Der Redner findet sich großartig, er hat Superlative eingeatmet, fünf Gänge, mindestens. Jetzt atmet er aus.
Das Publikum hat lange gewartet. Jetzt beginnt es zu kauen.
Die Frau neben ihm frisst die Worte so wie man bei Mac Donalds frisst. Stopft sie in sich hinein als befriedige sie ein archaisches Grundbedürfnis. Sie leckt sich sogar die Lippen danach.
Er schmeckt nichts, danke, es reicht, will er rufen, doch jemand stopft immer weiter hält ihm den Schnabel auf und stopft. Brechreiz, er möchte kotzen, kann nicht. Atmen, atmen. Vielleicht liegt in der Luft, wonach er sich sehnt, er bräuchte nur einen Strohhalm, um es zu portionieren.
Dann drückt einer ihn in den Stuhl, hält seine Hand, presst sie gegen die Lehne.
Sauerstoffsättigung hundert Prozent, sagt der Arzt, einer hält ihm die Tüte an die Lippen.
Er schlägt sie weg, schreit, kreischt. Wieder nur die beschissenen Fastfoodworte.
Als es in seinen Fingern zu kribbeln beginnt, weiß er, dass er verhungern wird. Verhungern an dem, was er nicht sagen kann.
Besser leben
Hallo Leonie,
dieser bizarre Ausschnitt macht mich neugierig, obwohl ich keine Ahnung habe, was der Text sagen will. Ich kann nur sagen, dass der Text kräftig und wütend auf mich wirkt. Stellenweise dachte ich an einen ausgelaugten Boxer nach der vorletzten Runde, in der Ecke sitzend, während Trainer und Assistenten auf ihn einbrüllen ...
Salve
Pjotr
dieser bizarre Ausschnitt macht mich neugierig, obwohl ich keine Ahnung habe, was der Text sagen will. Ich kann nur sagen, dass der Text kräftig und wütend auf mich wirkt. Stellenweise dachte ich an einen ausgelaugten Boxer nach der vorletzten Runde, in der Ecke sitzend, während Trainer und Assistenten auf ihn einbrüllen ...
Salve
Pjotr
Hi leonie,
ich habe es jetzt bestimmt 30 Mal gelesen. Ich lese verschiedene Zeitabschnitte. Jemand hielt sich selbst für einen großen Redner, und genoss die Begeisterung der Zuhörer in allerhöchstem Maße (Superlative eingeatmet). Er hatte aber zuviel von sich selbst "eingeatmet", erstickt an seinem Ego.
Dieses "Jetzt atmet er aus" lese ich als: er kann nicht mehr einatmen. Ich denke sofort an eine Hyperventilationsattacke (auch wegen der Tüte weiter unten) und wegen der "Fastfoodworte", die er nur schreien kann, weil man bei solch einer Attacke nur abgehackt und sehr sehr hastig sprechen bzw. schreien kann.
Er beneidet die Frau, weil sie reden und reden kann, er aber nicht. Bei dem Satz mit dem Strohhalm muss ich unwillkürlich an einen Luftröhrenschnitt denken, was bildlich wiederum zum "Erstickungsmotiv" passen würde. Wichtig scheint mir hier das Wort "portionieren". Er hat eingesehen, dass er mit zuviel Ego gelebt hat, doch diese Erkenntnis kommt zu spät. Er muss ärztlich behandelt werden, kommt aus dem Kreislauf des Nicht-Atmen-Könnens nicht heraus, was das Kribbeln andeutet. Wenn es in den Fingern anfängt zu kribbeln, beginnt die nächste Hyperventilationsattacke.
Auch der Titel "Besser leben" deutet für mich darauf hin, dass er hätte besser leben können, hätte er rechtzeitig erkannt, dass er sich auf einem 100%igem Ego-Trip befand.
Gelungen finde ich die Kombination aus Fastfoodessen/Worten und "Sauerstoffsättigung hundert Prozent" mit der Erkenntnis von ihm, dass er verhungern wird. Diese "Sauerstoffsättigung" lässt sich demnach dreifach deuten.
Faszinierender Text!
Saludos
Mucki
ich habe es jetzt bestimmt 30 Mal gelesen. Ich lese verschiedene Zeitabschnitte. Jemand hielt sich selbst für einen großen Redner, und genoss die Begeisterung der Zuhörer in allerhöchstem Maße (Superlative eingeatmet). Er hatte aber zuviel von sich selbst "eingeatmet", erstickt an seinem Ego.
Dieses "Jetzt atmet er aus" lese ich als: er kann nicht mehr einatmen. Ich denke sofort an eine Hyperventilationsattacke (auch wegen der Tüte weiter unten) und wegen der "Fastfoodworte", die er nur schreien kann, weil man bei solch einer Attacke nur abgehackt und sehr sehr hastig sprechen bzw. schreien kann.
Er beneidet die Frau, weil sie reden und reden kann, er aber nicht. Bei dem Satz mit dem Strohhalm muss ich unwillkürlich an einen Luftröhrenschnitt denken, was bildlich wiederum zum "Erstickungsmotiv" passen würde. Wichtig scheint mir hier das Wort "portionieren". Er hat eingesehen, dass er mit zuviel Ego gelebt hat, doch diese Erkenntnis kommt zu spät. Er muss ärztlich behandelt werden, kommt aus dem Kreislauf des Nicht-Atmen-Könnens nicht heraus, was das Kribbeln andeutet. Wenn es in den Fingern anfängt zu kribbeln, beginnt die nächste Hyperventilationsattacke.
Auch der Titel "Besser leben" deutet für mich darauf hin, dass er hätte besser leben können, hätte er rechtzeitig erkannt, dass er sich auf einem 100%igem Ego-Trip befand.
Gelungen finde ich die Kombination aus Fastfoodessen/Worten und "Sauerstoffsättigung hundert Prozent" mit der Erkenntnis von ihm, dass er verhungern wird. Diese "Sauerstoffsättigung" lässt sich demnach dreifach deuten.
Faszinierender Text!
Saludos
Mucki
Hallo leonie,
Dein Text nimmt den Leser, zumindest mich, gefangen.
Ein Redner, ein Vortrag, ich denke bei der Beschreibung an ein Wirtschaftsseminar der moderneren Art. Wenig Inhalt, viel Fast-Food-Geschwätz aus dem BigMac-Lehrbuch. Die Hauptperson merkt mehr und mehr, es äußert sich schon körperlich, dass er hier nicht atmen können wird. Er erstickt wahrscheinlich.
Dann der Titel: Besser leben, Den fand ich schwach. Er wirkt wie eine Erklärung. Oder aber Du beziehst Dich auf Lebenshilfeseminare. Der Redner hielt einen Vortrag über bewußteres Leben. Das kommt im Text aber nicht raus. Da lese ich Heuchelei und Konsumieren von Aufgeblähtem, nichts in der Art "So ist ihre Existenz gelungen und Sie fühlen sich wohl". Passt der Titel wirklich???
Schönen Abend
Jürgen
Dein Text nimmt den Leser, zumindest mich, gefangen.
Ein Redner, ein Vortrag, ich denke bei der Beschreibung an ein Wirtschaftsseminar der moderneren Art. Wenig Inhalt, viel Fast-Food-Geschwätz aus dem BigMac-Lehrbuch. Die Hauptperson merkt mehr und mehr, es äußert sich schon körperlich, dass er hier nicht atmen können wird. Er erstickt wahrscheinlich.
Dann der Titel: Besser leben, Den fand ich schwach. Er wirkt wie eine Erklärung. Oder aber Du beziehst Dich auf Lebenshilfeseminare. Der Redner hielt einen Vortrag über bewußteres Leben. Das kommt im Text aber nicht raus. Da lese ich Heuchelei und Konsumieren von Aufgeblähtem, nichts in der Art "So ist ihre Existenz gelungen und Sie fühlen sich wohl". Passt der Titel wirklich???
Schönen Abend
Jürgen
Hallo Leonie,
ich komme mit deinem Text noch nicht so richtig zurecht (was wahrscheinlich an mir liegt).
Und zwar bekomme ich einmal den "Redner" und dann diesen "Er" nicht ganz übereinander. ich habe den Text nun zigmal gelesen, auch Muckis interessante intepretation, aber dennoch bleibt das Bild schief. Vielleicht liegt es an den aktiv/passiv Wechseln, die in mir den eindruck erwecken, als würde aber dem zweiten Absatz von einer anderen Person gesprochen. Im ersten Absatz haben wir den Redner, der sich großartig findet und alles an Superlativen ausatmet, was er zuvor eingeatmet hat. Daneben die frau, die ihm die Worte siozusagen aus dem Mund frisst.
Ab dem zweiten Absatz wird aber plötzlich aus dem "Er" eine passive Person, der etwas hineingestopft wird, der in seinen Stuhl gedrückt wird, der auch etwas sagen will, aber nicht kann.
Mir wird aus dem Text nicht klar, ob es sich nun um eine oder zwei Personen handelt (außer der Frau), oder ob eine Entwicklung dargestellt wird. Wenn letzters zutrifft (und wenn ich Mucki richtig verstanden habe, liest sie es ja so) dann ist mir aber hier der Wechsel vom "Sichgroßartigfinden" zur "Sauerstoffübersättigung" zu abrupt bwz. nicht nachvollziehbar dargestellt.
Aber wie gesagt, vielleicht habe ich auch noch nicht genau genug gelesen.
Liebe Grüße
Sam
ich komme mit deinem Text noch nicht so richtig zurecht (was wahrscheinlich an mir liegt).
Und zwar bekomme ich einmal den "Redner" und dann diesen "Er" nicht ganz übereinander. ich habe den Text nun zigmal gelesen, auch Muckis interessante intepretation, aber dennoch bleibt das Bild schief. Vielleicht liegt es an den aktiv/passiv Wechseln, die in mir den eindruck erwecken, als würde aber dem zweiten Absatz von einer anderen Person gesprochen. Im ersten Absatz haben wir den Redner, der sich großartig findet und alles an Superlativen ausatmet, was er zuvor eingeatmet hat. Daneben die frau, die ihm die Worte siozusagen aus dem Mund frisst.
Ab dem zweiten Absatz wird aber plötzlich aus dem "Er" eine passive Person, der etwas hineingestopft wird, der in seinen Stuhl gedrückt wird, der auch etwas sagen will, aber nicht kann.
Mir wird aus dem Text nicht klar, ob es sich nun um eine oder zwei Personen handelt (außer der Frau), oder ob eine Entwicklung dargestellt wird. Wenn letzters zutrifft (und wenn ich Mucki richtig verstanden habe, liest sie es ja so) dann ist mir aber hier der Wechsel vom "Sichgroßartigfinden" zur "Sauerstoffübersättigung" zu abrupt bwz. nicht nachvollziehbar dargestellt.
Aber wie gesagt, vielleicht habe ich auch noch nicht genau genug gelesen.
Liebe Grüße
Sam
Liebe Mucki,
das ist wirklich eine spannende Interpretation, auch wenn ich etwas anderes im Sinne hatte! Danke Dir!
Lieber Jürgen,
das ist das, was ich meinte, wenn auch nicht ausschließlich auf ein Wirtschaftsseminar bezogen. Ich finde, es ist ein allgemeiner Trend, die Menschen mit Superlativen vollzustopfen, die letztlich so aufgebläht sind wie ein Windbeutel.
Für mich korrespondieren das Konsumieren und das Hyperventilieren: Beides ist überdosiertes Aufnehmen bis gar nichts mehr geht. Beides löst das Problem nicht. Beides stillt die Sehnsucht nicht.
Ich wollte gern so ein leeres Versprechen im Titel haben, ich muss darüber nochmal nachdenken.
Lieber Sam,
es sind zwei Personen, wird es dann deutlicher?
Ich muss mal sehen, wie ich das klarer herausarbeiten kann.
Danke Euch für die Rückmeldungen!
Liebe Grüße
leonie
das ist wirklich eine spannende Interpretation, auch wenn ich etwas anderes im Sinne hatte! Danke Dir!
Lieber Jürgen,
das ist das, was ich meinte, wenn auch nicht ausschließlich auf ein Wirtschaftsseminar bezogen. Ich finde, es ist ein allgemeiner Trend, die Menschen mit Superlativen vollzustopfen, die letztlich so aufgebläht sind wie ein Windbeutel.
Für mich korrespondieren das Konsumieren und das Hyperventilieren: Beides ist überdosiertes Aufnehmen bis gar nichts mehr geht. Beides löst das Problem nicht. Beides stillt die Sehnsucht nicht.
Ich wollte gern so ein leeres Versprechen im Titel haben, ich muss darüber nochmal nachdenken.
Lieber Sam,
es sind zwei Personen, wird es dann deutlicher?
Ich muss mal sehen, wie ich das klarer herausarbeiten kann.
Danke Euch für die Rückmeldungen!
Liebe Grüße
leonie
Hallo Leonie,
packend und angenehm knapp (ein Gegenmodell zu dem beschriebenen Redner). Man muss nur zweimal hinschauen, damit man kapiert, dass "er" ab dem dritten Satz nicht mehr der Redner ist, vielleicht fällt dir da noch was ein.
Den Titel könnte man (wenn man will) vielleicht auch so verstehen: Besser leben als nur leeres Geschwätz produzieren und konsumieren. Aber vielleicht ist das zu sehr an den Haaren herbeigezogen.
Ansonsten nichts zu beanstanden, außer ein paar Tippfehler:
"frisst seine Worte so , wie man bei McDonald's frisst"
"stopft immer weiter, hält ihm den Schnabel auf ..."
"Strohhalm"
"Dann drückt ihn einer ihn in den Stuhl", da ist ein "ihn" zuviel.
Sehr schön.
Liebe Grüße,
Rala
packend und angenehm knapp (ein Gegenmodell zu dem beschriebenen Redner). Man muss nur zweimal hinschauen, damit man kapiert, dass "er" ab dem dritten Satz nicht mehr der Redner ist, vielleicht fällt dir da noch was ein.
Den Titel könnte man (wenn man will) vielleicht auch so verstehen: Besser leben als nur leeres Geschwätz produzieren und konsumieren. Aber vielleicht ist das zu sehr an den Haaren herbeigezogen.
Ansonsten nichts zu beanstanden, außer ein paar Tippfehler:
"frisst seine Worte so , wie man bei McDonald's frisst"
"stopft immer weiter, hält ihm den Schnabel auf ..."
"Strohhalm"
"Dann drückt ihn einer ihn in den Stuhl", da ist ein "ihn" zuviel.
Sehr schön.
Liebe Grüße,
Rala
Liebe Rala,
vielen Dank für Deinen Kommentar, ich freue mich, dass Dir der Text gefällt. Ich überlege, einen Namen einzuführen, damit man die beiden Personen unterscheiden kann. Aber es soll auch nicht zu persönlich werden, ich denke noch daran herum.
Die Kommata habe ich absichtlich weggelassen, damit an den Stellen gerade keine Zäsur ist. Die beiden anderen Fehler korrigiere ich sofort.
Liebe Grüße
leonie
vielen Dank für Deinen Kommentar, ich freue mich, dass Dir der Text gefällt. Ich überlege, einen Namen einzuführen, damit man die beiden Personen unterscheiden kann. Aber es soll auch nicht zu persönlich werden, ich denke noch daran herum.
Die Kommata habe ich absichtlich weggelassen, damit an den Stellen gerade keine Zäsur ist. Die beiden anderen Fehler korrigiere ich sofort.
Liebe Grüße
leonie
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