Er und Sie – zwei Geschwister – die ihr Leben behaglich führen. Nur ruht sie sich darauf nicht aus.
Er sitzt gern auf Bänken im blühenden Stadtpark und liest Gedichte, während sie Zuhaus ihre Pistolen und Gewehre fürsorglich pflegt. Er hält sie für krank, ihr aber ist` s einerlei, sie verlässt auch nie ohne eine Waffe das Haus.
Dann picknickten sie auf einer Lichtung. Abgelegen im Wald. Bequem auf einer Decke liegend, las er ihr eigene Gedichte vor und dazu tranken sie Weißwein. Sie lächelte tapfer. Insgeheim aber sehnte sie sich nach Haus zu ihren Gewehren. Als der Wein auf ihre Blase drückte, hatte sie die Ausrede, die sie brauchte, um mal eben im Wald, hinter den Bäumen, zu verschwinden.
Er wartete, summte ein Lied, wartete und als die Sonne hinter den Bergen zu verschwinden begann, räumte er die Gläser und die Weinflasche zurück in den Picknickkorb. Plötzlich hörte er sie, er drehte sich um und hatte auf einmal ein Messer am Hals. Eine Stimme befahl ihm Ruhe zu bewahren, sonst geschähe ein blutiges Ende. Er spürte, wie sein Herz raste, versuchte aber ruhig zu bleiben.
Vor ihm stand ein maskierter Kerl mit einem Jagdmesser in der rechten Hand, vom anderen spürte er nur die Messerklinge am Hals.
„Dein Geld“, sagte der Maskierte vor ihm und fuchtelte mit dem Messer.
Er griff in seine rechte Hosentasche und zog langsam seinen Geldbeutel heraus, den ihm der Kerl vor ihm gleich wegriss. Der Kerl klappte hastig den Geldbeutel auf, riss die Scheine heraus, und warf den Rest achtlos weg.
„Und deine Schlampe“, sagte der andere Kerl hinter ihm, „wo ist die?“
Er schluckte, konnte er wirklich sagen, dass er es nicht wusste und dabei ungeschoren bleiben?
Da machte der Kerl vor ihm eine Kopfbewegung, die andeuten sollte, dass jemand von hinten kam. Der Kerl hinter ihm, zwang ihn, sich mit ihm, im Halbkreis, zu drehen, sodass sie erkennen konnten, wer sich da näherte.
Es war seine Schwester, die ruhig auf sie zu lief. Der Kerl, der ihm das Messer an den Hals hielt, sagte zu ihr: „Wir wollen das Geld. Alles! Gib uns alles, was du hast, dann passiert nichts.“
Der zweite Kerl baute sich neben seinem Komplizen auf und fuchtelte demonstrativ mit dem Messer in der Luft. „Wir sind zu zweit“, sagte er, „also keine Dummheiten!“
Seine Schwester kam bis auf fünf Schritte näher, blieb stehen und sagte: „Also meinen Geldbeutel wollt ihr?“ Die beiden Kerle schwiegen. „Gut“, sagte die Schwester, „dann bekommt ihr jetzt, was ihr braucht.“ Und mit diesen Worten griff sie sich an die hintere Hosentasche. Der Rest war betroffenes Schweigen im Walde.
Seitdem meidet er seine Schwester. Aber aus Dankbarkeit dichtete er ihr einen Gedichtzyklus, den sie bei sich zu Haus, in einer Truhe auf dem Dachboden, aufbewahrt. Ganz weit, weit entfernt von ihren Gewehren.
Gedichte und Gewehre
Wolfgang hat geschrieben:Er und Sie – zwei Geschwister – die ihr Leben behaglich führen. Nur ruht sie sich darauf nicht aus.
Mmmh, ich lese hier nichts von "ausruhen" und auch nichts davon, dass ihre im folgende beschriebene Tätigkeit für sie unbehaglich wäre. Ganz im Gegenteil, die Schwester pflegt ihre Gewehre und Pistolen fürsorglich. Klingt für mich nach Hingabe und Zufriedenheit. nicht nach unruhiger Obsession.
Wolfgang hat geschrieben:Er hält sie für krank, ihr aber ist` s einerlei, sie verlässt auch nie ohne eine Waffe das Haus.
Ist die Verwendung von "ihr ist's einerlei" hier ein Hinweis, damit der Leser das Ganze geographisch einzuordnen weiß? Für mich klingt es nach Alpen Heimatroman...
Und ich weiß, das Du den Einschub mit der Waffe, die sie immer mitnimmt für den Fortgang der Geschichte braucht, aber kannst Du das nicht ein wenig "subtiler" und weniger auffällig einbauen? Exakt zu diesem Zeitpunkt ist doch schon annähernd klar, worauf es hinaus läuft, oder? Schade.
Wolfgang hat geschrieben:Dann picknickten sie auf einer Lichtung. Abgelegen im Wald. Bequem auf einer Decke liegend, las er ihr eigene Gedichte vor und dazu tranken sie Weißwein. Sie lächelte tapfer. Insgeheim aber sehnte sie sich nach Haus zu ihren Gewehren. Als der Wein auf ihre Blase drückte, hatte sie die Ausrede, die sie brauchte, um mal eben im Wald, hinter den Bäumen, zu verschwinden.
Der Einstieg klingt für mich ganz unrund. Ich weiß, Du baust hier den Schauplatz auf. Aber irgendwie hat der für mich keine Farbe, keine Atmosphäre.
Mag sie ihren Bruder so wenig, dass sie sich gequält fühlt durch seine Gedichte?
Wolfgang hat geschrieben:Er wartete, summte ein Lied, wartete und als die Sonne hinter den Bergen zu verschwinden begann, räumte er die Gläser und die Weinflasche zurück in den Picknickkorb.
Willst Du dem Leser wirklich zeigen, dass er mehrere Stunden wartet oder lese ich da etwas hinein, was da nicht ist?
Finde ich extrem unlogisch, wenn das Deine Intention sein sollte.
Wolfgang hat geschrieben:Plötzlich hörte er sie, er drehte sich um und hatte auf einmal ein Messer am Hals. Eine Stimme befahl ihm Ruhe zu bewahren, sonst geschähe ein blutiges Ende. Er spürte, wie sein Herz raste, versuchte aber ruhig zu bleiben.
Also kam der Angreifer von Vorne? (Denn er dreht sich um und hat dann das Messer am Hals, hörte aber Schritte von hinten?) Warum hat er ihn dann nicht kommen sehen?
Die Formulierung "es geschähe ein blutiges Ende" kenne ich so nicht, Mir ist nur "es gäbe ein blutiges Ende" geläufig.
Wolfgang hat geschrieben:Vor ihm stand ein maskierter Kerl mit einem Jagdmesser in der rechten Hand, vom anderen spürte er nur die Messerklinge am Hals.
Wo kommt denn nun auf einmal der zweite her? Wurde der aufs Spielfeld gebeamt? Und woher weiß der Bruder, das das ein Mann ist?
Wolfgang hat geschrieben:Er griff in seine rechte Hosentasche und zog langsam seinen Geldbeutel heraus, den ihm der Kerl vor ihm gleich wegriss. Der Kerl klappte hastig den Geldbeutel auf, riss die Scheine heraus, und warf den Rest achtlos weg.
„Und deine Schlampe“, sagte der andere Kerl hinter ihm, „wo ist die?“
Hier ist nicht wirklich klar, wer "er" denn nun ist. Und die Bezeichnung "Kerl" beginnt gerade, mir auf die Nerven zu gehen.
Wolfgang hat geschrieben:Er schluckte, konnte er wirklich sagen, dass er es nicht wusste und dabei ungeschoren bleiben?
Komischer Gedanke in dieser Situation...
Wolfgang hat geschrieben:Da machte der Kerl vor ihm eine Kopfbewegung, die andeuten sollte, dass jemand von hinten kam. Der Kerl hinter ihm, zwang ihn, sich mit ihm, im Halbkreis, zu drehen, sodass sie erkennen konnten, wer sich da näherte.
Warum hört Kerl 1 denn auf zu sprechen? Und, mit Verlaub, die Beschreibung der Bewegung hat für mich was von einer geschriebenen Internetanleitung übers Tangotanzen. Geht bestimmt eleganter!
Wolfgang hat geschrieben:Es war seine Schwester, die ruhig auf sie zu lief. Der Kerl, der ihm das Messer an den Hals hielt, sagte zu ihr: „Wir wollen das Geld. Alles! Gib uns alles, was du hast, dann passiert nichts.“
Seine Schwester läuft ruhig? Meinst Du damit ein entspanntes Joggen? Oder Rennen? Ist es notwendig, die Art, wie sie sich nähert, überhaupt zu erwähnen? Reicht es nicht, dass sie näher kommt?
Wolfgang hat geschrieben:Der zweite Kerl baute sich neben seinem Komplizen auf und fuchtelte demonstrativ mit dem Messer in der Luft. „Wir sind zu zweit“, sagte er, „also keine Dummheiten!“
Nun, Kerl 2 scheint auch nicht so ganz helle zu sein. Ich gehe davon aus, dass sie auch ohne den Hiwesi bis zwei zählen kann und zum anderen sollte sich Kerl 2 mehr Gedanken machen, dass sie nicht weg läuft. Das wäre, in meinen Augen eine zu erwartende Reaktion. Oder schreien. Oder beides.
Wolfgang hat geschrieben:Seine Schwester kam bis auf fünf Schritte näher, blieb stehen und sagte: „Also meinen Geldbeutel wollt ihr?“ Die beiden Kerle schwiegen. „Gut“, sagte die Schwester, „dann bekommt ihr jetzt, was ihr braucht.“ Und mit diesen Worten griff sie sich an die hintere Hosentasche. Der Rest war betroffenes Schweigen im Walde.
5 Schritte? Nachgemessen? Ok, es war ja klar, das sie schießt. Aber warum um Himmels Willens ist gerade das Abfeuern von mindestens zwei Kugeln aus nächster Nähe denn "Schweigen" im Walde? Das knallt doch wie nix Gutes, oder hat sie noch einen Schalldämpfer gehabt und den noch flugs aufgeschraubt? Das wäre aber nee Menge Material für eine Hosentasche...
Wolfgang hat geschrieben:Seitdem meidet er seine Schwester. Aber aus Dankbarkeit dichtete er ihr einen Gedichtzyklus, den sie bei sich zu Haus, in einer Truhe auf dem Dachboden, aufbewahrt. Ganz weit, weit entfernt von ihren Gewehren.
Mmh, auch die Pointe, die Konklusion haut mich nicht um. Er dichtet einen Gedichtzyklus und sie versteckt ihr. Mmpf.
Tut mir leid, lieber Wolfgang, aber der Text ist für mich leider unrund, nicht so unterhaltsam, wie er sein könnte und an einigen Stellen noch recht unlogisch, was die Handlung angeht.
Liebe Grüße,
Nicole
Wolfgang hat geschrieben:Plötzlich hörte er sie, er drehte sich um und hatte auf einmal ein Messer am Hals.
[...]
Vor ihm stand ein maskierter Kerl mit einem Jagdmesser in der rechten Hand, vom anderen spürte er nur die Messerklinge am Hals.
An dieser Stelle gebe ich Nicole recht. Dem Leser fehlt die Information, auf welche Weise er sich "umdreht":
• Sitzt er (Picknick-Bild) und dreht nur Oberkörper und Kopf?
• Steht er (kein Picknick-Bild) und dreht sich vollständig?
Vielleicht sollte sich der Kerl vor "seinen Augen auftürmen" oder sowas ähnliches (Perspektive eines Sitzenden, nach hinten Schauenden), und nicht "vor ihm stehen" (Perspektive eines Aufgestandenen und vollständig Umgedrehten).
Das ist ja eine "Action"-Szene (tendenziell). Die will leserisch schnell erfasst sein, punktgenau, sonst bremst das nur.
Wolfgang hat geschrieben:[...] vom anderen spürte er nur die Messerklinge am Hals.
Das Auftauchen eines Anderen würde ich dem Leser kurz beschreiben, bevor dessen Messerklinge ins Spiel kommt. Oder mit der Klinge direkt verbinden: "im Nacken spürte er die Klinge eines zweiten Messers", so in der Art ...
Gruß
P.
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