Erzählung: Rendezvous

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 14.05.2006, 15:09

08/V/2004

Rendezvous


Kurz vor halb neun.
Jetzt aber los.

Nur noch eben die BahnCard mitnehmen. Hä? Wieso ist die denn von 2003? Wo ist denn die neue? Schweißperlen. Kurz nach halb. Schublade. Nein. Brieftasche. Nein. Gaaanz ru-hig. Nachdenken.

Es kann nur eine Erklärung geben. Nämlich die letzte Steuererklärung. Da muss ich sie vertauscht haben. Der Ordner. Wo ist denn der Ordner? Die Belege. Rubrik Fahrtkosten. Daaa ist sie. Zwanzig vor.

Tür zu. Raus hier jetzt. Zur U-Bahn. 14 Minuten zu Fuß. Kann man schaffen. Ich stiefel los.

Was ist jetzt? Wieso lockert sich der Gürtel? Ach du Scheiße. Schraube von der Schnalle ab. M3 mal 10. Gürtelbausatz in der Hand. Ich versuche, die winzige Schraube wieder reinzufummeln. Beim Laufen. Sie packt.

Jetzt nur noch festziehen. Hab nix zum Festziehen. Daumennagel. Eingerissen. Egal. Hält. Gürtel wieder durch die Hosenschlaufen ziehen. Alles in vollem Trab. Leute bleiben stehen und gucken. Macht nix. Ich komm jedenfalls nicht zu spät. Ich nicht.

100 Meter weiter. Der Gürtel lockert sich. Ich greife sofort nach der Schnalle. Zu spät. Schraube weg. Ich wühl jetzt hier nicht im Laub rum und such ne M3. Keine Zeit mehr. Ich stecke den ganzen Krempel in die Jackentasche. Und eine Hand in die Hosentasche, damit sie nicht rutscht beim Laufen.

903 Richtung Duisburg HBf 1 Minute. Geschafft. Yeah.
9:00 Ankunft Duisburg HBf. Ticket kaufen.
9:39 Gleis 12. Alles klar. Durchatmen. Hose hochziehen. Zeit satt. Was Fettiges wär jetzt gut. Cheeseburger. Hmm, lecker.

9:20 Gleis 12 Raucherecke. Kippe, Wodka Grasovka außem Flachmann, ich sitze. Die Hose sitzt auch.

Ein flappsiger Jungspund setzt sich neben mich.
"Phärt hie ber Pug bab Emmerib?"
Ich schaue ihn an, während er noch spricht. Sein ganzer Mund, die Zähne, die Lippen, der Bart, alles ist voll mit Ei-Brötchen. Sieht gut aus. Bei dem Wort "Emmerib", was wohl "Emmerich" bedeuten soll, fliegen einige Brocken davon aus ihm heraus. Sehr hübsch.
Ich würge nur deshalb nicht, weil ich mich sofort mit einem eindeutigen "nein" ab- und meinem Flachmann zuwende. Aufstehen. Weggehen. Bevor der noch was sagt.

9:32 Urlaubsexpress MäcVorPomm fährt ein. Und zum Glück schnell wieder ab. So, der Nächste ist meiner. Erstmal nach Dortmund, wie gehabt, 9:39.

"Brzz. Auf Gleis 12 fährt ein der Interregio nach Münster/Westfalen. Planmäßige Abfahrt 9:42. Vorsicht bei der Einfahrt. Brzz" sagt der Lautsprecher. Ja wieso das denn? Wo ist denn meiner?

Kein Schaffner in der Nähe. Ich werd nervös. Hilft nix. Zurück zur Info-Theke. Einmal quer durch den ganzen Bahnhof. Die Hose rutscht.

"Tja-ha", schielt mich die Armani-Brille des Info-Flappmanns an, "der fuhr heute außerplanmäßig von Gleis 13 ab. Sie müssen auf die Lautsprecherdurchsagen achten. Der nächste Zug geht um 10:20."
Die Angebetete anrufen. "Wird ne Stunde später."

Ich hatte wohl irgendwas im Off vernommen. "Brz...ChnrarMund...ChinchGrei...chningZehnBrz."
Musste mir aber leider erstmal das Ei-Brötchen vom Leib halten. Naja. Satt Zeit. Dann eben nochmal Cheeseburger. Brauche beide Hände. Die Hose rutscht.

Neuer Zug. 10:15. Das Gleis stimmt. Ich sitze endlich drin. Es fährt nicht los. Was ist nun wieder? Ich muss den Anschluss kriegen. "Meine Damen und Herren, leider verspätet sich die Abfahrt unseres Zuges ein wenig, da wir einen ICE vorbeilassen müssen. Wir bitten um Ihr Verständnis."

Ich sinke in die Polster. Flachmann hilf!
Da, wir rollen. Uhrenvergleich. Laut Plan und Adam Riese 40 Sekunden Zeit, um in Essen von Gleis 8 auf Gleis 11 zu kommen. Kann man schaffen.

Essen HBf. Ich reiße die Flügeltür aus den Angeln, renne los Richtung Treppe, hinein, hinein in eine sich zäh fortbewegende Menschenmasse. Keine Lücke. 17 Sekunden. Ich lasse mich mitschwappen. Ich kann keinen niedermetzeln. Sozialer Typ.

Ich komme unten an. Renne los. Gleis 11. Da rauf. Die Hose rutscht wie Sau. Da steht ein Zug. Kann die Schilder nicht entziffern. Bin zu schnell zum Lesen. Die Türen fahren langsam zu. Ich springe einfach rein. Keine Ahnung, ob das der Richtige ist. Von drinnen quetsche ich mich nochmal hindurch nach außen, um die Tafel zu lesen. Sie fahren wieder auf. Gute Türen. Soziale Türen. Ich reibe mir das Salz aus den Augen und erkenne: RE 16. Stimmt. Setzen. Türen zu. Flachmann. Es rumpelt los.

Gleich kommt Hagen. Da muss ich raus. Der Zug ist auch nicht pünktlich. Maximal zwei Minuten, um das Gleis zu wechseln. Eher 90 Sekunden. Wenn überhaupt. Ich präge mir ein: "RE nach Fröndenberg, RE nach Fröndenberg, Ankunft Gleis 6. Abfahrt Gleis 4. Gleis 4."

Wir halten. Raus, die Treppe runter. Schilder. Gleis 3 und Gleis 5. Hä? Wo ist 4? Ich drehe mich um. Ah, hinter mir, da wo ich gerade herkomme. Na klar. In Hagen werden ungerade von geraden Gleisen immer noch schön säuberlich getrennt. Wie es sich gehört.

Die Treppen wieder hoch. Die Hose. Mein Herz. Da steht der Zug. Alle Türen schon zu. Der Zugführer guckt ein letztes Mal aus dem Zugführerfenster.

"Fröööööndenbeeeerchch???" brülle ich flehend in vollem Galopp durch die Halle. "Schnäääälllll", brüllt der Zugführer aus dem Zugführerfenster. Ich sprinte an ihm vorbei zur ersten Zugtür. Sie hat keinen Griff. Wo geht denn dieses Mistding auf? "Dää grüüünäää Knooo-hopf", brüllt der Kommandant. Grün. Knopf. Ich hyperventiliere. Die Hose kann nicht mehr rutschen. Sie klebt an den Beinen fest. Da. Ich sehe ihn. Grün. Ein grüner Knopf. Ich drücke ihn. Die Tür geht auf. Preiset den Herrn. Halleluja.

Das blau karierte Muster der Polster polstert mich sanft. Ich sehe immer noch unscharf. Zwei Stationen noch. Menden. Menden/Sauerland. Dann wird sie endlich vor mir stehen, die Schöne aus dem Sauerland, die ich nur vom Foto und vom Telefon kenne.

Ich steige aus. Sie steht am Gleis gegenüber und winkt. Gemächlich gehe ich meine Treppe hinunter, ihre wieder hinauf, wir laufen aufeinander zu, sehen uns zum ersten Mal, sie lächelt, und ich tue das auch, und wir wissen im selben Moment, dass wir nicht füreinander geschaffen sind.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 15.05.2006, 10:23

Hallo Thomas,

insgesamt eine Geschichte, die ich sehr "nah" gelesen habe, schon allein, weil ich mehrmals die Woche oft Bahnfahren muss. Eibrötchen und Brzszsz aus dem Lautsprecher sind mir sehr wohl bekannt.

Und auch, dass Gürtelschnallen auseinanderfliegen können (ist meinem Freund vor einigen Tagen passiert :grin: ) ist möglich, wie ich nun weiß.

Insgesamt gefällt mir die kurze, humorvolle Erzählung sehr gut. Vielleicht ist der Bahnteil im Verhältnis zum Rest der Geschichte etwas zu lang (?), ich habe ihn mehr als gerne gelesen, ich könnte mir aber vorstellen, dass es zumindest gut wirken würde, wenn zwischendurch noch ein paar Blickwinkel auf das erzählende Ich geworfen würden wie es weiter oben der Fall ist:

wühl jetzt hier nicht im Laub rum und such ne M3.
.

Der Flachmann ist hart, ist es egal, dass es die Verabredung riechen würde?
Das Ende ist wunderbar gelungen...Lächeln und wissen, dass man nciht zueinander passt...einer dieser gruseigen Verhaltensweisen von menschen

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 15.05.2006, 12:31

Hallo Lisa, vielen Dank für Deinen schönen Kommentar.
Ja, mit dem Flachmann hast Du wohl recht. Ich weiß selbst nicht mehr genau, wie das damals kam. Bei der Dame - so wiel weiß ich noch - handelte es sich auch um eine ziemlich wilde Künstlerin, der ein solches Verhalten 'auf Reisen' wohl auch nicht unbekannt war. Jedenfalls nehme ich nicht vor jedem Rendezvous einen harten Tropfen :mrgreen:, eigentlich überhaupt nie.
Insgesamt ist der Text wirklich ein Live-Bericht, ich habe ihn also wirklich während der Fahrt geschrieben. Die Eindrücke sind also weder gefiltert noch gewertet oder gar ausgewogen, sie haben sich einfach so mit der gebotenen Eile ins Notizbuch gemeißelt.

Liebe Grüße, Thomas.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.05.2006, 15:00

Hallo Tom,

wenn das alles live erlebt ist: Wie hast du es denn dann während des Treffens vermocht, dass der Gürteil nicht mehr rutschte?! ich wäre für solche Zauberkünste durchaus empfänglich, passieren mir doch auch andauernd solche zeitlich unangebrachten Vorfälle :grin:

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 16.05.2006, 15:08

Hallo Lisa.
Gute Frage. Das Treffen dauerte eh nicht soo lange; ich habe als Opener den kaputten Gürtel aus der Jacketasche geholt und ihn Ihr gezeigt. Icebreaker gewissermaßen. Sieht ja auch bekloppt aus, wenn man ständig eine Hand in die Hosentasche wurschtelt, um das Rutschen zu verhindern. Da führt Ehrlichkeit eher an der Peinlichkeit vorbei.

Ich habe mir dann nachher von Ihr in Ihrem Atelier ein Stück Paketschnur geben lassen. Das war der erotischte Moment an diesem Tag :grin:

Grins, der Tom.

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 16.05.2006, 15:09

Hallo Thomas,

wahnsinnig lebendig geworden, würde ich kaum was dran tun. Statt Flachmann könnte dein leidender Prot. ja zu Pfefferminz greifen.

Mir fällt auf, dass dein Prot. die Größe Der Gürtelschnallen-Schraube kennt? Woher eigentlich? Vom Fach?

Beim letzten Absatz fällt mir die Gelassenheit auf, mit der BEIDE feststellen, dass sie nicht füreinander geschaffen sind. Die Frau hatte ja keinerlei Stress - aber der Mann schon. Kein innerliches Stöhnen, kein versteckter Frust?

Viele gute Reisen wünscht dir
Marlene

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 16.05.2006, 15:15

Hallo Marlene. Danke sehr, danke schön.

Ja, vom Fach. Dipl.Ing. Bauwesen und gelernter Tischler. Ne M6 hätte ich gefunden, und die kann man auch ordentlich anballern. M3 ist was für Juveliere und Schwachstromelektroniker :grin:

Nein, kein Frust am Ende. Halt nen schönen Tag in Menden verbracht, und das wars. Dann müsste man ja nach jedem ausgefüllten Lottoschein, der kein Sechser ist, sauer sein. Bin ich aber nicht. Ich spiel nichtmal mehr Lotto (sprich: Online-Dating) :grin:

Gruß, der Tom.

pandora

Beitragvon pandora » 18.05.2006, 21:45

gelacht beim lesen.

schöne geschichte, herrlich lakonische kommentare.

zwei gedanken von mir dazu.

zum einen wundert mich, dass der gestresste gürtelschnallenverlierer und eierbrotabwehrer während der gesamten hatz nicht EINMAL an die wartende online-braut denkt. wirklich nicht?

zum anderen fallen die letzten zeilen ein bisschen ab, meine ich. sie lesen sich viel weniger spritzig als der rest der story.

lg

p.

carl
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Beitragvon carl » 19.05.2006, 07:25

Hallo Tom,

ich finds rundrum klasse! Auch den Schluss! Gern gelesen, carl

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 19.05.2006, 10:35

Hallo Pandora, gedacht habe ich schon an sie, aber erstmal daran, pünktlich bei ihr aufzuschlagen. Alte Schule, weißt Du? :smile:
Aus diesem Pünktlichkeitsfimmel rührt ja die ganze Hektik der Geschichte.
Ab der Stelle 'polstert mich sanft' habe ich dann das Gas rausgenommen, weil ja ab da reisetechisch nichts mehr schieflaufen konnte, um dann im Schlusssatz nochmal zuzuschlagen. Der kommt besser, wenn's vorher kurz entspannt und locker wird.

Hi Carl. Danke sehr, freut mich wirklich.

Der Töm.

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 22.05.2006, 22:31

Hallo Thomas,

offensichtlich regt das Bahnfahren ja wirklich zum Schreiben an. Lass den Flachmann ruhig in der Geschichte. Wir leben sowieso schon in einer viel zu korrekten Welt, in der dann trotzdem nichts zueinander passt.

Das Ende ist schön überraschend. Eine plötzliche Wendung, so wie man das von Kurzgeschichten erwartet.

Interessant ist an Deinen Kommentaren Deine Gleichsetzung von Leben und Literatur. Damit würdest Du die Experten natürlich auf die Palme bringen.

Es grüßt

Paul Ost

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 23.05.2006, 02:00

Hi Paul.

Freut mich, dass es auch Dir gefällt. Na, dann lass die 'Experten' (was soll denn das sein?) mal tüchtig mit Kokosnüssen auf den Schreiberling werfen, der das Lyrische Ich nicht von seinem anderen Ich (hmm?) trennen mag und kann. Kann das überhaupt Jemand, ohne so Einiges glattzubügeln, Intimes hinter Phrasen oder anderen Figuren zu verbergen? Und wenn ja, wozu soll das gut sein? Muss ich mich in einen anderen sinnbildlichen Körper oder Geist verfrachten, um dann erst wirkliche Literatur (auch hier die Frage, was denn das nun wieder sein mag) produzieren zu können? Ich glaube an die Nähe, die der Leser zu meinen Texten bekommt; dazu gehört natürlich die Bereitschaft, ihn daran teilhaben- und somit an mich ranzulassen. Mit anderen Worten: Buxen runner. Über die eigenen Schwächen schmunzeln, aufrichtig hassen und gnadenlos lieben können. Auch mal ungerecht und laut werden. Und das dann brühwarm niederschreiben. So geht Schreiben für mich. Jeder, wie er mag, gell?

Tom West.

steyk

Beitragvon steyk » 25.08.2006, 11:53

Hallo Tom,
habe mir die Geschichte gestern Abend kopiert und heute Morgen offline mit sehr viel Spaß gelesen.
Gut, wirklich gut. Eine Hatz durch die/mit der Zeit und Unwegbarkeiten, für einen Augenblick der Erkenntnis. Die staccatoartige Form läßt den Leser mitunter das Atmen vergessen. Paßt wunderbar zur Story und eine
„normale“ Erzählweise hätte die Wirkung verpuffen lassen.
Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen, die ich anders machen würde:


Es kann nur eine Erklärung geben. Nämlich die letzte Steuererklärung. Da muss ich sie vertauscht haben. Der Ordner. Wo ist denn der Ordner? Die Belege. Rubrik Fahrtkosten. Daaa ist sie. Hastiger Blick auf die Uhr. Zwanzig vor.

Jetzt nur noch festziehen. Hab nix zum Festziehen. Daumennagel. Eingerissen. Egal. Hält. Gürtel wieder durch die Hosenschlaufen ziehen. Alles in vollem Trab. Leute bleiben stehen und gucken. Macht nix. Ich komm jedenfalls nicht zu spät. Ich nicht ! (Betonung!)

9:20 Gleis 12 Raucherecke. Kippe, Wodka Grasov(s)ka außem Flachmann, ich sitze. Die Hose sitzt auch. Solange ich sitze...

Ich glaube Grasovka heißte Grasovska ?

Ein flappsiger Jungspund setzt sich neben mich.
"Phärt hie ber Pug bab Emmerib?"
Ich schaue ihn an, während er noch spricht. Sein ganzer Mund, die Zähne, die Lippen, der Bart, alles ist voll mit Ei-Brötchen. Sieht gut aus. Bei dem Wort "Emmerib", was wohl "Emmerich" bedeuten soll, fliegen einige Brocken davon aus ihm heraus. Sehr hübsch.<< weglassen
Ich würge nur deshalb nicht, weil ich mich sofort mit einem eindeutigen "nein" abwende - und meinem Flachmann zu. Aufstehen. Weggehen. Bevor der den Rest vom Ei auf mir verteilt.[/i]


[i]Kein Schaffner in der Nähe. Ich werd nervös. Hilft nix. Zurück zur Info-Theke. Einmal quer durch den ganzen Bahnhof. Die Hose rutscht. Klar, ich sitze ja auch nicht mehr.


Ich hatte wohl irgendwas im Off vernommen. "Brz...ChnrarMund...ChinchGrei...chningZehnBrz."
Musste mir aber leider erstmal das Ei-Brötchen vom Leib halten. Naja. Satt Zeit. Dann eben nochmal Cheeseburger. Brauche beide Hände. Lehne mich mit dem Hintern an die Bude, damit die Hose nicht rutscht.


Essen HBf. Ich reiße die Flügeltür aus den Angeln, renne los Richtung Treppe, hinein,<< weglassen hinein in eine sich zäh fortbewegende Menschenmasse. Keine Lücke. 17 Sekunden. Ich <<<weglassen Lasse mich einfach mitschieben. Ich kann keinen niedermetzeln. Sozialer Typ.

Das "hinein, hinein" unterbricht den schnellen Fluß.
Schwappen paßt nicht richtig zu der zäh fortgewegenden Masse.

"Fröööööndenbeeeerchch???" brülle ich flehend in vollem Galopp durch die Halle. "Schnäääälllll", brüllt der Zugführer zurück. Ich sprinte an ihm vorbei zur ersten Zugtür. Sie hat keinen Griff. Wo geht denn dieses Mistding auf? "Dää grüüünäää Knooo-hopf", schreit der Kommandant. Grün. Knopf. Ich hyperventiliere. Die Hose kann nicht mehr rutschen. Sie klebt an den Beinen fest. Da. Ich sehe ihn. Grün. Ein grüner Knopf. Ich drücke ihn. Die Tür geht auf. Preiset den Herrn. Halleluja.

3 mal brüllen ist zuviel. 1. ist klar, zweite kann bleiben, mit Zusatz „zurück“. 3. brüllt zu schreit.
...aus dem Zugführerfenster kann weg. Macht den Satz unnötig lang, außerdem hast du es kurz davor schon erwähnt.

Gruß
Stefan

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 25.08.2006, 14:09

Hi Stef, schonmal herzlichen Dank für deine ausführliche Rezension. Bin leider auch grad in Eile, kann aber schon gewissermaßen aus dem fahrenden Zug heraus erkennen, dass etliche von deinen Verbesserungen gut sind. Ich werde das ganz sorgsam im Einzelfall prüfen und umsetzen.

Und was du im ersten Absatz geschrieben hast, freut mich sehr.

Danke, Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)


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