräulein Kühn überhaupt nichts sagt, sondern nur riecht -)
lg
klara (die bis jetzt glaubte, dass olfaktorisch nur mit entsprechenden Worten gearbeitet werden kann, die olfaktorische Assoziationen wecken, und nicht mit Stimmen/Geräuschen, aber ich lasse mich gerne eines Besseren und Spannderen belehren - hier die platte Variante der Worte, die ich ansprach:
HV Beeilen Sie sich bitte, Fräulein Kühn, es ist so stickig hier drin zu dritt...
VW Aber nein, aber nein, das geht schon!
oder:
VW (zieht hörbar die Luft ein, seufzt) Wissen Sie, genau so... ja, dieser Duft... das ist ein Duft nach...
HV (schnppert missbilligend, wenn das geht) Fräulein Kühn? Sind Sie jetzt fertig? Dann lassen Sie uns bitte allein!
VW (lautes Schnuppern) Oh nein! Bitte nicht!
oder so... aber das war jetzt noch nicht subtil - im Übrigen wäre es vielleicht am coolsten, wenn Fräulein Kühn überhaupt nichts sagt, sondern nur riecht -)
- Thomas Milser
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klara (die bis jetzt glaubte, dass olfaktorisch nur mit entsprechenden Worten gearbeitet werden kann, die olfaktorische Assoziationen wecken, und nicht mit Stimmen/Geräuschen, aber ich lasse mich gerne eines Besseren und Spannderen belehren
Was denkst du z.B. über das Wort 'Ammoniak'? Das klingt genauso, wie es riecht, finde ich.
Oder 'Kohltopf'. Da schwingt für mich das anschließende 'poop' und dessen olfaktorische Eigenschaft schon mit.
Deine 'platte' Variante finde ich nicht schlecht, aber sie hat diesen ordinären Klimax nicht...
Naja, bis Bühnenbild respektive Model Sheets fertig sind, ist ja noch ein bisschen Zeit des Reifens...
Eigentlich wollte ich diesen Text einfach nur loswerden, aber da jetzt doch einiges an Aufhebens davon gemacht wird, muss ich wohl über eine Überarbeitung ernsthaft nachdenken :o)
Tom
Was denkst du z.B. über das Wort 'Ammoniak'? Das klingt genauso, wie es riecht, finde ich.
Oder 'Kohltopf'. Da schwingt für mich das anschließende 'poop' und dessen olfaktorische Eigenschaft schon mit.
Deine 'platte' Variante finde ich nicht schlecht, aber sie hat diesen ordinären Klimax nicht...
Naja, bis Bühnenbild respektive Model Sheets fertig sind, ist ja noch ein bisschen Zeit des Reifens...
Eigentlich wollte ich diesen Text einfach nur loswerden, aber da jetzt doch einiges an Aufhebens davon gemacht wird, muss ich wohl über eine Überarbeitung ernsthaft nachdenken :o)
Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Hallo,
deine Beispiele sind stimmig, aber als Assoziationen. Das geht auch kaum anders, glaube ich, weil Gehör und Laut zusammenhängen (Lautmalerei deshalb möglich, man liest ja auch immer Klang mit), Geruch und Wort aber nur im übertragenen Sinn.
Durch Wörter werden tatsächlich Gerüche lebendig (jetzt würde jemand anders Prousts Madeleine zitieren, ein Gebäck, das an die Kindheit erinnert, ein Motiv, aber ich habe Proust noch nicht gelesen), das kannst du dir auf jeden Fall zunutze machen!
Manchmal reichen schon einzelne Wörter (wie die von dir beschriebenen). Oder Bierschaum. Currywurst. Leberwurst. Gulasch. Chardonnay. Herrenklo.
(Aucn wenn diese Beispiele jetzt auf die Schnelle etwas mau sind: Es knistert, oder es läuft einem das Wasser im Mund zusammen, oder es stinkt.)
Das Schwierige ist, dass Gerüche so gegenwärtig sind. Ein gegenwärtiger Geruch weckt zwar eine ganze Erinnerung, aber man kann sich nicht wirklich an einen Geruch erinnern, wenn man ihn nicht grad riecht. Es geht jedenfalls sehr schwer.
Und weiter ist schwierig, dass die Wahrnehmung von Gerüchen so individuell ist (dafür ist dein vermittlungswilliger Kandidat ja ein treffliches Beispiel).
Sorry, dass es so lang ist, ich finde das Thema Gerüche spannend, Gerüche und Worte, Gerüche und Erinnerung. Frage mich, wie verallgemeinerbar Gerüche sind, in der Darstellung...
Gute Nacht erstmal
Klara
deine Beispiele sind stimmig, aber als Assoziationen. Das geht auch kaum anders, glaube ich, weil Gehör und Laut zusammenhängen (Lautmalerei deshalb möglich, man liest ja auch immer Klang mit), Geruch und Wort aber nur im übertragenen Sinn.
Durch Wörter werden tatsächlich Gerüche lebendig (jetzt würde jemand anders Prousts Madeleine zitieren, ein Gebäck, das an die Kindheit erinnert, ein Motiv, aber ich habe Proust noch nicht gelesen), das kannst du dir auf jeden Fall zunutze machen!
Manchmal reichen schon einzelne Wörter (wie die von dir beschriebenen). Oder Bierschaum. Currywurst. Leberwurst. Gulasch. Chardonnay. Herrenklo.
(Aucn wenn diese Beispiele jetzt auf die Schnelle etwas mau sind: Es knistert, oder es läuft einem das Wasser im Mund zusammen, oder es stinkt.)
Das Schwierige ist, dass Gerüche so gegenwärtig sind. Ein gegenwärtiger Geruch weckt zwar eine ganze Erinnerung, aber man kann sich nicht wirklich an einen Geruch erinnern, wenn man ihn nicht grad riecht. Es geht jedenfalls sehr schwer.
Und weiter ist schwierig, dass die Wahrnehmung von Gerüchen so individuell ist (dafür ist dein vermittlungswilliger Kandidat ja ein treffliches Beispiel).
Sorry, dass es so lang ist, ich finde das Thema Gerüche spannend, Gerüche und Worte, Gerüche und Erinnerung. Frage mich, wie verallgemeinerbar Gerüche sind, in der Darstellung...
Gute Nacht erstmal
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