Kurzfassung der Allgemeinen Geschichte der V.-Bewegung
1. Ursprünge & Strömungen
Experten vermuten den Anfang der V. -Bewegung in der späten Antike. Da sich die Quellen jedoch größtenteils auf stark mythisch gefärbte Überlieferungen gründen, liegt vieles der frühen Geschichte im Unklaren. Ein - sich bis in die heutige Zeit hartnäckig haltendes Gerücht, nachdem ein gewisser Drakula als Stammvater angesehen wird, ist haltlos. Unbezweifelbar war jener eine wichtige Persönlichkeit, vielleicht gar Identifikationsfigur der verstreut auftretenden Ur -V. s. Allerdings galt sein Leitungsstil als stark zentralistisch orientiert und somit einer qualitativen Vorwärtsentwicklung hinderlich.
Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden erste größere Verbände, die in ländlichen Gegenden angesiedelt waren. Sie schmückten sich mit esoterischen und mystischen Beiwerk. In Särgen zu übernachten, galt als obligatorisch.
Bekannt wurde der BUND DER BLUTLOSEN, der nach Erkenntnissen des bekannten V. -Forschers Herwig Flatter etwa 4000 Mitglieder zählte. Versammlungen wurden in Grüften oder auf Friedhöfen abgehalten. Gearbeitet wurde in Vollmondnächten. (Erst in jüngster Zeit gelang die wissenschaftliche Erklärung der Tatsache, dass sich der Lebenszyklus eines V. s in diesem Zeitraum vervierfacht. )
Es gelang dem BUND DER BLUTLOSEN in breiten Teilen Ost -und Nordeuropas fußzufassen. Mittels guter Koordination und Ausbildung der Mitarbeiter konnte er fast komplette Geheimhaltung gewährleisten. Höchstleistungs-V. s wurde eine Frequenz von 15 Bissen pro Vollmondnacht zugeschrieben.
Ende des 18. Jahrhunderts spaltete sich der VOLLMONDNÄCHTLICHE FREUNDESKREIS DER KNOBLAUCHVERÄCHTER (VmnFKä) vom BUND ab. Er wurde als menschlicher Kulturbund (allerdings mit gefälschten Statuten) geführt. Einen Namen machte er sich vor allem durch verbesserte Saug -und Bisstechniken, die Doktor Anton Zahn in seinem berühmten Buch. "Das kleine Einmaleins der nächtlichen Jagd" zusammenfasste.
Die Knoblauchverächter waren als Gruppierung neomodernistischer Prägung bekannt. In vielen Fällen brachen sie mit den altehrwürdigen Geboten der V. oder ignorierten sie weitgehend.
Einige verbannten die Särge aus ihren Schlafzimmern und schliefen in menschlichen Betten. Bekannt wurde der tragische Fall des Friedrich Bleich, der in einem heroischen Selbstversuch Knoblauch zu verspeisen suchte und seinen Verbrennungen erlag. Dies alles führte zu ernsthaften Konflikten mit fundamentalistischen Verbänden und gipfelte in einer Drohung des Ausschlusses aus der Zentralversammlung.
2. Neuzeitliche Entwicklung
Ende des 19. Jahrhunderts zählten die (oft verfeindeten) Vereine schon über 6 Millionen Mitglieder. Eine Strömung, die sich BEWEGUNG DER LANGZÄHNIGEN nannte und die Lehre des GRABLOSEN DASEINS beinhaltete, fand großen Anklang. Ihre Aktivisten mischten sich unter Menschenansammlungen und warben in der ausbrechenden Panik per Schnellsaugverfahren neue Mitglieder. Teilweise wurden verlängerte Zähne und künstliche Gebisse eingesetzt.
Stieg die Zahl der V. auch in den kommenden 50 Jahren auf nahezu 40 Millionen, blieben diese Änderungen der Menschenwelt unbekannt. Immer perfektere Geheimhaltungssysteme und die Bemühungen jedes einzelnen, möglichst menschennah zu !eben, bewahrten die Vereine vor Enttarnung.
Mit der quantitativen Entwicklung wuchs auch der politische und wirtschaftliche Einfluss. Vielen V. s gelang der Einstieg in hohe menschliche Räte und Parlamente. Erste Erfolge waren Gesetzentwürfe über Modernisierung und Technisierung der Friedhöfe, sowie ein Jagdverbot für Wölfe.
3. Blütezeit
Ein ganzer Komplex von Verordnungen widmete sich dem besonderen Schutz von Spinnen, Wölfen und Fledermäusen. Überhaupt erlebte der Umweltschutz einen bedeutenden Aufschwung. Da V. nur der Blutnahrung bedurften, konnte die komplette Nahrungs- und Genussmittelindustrie abgebaut werden.
Nach gründlicher Überarbeitung (mit Änderung der Schlusskapitel) wurde das Werk "Drakula" von Bram Stoker in die Schulliteratur aufgenommen. Vom 3. Oktober 20 Uhr bis 4 Oktober 5 Uhr wurde die gesetzliche Feiernacht SAUGZEIT begangen. Während dieser Stunden durften Menschen genehmigungsfrei gebissen werden. Nachdem 53, 3 % der Weltbevölkerung in die Listen der V. aufgenommen waren, begann der Verband seine Geheimhaltung aufzugeben. In der Folgezeit kam es - zum Entsetzen vieler Menschen - zu Regierungsumbildungen, die das Menschen -V. -Verhältnis berücksichtigten. Übergangsregeln und Verordnungen wurden herausgegeben, welche die Saug -, Biss -und Umwandlungsproblematik zum Thema hatten. Sie gipfelten im sogenannten ZWANGSBISSVERBOT, welches vorsah, das Menschen sich gegen unbefugten Beißen Verwahren konnten.
Eine Reihe baulicher Veränderungen in den Städten wurden notwendig. Durch den Abriss sämtlicher Kirchen konnte Platz geschaffen werden für neue hochtechnisierte Friedhöfe, Großraumgrüfte und ein System von Katakomben.
Außerhalb der Ballungsgebiete entstanden Reservate für Nichtumwandlungswillige. Die Gleichstellung von Mensch und V. wurde gesetzlich verankert. wobei sich deren Gewährleistung ständig komplizierte.
Die Regierungen erließen ein generelles Knoblauchverbot, was zur Folge hatte, dass er auf Schwarzmärkten bald Höchstpreise erzielte. Knoblauchkriminalität stellte das Drogenproblem in den Schatten. Oft waren nichtbeißwillige Menschen darin verwickelt.
4. Niedergang
Als der Prozentsatz der V. jedoch bei 83, 7 angelangt war, erlitt die neue Weltordnung einen Kollaps. Da der V. -Körper nicht in der Lage war, eigenes Blut zu produzieren, schwanden die Nahrungsreserven innerhalb weniger Tage. Übriggebliebene Menschen mussten sich vor einer ausgehungerten gewalttätigen Masse verstecken. Reservate wurden überfallen.
Verzweifelte V. s bissen sich gegenseitig.
Krankenhäuser mit Blutkonserven verwandelten sich in heiß umkämpfte Festungen.
Tragödien unglaublichen Ausmaßes überschwemmten die Erde. Auf dem Gipfel der Katastrophe gelang Professor Dr. Sauerbeißer die rettende Entdeckung. Nach einer längeren opferreichen Versuchsreihe glückte ihm der Nachweis, dass sich der V. unter direkter Einwirkung konzentrierten Knoblauchsaftes, einer bestimmter Anzahl Elektroschocks und drei Tagen unausgesetzten Sonnenlichts in einen Menschen zurück verwandelt.
Binnen Tagen schossen Zehntausende provisorischer Behandlungszentren aus dem Boden.
In einer geradezu heroischen Aktion wurden viele Millionen V. s vor dem Verhungern gerettet. Es bedurfte noch einer gewissen Umstellungsphase, in dem die Überlebenden an menschliches Leben gewöhnt wurden, aber am 2. Juni 2*** schloss der INTERNATIONALE HAUPTAUSSCHUSS ZUR INTERESSENVERTRETUNG DES VAMPIRIRSMUS (IHIV) seine letzte Sitzung.
Anmerkung des Herausgebers
Hiermit endet die vorläufige Geschichte des Vampirismus auf der Erde. Ob derzeit einige Gruppen unerkannt weiter existieren, ist nicht bekannt, jedoch anzunehmen. Wollen sie jedoch jemals wieder einen hohen Stellenwert im öffentlichen Leben anstreben, sollten sie folgenden Hinweis beachten. Ein Mensch kann problemlos ohne Vampire existieren. Sich allerdings einen Vampir ohne Menschen vorzustellen, ist schlicht und einfach unmöglich.
Ende
Kurzfassung der Allgemeinen Geschichte der V.-Bewegung
Lieber Chaostom,
das ist wohl die Mitteilung, die der Text mit seinem Bild zu machen hat: Ein Mensch kann problemlos ohne Vampire existieren. Sich allerdings einen Vampir ohne Menschen vorzustellen, ist schlicht und einfach unmöglich. . Wobei mich aufgrund der Gestaltungsart des Textes gar nicht stört, dass der Text sich explizit am Ende auf eine Formel bringt - zumeist zerstört das ja das verwendete poetische Bild, weil es ihm seine Aufgabe nimmt.
Gelungen finde ich, dass der Text ohne Druck formuiert, besonders witzig zu sein, auch gehört es sicher zur Lesefreude die Parallelen zwischen der Entwicklung der V-Bewegung und der menschlichen Geschichte aufzuzeigen.
Insgesamt frage ich mich allerdings, ob der Vergleich "Mensch als Blutaussauger seiner eigenen Gattung" nicht schon längst bekannt ist? Ich kann jetzt mit keinem Textverweis dienen, aber mir kommt es nicht neu vor. Und insgesamt habe ich mich dabei ertappt, dass ich den Text an vielen Stellen angefangen habe zu überfliegen anstatt ihn wirklich zu lesen, da das Konzept sofort klar ist und mit diesem Konzept auch bis zu einem gewissen Grade der "Gag". Das ist wohl aber in erster Linie Geschmackssache - ich glaube nicht, dass es an der konkreten Gestaltung des Textes liegt, sondern eher generell an seiner Art -- also keine Änderungsvorschläge.
Liebe Grüße,
Lisa
das ist wohl die Mitteilung, die der Text mit seinem Bild zu machen hat: Ein Mensch kann problemlos ohne Vampire existieren. Sich allerdings einen Vampir ohne Menschen vorzustellen, ist schlicht und einfach unmöglich. . Wobei mich aufgrund der Gestaltungsart des Textes gar nicht stört, dass der Text sich explizit am Ende auf eine Formel bringt - zumeist zerstört das ja das verwendete poetische Bild, weil es ihm seine Aufgabe nimmt.
Gelungen finde ich, dass der Text ohne Druck formuiert, besonders witzig zu sein, auch gehört es sicher zur Lesefreude die Parallelen zwischen der Entwicklung der V-Bewegung und der menschlichen Geschichte aufzuzeigen.
Insgesamt frage ich mich allerdings, ob der Vergleich "Mensch als Blutaussauger seiner eigenen Gattung" nicht schon längst bekannt ist? Ich kann jetzt mit keinem Textverweis dienen, aber mir kommt es nicht neu vor. Und insgesamt habe ich mich dabei ertappt, dass ich den Text an vielen Stellen angefangen habe zu überfliegen anstatt ihn wirklich zu lesen, da das Konzept sofort klar ist und mit diesem Konzept auch bis zu einem gewissen Grade der "Gag". Das ist wohl aber in erster Linie Geschmackssache - ich glaube nicht, dass es an der konkreten Gestaltung des Textes liegt, sondern eher generell an seiner Art -- also keine Änderungsvorschläge.
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
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