Küchentipp Folge Elf
So zwischen Schokoweihnachtsmännern und nicht mehr aufzufindenden Ostereiern kommt sie, jedes Jahr, ob man will oder nicht. Die Fastenzeit, nicht die Stromabrechnung, die war schon da. Obwohl, das eine wie das andere ist für doch allzu viele von uns mit Ernüchterung verbunden. Mal wieder viel zu viel von allem!
Hilft alles nichts, meine Damen und Herren! Gürtel enger schnallen und Licht aus, heißt der Spruch des Tages. Jetzt wird nicht in die Glotze geguckt, jetzt wird gefastet. Bis Ostern ist Fastenzeit angesagt, nicht nur im Kochtopf. Fastensuppe heißt das Zauberwort.
Zuerst das Wichtigste, nämlich die Regenwürmer! Eine Stunde vor Tagesanbruch marschieren Sie zum Straßenrand und führen unter dem Licht der noch brennenden Laterne einen altindianischen Regentanz auf. Die Würmer glauben, dass ein sanfter Frühlingsregen auf die Erde plätschert und strecken ihre schönen schlangen Leiber neugierig aus dem Erdreich. Schnapp!! Eine preiswertere und schmackhaftere Fleischeinlage finden Sie so schnell nicht wieder.
Eine gute Eiweißversorgung ist auch im zeitigen Frühjahr wichtig. Großstadtbewohner verwenden ersatzweise lebende Mehlwürmer aus dem Anglershop.
Sollte die Sache mit dem Regentanz wirklich funktioniert haben, das herrlich weiche Regenwasser gleich in einem mitgebrachten Topf auffangen. Man geht nicht mehr ohne Topf aus dem Haus – jetzt wissen Sie auch warum! Wasser aus der Scheibenwaschanlage eines Autos reicht auch, und schützt wertvolle Ressourcen.
Verzichten Sie bei Ihrer Fastensuppe auf die üblichen Einlagen wie Buchstabennudeln, Reis und/oder geröstete Brotwürfelchen. Der Landwirt Ihres Vertrauens tauscht gerne eine Handvoll fangfrischer Regenwürmer gegen ein Beutelchen Stroh aus dem Schweinestall. Stroh aus dem Schweinestall ist ein MUSS! Woher soll sonst das unvergleichliche Aroma kommen? Etwa aus einem Suppenwürfel? Stadtbewohner greifen zu vorgehäckseltem Plastikmüll aus der Verbrennungsanlage. Folien sind reine Energie.
Jetzt wird es Grün, meine Damen und Herren! Damit das Blut in Wallung kommt und die Frühlingsgefühle wissen, dass es höchste Zeit ist, benötigen Sie noch etwas Frisches für Ihre Fastensuppe. Öffnen Sie Aug und Ohr und erforschen Sie in Ihrer näheren und weiteren Umgebung, wo Sie an streichfrische Tarnfarbe kommen können. Ein Viertelliter aus dem Restetopf und fünfzig Gramm abgeschabt von einem möglichst rostigen Panzer bringen vorösterliche Frische in Ihre Suppe.
Aber nicht übertreiben! Zuviel Grün bringt die Menschen zum Menscheln. Manöverschaden, sage ich da nur – neuneinhalb Monate später! Nicht nur der Karneval sorgt dafür, dass die Pfarrer und Hebammen im Spätherbst und Frühwinter in Arbeit ersticken. Gefastet werden muss durchgängig, sonst ... Achtung Stadtmenschen! Abgeschabtes vom Balkonrasenteppich tut's auch.
Jetzt haben wir alles beisammen, jetzt wird zubereitet. Alle Zutaten, soweit noch nicht geschehen, klein schneiden und in einen Topf geben, mit dem Regenwasser auffüllen. Ein wenig Schlamm aus der nächstbesten Pfütze sorgt für die nötigen Ballaststoffe. Das bringt den Darm in Schwung!
Verzichten Sie auf stundenlanges Kochen, das schadet nur den Vitaminen. Wer in der Nähe eines Kühlhauses wohnt, in dem regelmäßig Gammelfleisch gehortet wird, hat Glück. Bitten Sie den Nachtwächter, Ihren Suppentopf über Nacht auf einen Block halb aufgetautes Dönerfleisch zu stellen. Der Geruch des Fleisches zieht in Ihre Fastensuppe und bildet mit dem Duft des Strohs aus dem Schweinestall einen unvergleichlichen Synergieeffekt! Einen Kaltauszug wie diesen werden Sie nie wieder bekommen. Ansonsten stellen Sie ganz einfach das Katzenkistchen über Nacht nach draußen, und den Suppentopf daneben. Nur Mut zum Experiment, was kann schon passieren? Außer, dass die Katze auf den Teppich ... Sie wissen schon.
Ist Ihnen nach ein wenig Abwechslung? Darf es auch in der Fastenzeit etwas Festes und Herzhaftes sein? Dann rufen Sie beim Landmetzger Ihres Vertrauens an und bestellen Sie ein schönes, doppelt großes Stück Krustenbraten. Bitten Sie Ihren Pfarrer, schnell vorbeizukommen und eine Nottaufe vorzunehmen, bevor der Metzger zum Schlachtermesser greift. „Hering“, wie der (künftige) Krustenbraten nun heißt, wird auch dem geistlichen Herrn munden. Der Mensch lebt schließlich nicht vom Brot allein – und wer den ersten Stein wirft usw.
Ansonsten: Glotze aus, Heizung aus, mit dem/der Herzallerliebsten statt dessen bei Sonnenuntergang unters schön warme Federbett. Ob Sie dort fasten oder nicht, bleibt Ihnen überlassen. Aber lassen Sie sich dann im Winter bitte einen schöneren Namen als „Hering“ einfallen. Muss doch nicht gleich jeder alles wissen!
Küchentipp Folge Elf
Liebe Marlene,
ich lese das ja immer in der Reihe, dadurch kriegt es eh schon eine Fülle, aber den Teil hier find ich schön rund, pfiffig und fertig...es ist schon der vorletzte, ja?
Am Anfang kam mir zweimal zu oft das Wort Fasten vor, würde ich etwas reduzieren...dafür ist der Satz mit der Stromrechnung schön gesetzt als Auftakt...
Ansonsten bin ich einem Rutsch durch und fühlze mich prima unterhalten...und am Ende entlässt du den Leser auch wieder angenehm und rund (im doppelten Sinne)
aus dem Geschehen...
Ich habs gern gelesen, (ungern gegessen
)!
Liebe grüße,
Lisa
ich lese das ja immer in der Reihe, dadurch kriegt es eh schon eine Fülle, aber den Teil hier find ich schön rund, pfiffig und fertig...es ist schon der vorletzte, ja?
Am Anfang kam mir zweimal zu oft das Wort Fasten vor, würde ich etwas reduzieren...dafür ist der Satz mit der Stromrechnung schön gesetzt als Auftakt...
Ansonsten bin ich einem Rutsch durch und fühlze mich prima unterhalten...und am Ende entlässt du den Leser auch wieder angenehm und rund (im doppelten Sinne)
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Ich habs gern gelesen, (ungern gegessen
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Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Lisa,
Hallo Leonie,
Hallo Mucki,
danke für eure Rückmeldungen, und schön, dass ihr solchen Spaß beim Lesen hattet.
@Lisa: Hättest du für die "Fastensuppe" ein Synonym für mich?? Mir ist beim Schreiben da leider nichts eingefallen. "Diätmenü" oder Fitness-Suppe", die ich nehmen wollte, lesen sich schlechter als die Wortwiederholung.
Liebe Grüße
Marlene
Hallo Leonie,
Hallo Mucki,
danke für eure Rückmeldungen, und schön, dass ihr solchen Spaß beim Lesen hattet.
@Lisa: Hättest du für die "Fastensuppe" ein Synonym für mich?? Mir ist beim Schreiben da leider nichts eingefallen. "Diätmenü" oder Fitness-Suppe", die ich nehmen wollte, lesen sich schlechter als die Wortwiederholung.

Liebe Grüße
Marlene
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
Hallo Marlene.
Wie wär's mit 'Fast 'ne Suppe'? :o)
Ich war nämlich schon fast geneigt, den Text Hals über Kopf als Kolumne zu verwenden, blieb dann aber doch hie und da stecken, bis ich am Ende ganz die Glieder streckte. :o(
So zwischen Schokoweihnachtsmännern und nicht mehr aufzufindenden Ostereiern kommt sie, jedes Jahr, ob man will oder nicht: (Doppelpunkt) Die Fastenzeit...
Nun zum Sinn:
Zuerst das Wichtigste, nämlich die Regenwürmer!
Dieser Satz, und damit der Ansatz deines Textes, lässt bei mir eine Frage offen: Wieso Regenwürmer? Wo ist da der Bezug? Ich sehe keinen Zusammenhang zu deiner Einleitung, es erscheint mir willkürlich. Auch ein Sinnbild kann ich nicht erkennen.
Anschließend soll der Leser dann die Würmer gegen die zweite 'Zutat', - das Stroh - eintauschen, ist also der 'Suppengrundlage' wieder beraubt.
Diese Willkür zieht sich dann weiter (Gammelfleisch, Kunstrasen...), und es bleibt die Frage: Was will uns der Autor damit sagen?
Tut mir leid, ich bekomme hinter den ganzen Text keinen Sinn.
Tom.
Wie wär's mit 'Fast 'ne Suppe'? :o)
Ich war nämlich schon fast geneigt, den Text Hals über Kopf als Kolumne zu verwenden, blieb dann aber doch hie und da stecken, bis ich am Ende ganz die Glieder streckte. :o(
So zwischen Schokoweihnachtsmännern und nicht mehr aufzufindenden Ostereiern kommt sie, jedes Jahr, ob man will oder nicht: (Doppelpunkt) Die Fastenzeit...
Nun zum Sinn:
Zuerst das Wichtigste, nämlich die Regenwürmer!
Dieser Satz, und damit der Ansatz deines Textes, lässt bei mir eine Frage offen: Wieso Regenwürmer? Wo ist da der Bezug? Ich sehe keinen Zusammenhang zu deiner Einleitung, es erscheint mir willkürlich. Auch ein Sinnbild kann ich nicht erkennen.
Anschließend soll der Leser dann die Würmer gegen die zweite 'Zutat', - das Stroh - eintauschen, ist also der 'Suppengrundlage' wieder beraubt.
Diese Willkür zieht sich dann weiter (Gammelfleisch, Kunstrasen...), und es bleibt die Frage: Was will uns der Autor damit sagen?
Tut mir leid, ich bekomme hinter den ganzen Text keinen Sinn.
Tom.
Zuletzt geändert von Thomas Milser am 01.04.2007, 21:45, insgesamt 2-mal geändert.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Hallo Tom,
Hallo Mucki,
schön von euch zu hören. "Fast ne Suppe" könnte mir als alternative Überschrift gut gefallen.
Armer Tom! Du weißt doch, dass meine Rezepte nicht zur Nachahmung empfohlen sind. Da hat Grübeln wenig Sinn. Hier lästere ich ein bisschen über den Unsinn so mancher Fastenbräuche und den alle Jahre wieder aufkommenden Sparfimmel, wenn die Abrechnungen ins Haus flattern.
Die Schokoweihnachtsmänner und die übrig gebliebenen Ostereier geben den zeitlichen Rahmen ab. Theoretisch dürfte der fromme Christ in der Fastenzeit Regenwürmer verputzen, wenn er denn Lust dazu hätte. Man sammele zwei Portionen ein, tausche eine davon gegen Stroh oder andere nützliche Dinge. Und weiter geht's.
Ist der Geschmack erst drin, kann man noch für zusätzlichen Duft sorgen, siehe Gammelfleisch.
Die Sache mit Hering oder Nichthering ergibt sich aus dem Zusammenhang. Die hohe und niedere Geistlichkeit wusste sich schon immer zu helfen.
Und über den Rest werde ich wohl keine Ausführungen machen müssen.
So, jetzt brat ich mir ne Rote.
Liebe Grüße
Marlene
Hallo Mucki,
schön von euch zu hören. "Fast ne Suppe" könnte mir als alternative Überschrift gut gefallen.
Armer Tom! Du weißt doch, dass meine Rezepte nicht zur Nachahmung empfohlen sind. Da hat Grübeln wenig Sinn. Hier lästere ich ein bisschen über den Unsinn so mancher Fastenbräuche und den alle Jahre wieder aufkommenden Sparfimmel, wenn die Abrechnungen ins Haus flattern.
Die Schokoweihnachtsmänner und die übrig gebliebenen Ostereier geben den zeitlichen Rahmen ab. Theoretisch dürfte der fromme Christ in der Fastenzeit Regenwürmer verputzen, wenn er denn Lust dazu hätte. Man sammele zwei Portionen ein, tausche eine davon gegen Stroh oder andere nützliche Dinge. Und weiter geht's.
Ist der Geschmack erst drin, kann man noch für zusätzlichen Duft sorgen, siehe Gammelfleisch.
Die Sache mit Hering oder Nichthering ergibt sich aus dem Zusammenhang. Die hohe und niedere Geistlichkeit wusste sich schon immer zu helfen.
Und über den Rest werde ich wohl keine Ausführungen machen müssen.
So, jetzt brat ich mir ne Rote.
Liebe Grüße
Marlene
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