Der Traum vom „Blauen Salon“
(eine Skizze)
Lisa stahl Kirschen aus Nachbars Garten, die sie immer gern verteilte. Sie schmeckten süß und sauer zugleich. Seltsam waren die Kerne, weil sie so kaum zu fassen waren. Meistens nahm Lisa Max auf ihre Raubzüge mit. Aber Max hatte Angst vor den Bäumen.
Meister Aram schuf eine neue Sprache. Magic wollte ihm dabei helfen, trank aber zuviel von den Elixieren, und noch spät in der Nacht sah man sie auf dem Marktplatz sitzen, in merkwürdige Gespräche verstrickt.
Leonie hatte ein sehr schönes Pferd. Eben zur Zeit des Traumes hatte sie ihr Reiten noch verbessert. Sie ritt jetzt tagelang, und brachte Geschichten von Dingen und Menschen zurück. Sie hatte sie während des Reitens notiert!
Geschichten und Dinge kamen auch von anderen. Jeder wusste, dass unter uns durchaus Sternen-Bewohner waren. Manche hatten ihre Heimat nie ganz aufgegeben. Sie sprachen noch von den größten Fernen; suchten sich zu erinnern. Manche waren aber traurig, weil ihnen von all den Melodien ihres Ursprungs nur noch astrales Geräusch gelang.
Louisa war eine Prinzessin, die große Vorräte an Rosen verbrauchte. Vom Brunnen bis vor das Tor bis in den grünen Wald streute sie die Rosenblüten aus, denn sie erwartete den Prinzen ihrer Träume. Sommers und winters, ob Wind, Nebel oder Schnee, Louisa verstreute die Blütenblätter, versunken in ihren Traum, den sie niemals verletzte – denn keinem schenkte sie eine Aufmerksamkeit, das nicht ihrem Prinzen galt.
Weniger versunken ging es bei den anderen Bewohnern zu. Meist waren es aber Reisende, die allerlei Dinge vorführten. Was herrschten da manchmal für Tänze! Wenn man sich doch weigerte, wurde man trotzdem hineingezogen. Und die Tänze dauerten Tage und Nächte, bis eben der Gegenstand, was seltsamerweise immer geschah, in den Brunnen fiel. Worüber wir staunten. Dass der Brunnen schwieg!
An Dinge wie „Schlupfwürfel“, ich weiß nicht von wem so benannt, erinnere ich mich. Oder jemand brachte einen Liebesbrief, den er in der Schublade seines Großvaters gefunden hatte, welcher es liebte, die buntesten Blumen zu züchten. Was gab es da für eine Aufregung! Manche sagten, dass der Brief stinke! Andre fanden ihn aber so süß, dass sie ihn essen wollten. Jedoch, auch er fiel in den Brunnen. Wenn man nur wollte, konnte man Tage damit verbringen, in das schwarze Wasser zu sehen. Es gab Besucher, die nichts anderes taten. Sie lehnten während der Tänze am Brunnenrand und lauschten in die Tiefe.
Aber nicht nur die Besucher lauschten. Durch das ganze Dorf war ein Gehör gespannt. Sogar könnte es sein, dass das Dorf ein Ohr war! Selbst in den lautesten Tänzen sagte plötzlich jemand: „Hört!“ Und in der winzigsten Ferne war ein Klingelspiel… Oder es waren Lisas Kirschen, die wir zu erlauschen erlernt hatten.
Wenn es die Kirschen gab, fiel jeder Gegenstand in den Brunnen. Natürlich gab es auch andere Süßigkeiten, aber so wie die Kirschen schmeckten keine. Sie kamen von einem sagenhaften Ort, den wir zwar „Nachbars Garten“ nannten, aber außer Lisa war dort noch niemand gewesen. Manche glaubten, dass er sehr dunkel sei – ein Nacht-Ort; andere wiederum, dass er hell sei, aber eben deswegen, aufgrund der Helligkeit, so furchtbar. Lisa trug stets Schrammen davon, ihr Haar war zerzaust. Aber natürlich war sie auch stolz. Es gab ein Bild, das sie jedem zeigte – darauf sie zwischen den Ästen des Kirschbaums.
Und noch viele Bewohner lebten im Dorf. Eine Annette hatte es zur Traumzeit an ein Meer verschlagen, wo sie an einem Schiff bastelte, das aber, soweit ich sah, unterging, oder von ihr so gewollt, untergehen sollte. Ein „Tiefen-Schiff…“ Und Windforscher gab es! Wellenforscher! Muschelsammler! Steinesucher! Stumme Sänger. Einen Mönch, mit dem ich mich unterhielt. Sonnenforscher! Lichtforscher! Jemanden, der eine Waage erfand, mit der man tatsächlich das Licht wägen konnte. Höhlenforscher! Waldgänger! Inwendige, die sich ausgegraben hatten? Und viele Kinder.
Als ich aufwachte, war es Nacht.
Liebe Salonisten, ich werde zu dem Traum nichts weiter sagen, außer dass es ein sehr schöner Traum war. Niemand sollte sich beleidigt fühlen, oder gar annehmen, er wäre vergessen worden. Der Text ist vielleicht nichts als ein Beweis, dass der Gedanke, ist er allein, da wir schlafen, spielt. Alle im Text vorkommenden Namen sind in diesem Sinne erfunden.
Peter (leider nicht mehr träumend)
Der Traum vom "Blauen Salon"
HA! 

Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
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