Mama: „Junge, du bist ein Phänomen.“
Das erste Mal war sie sprachlos gewesen, als sie mich vom Wickeltisch hatte fallen lassen, und ich urplötzlich Kauderwelsch sprechen konnte. Zuvor hatte ich keine zwei zusammenhängenden Silben herausgebracht. Nun plötzlich waren es ganze Wörter. Weil keiner genau sagen konnte, welche Sprache es denn sei, nannten sie es Kauderwelsch.
Ein paar Jahre danach, ich hatte gerade meinen siebten Geburtstag und war aufgeregt, weil diesmal der Sohn eines arabischen Scheichs zu Besuch kommen sollte. Mama hatte ihn eingeladen. Ich fuhr mit meinem neuen Fahrrad, einem Geschenk von Tante Adele, die schon in der Frühe angereist war, gegen den nächsten Laternenpfahl, und konnte augenblicklich fließend Arabisch sprechen. Mama war vor lauter Freude minutenlang stumm geblieben, mit Tränen der Rührung in den Augen. Eigentlich hatte ich mir nur ein paar Brocken Arabisch angeeignet gehabt, aus einem Fremdsprachenlexikon, um den Scheichjungen zu überraschen.
Später konnte ich prompt fließend Tschechisch, obwohl ich lediglich einige Sprachfetzen von fluchenden tschechischen Panzergrenadieren aufgeschnappt und sie nachgeäfft hatte, als ich neugierig einen ihrer Panzer inspizierte und mir die Einstiegsluke auf den Schädel gefallen war.
Dann kam ich in die Pubertät, eine schwierige Phase für einen schüchternen Jungen wie mich. Bis zu meinem dreiundzwanzigsten Lebensjahr hatte ich kein Mädchen heimgeführt, ja, nicht einmal angesprochen. Mir fehlten die richtigen Worte. Zu meinem vierundzwanzigsten Namenstag hatte Mutti eine Überraschung für mich. In meinem Zimmer sollte sie liegen. Ich war aufgeregt. In meinem Bett lag ein unbekanntes Fräulein, splitterfasernackt. Ich bekam einen Schock, musste ins Krankenhaus, war stumm geworden. Nur Mama plapperte in einer Tour.
Nach dem überwundenen Schock stellte ich aber zu Mamas Glück fest, dass ich auf einmal die Worte drauf hatte, um Mädchen imponieren zu können und sie lud gleichzeitig zwei Girls ein in unser Heim, die eine aus der mährischen Walachei gebürtig, die andere aus Syrien.
Den beiden fremdsprechenden Damen gegenüber war ich sprachlos geblieben. Der erlittene Schock hatte mich der tschechischen wie auch der arabischen Sprache beraubt. Darüber war ich so erschrocken, dass ich auch noch meine Muttersprache verlor. Ich verstand einzig nur noch Kauderwelsch. Papa klagte: „Jetzt haben wir ein verblödetes Genie in der Familie.“
Als ich ungeachtet dessen mein Kauderwelsch ins Internet reinstellte und viel Beifall erhielt, fand Mama es wiederum phänomenal, was ich an ihrem erhobenem Daumen erkannte, ihrer extra für mich erlernten Zeichensprache. Im Netz verständigten sie sich ebenfalls damit. Waren wohl auch behindert. Allerdings war dieses Kauderwelsch in Wirklichkeit eine ganz normale Sprache eines total durchschnittlichen Jungen gewesen. Aber daran mochte Mama nicht denken.
Ein extremes Wunderkind
Ja, Mucki, wäre dieser Rohtext nicht geeignet gewesen, aus ihm Netzliteratur zu machen, d. h. viele prägen einen Text? War das nicht einmal vor über zehn Jahren der Fall in den Schreibforen? Nun sind abba auch die meisten abgewandert, ich schätze mal zu Amazon, um dort ihre eigenen Süppchen als E-Books zu vermarkten.
Also habe ich schließlich doch noch, hat der Autor, seinen Text selber Gestalt gegeben. Was ich schon immer propagiert hatte, dass er es selber machen solle, gell. ;ö)))
LG Kurt
Also habe ich schließlich doch noch, hat der Autor, seinen Text selber Gestalt gegeben. Was ich schon immer propagiert hatte, dass er es selber machen solle, gell. ;ö)))
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Ha, ha, Mucki, nein nachdem ich dir die Rückantwort gegeben hatte, habe ich nur noch zwei Worte ausgetauscht, die sich wiederholt hatten. Abba, wenn jemand etwas Wesentliches kritisieren würde, kann ja noch umgemodelt werden. Man is ja auch nicht an eine eine bestimmte Aussage des Textes gebunden.
LG Kurt
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Mucki, ich habe den ursprünglich reingestellten Text sogar mehrfach umgemodelt. Abba
nicht mehr nach der Meldung, dass ich ihn jetzt selbst Gestalt gegeben hätte. Du hattest ja am Anfang keinerlei
Intention darin erkennen können, berechtigterweise.
LG Kurt
nicht mehr nach der Meldung, dass ich ihn jetzt selbst Gestalt gegeben hätte. Du hattest ja am Anfang keinerlei
Intention darin erkennen können, berechtigterweise.
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Danke,
der Subtext ist der, dass der Nachwuchs von Müttern gerne in die Hochbegabtenschiene gepresst wird, sie ihre Kinder damit letztlich überfordern, die unverstanden „zurückbleiben“.
LG Kurt
der Subtext ist der, dass der Nachwuchs von Müttern gerne in die Hochbegabtenschiene gepresst wird, sie ihre Kinder damit letztlich überfordern, die unverstanden „zurückbleiben“.
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Ja, wenn es eine Satire hätte sein sollen auf besagtes Problem, müsste es transparenter erscheinen. Nun war ja von vornherein der Text spielerisch zu bearbeiten und so ist das Ergebnis ja auch verspielt geworden. Tatsächlich gibt es wohl kaum, dass jemand gegen einen Pfahl läuft und plötzlich Arabisch kann. Aber wo es drauf ankam, musste der Prot. festellen, er kann weder Tschechisch noch Arabisch, ja nicht mal seine Muttersprache richtig. Aus seiner Mutters Sicht, die ja einen Hochbegabten in ihm sieht, spricht er am Ende dann nur noch Kauderwelsch. Die Schocks bieten immer ein Erwachen, ein Zurück auf den Boden der Tatsachen. Aber, wenn du meinem Subtext nicht folgen kannst, macht es nichts. War ja nur eine der Möglichkeiten des Textes. Ich hoffe, er lässt noch mehr zu. Du sprichst von Magischem. Finde ich gut. Also sollte ich den Text so belassen? Das ist natürlich die Frage. Ein klar erkennbarer „tieferer Sinn“ verbindet sich mir in der Literatur stets mit versteckter Binsenwahrheit. Habe aber auch wenig KG gelesen, zum Beispiel bei einer ganz kurzen aus den Dubliner von James Joyce war es der Fall.
LG Kurt
Oh, habs gerade erst gesehen: Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag!
LG Kurt
Oh, habs gerade erst gesehen: Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag!
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Mucki, Merlin, habe ma auf die Schnelle ein paar Textstellen hinzugefügt in Klammern. Jetzt dürfte es klar rüberkommen. Wenn ich allerdings eine Satire draus machen wollte, müsste der gesamte Text scharfzüngiger, spöttischer formuliert werden. Dazu fehlt mir aber auch wohl die aggressive Stimmung gegen dererlei Mütter.
LG Kurt
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
So, mein Experiment ist abgeschlossen. Ich glaube, so kann ich es lassen. Ja, der Leser sucht halt einen roten Faden oder irgendeine Ausrichtung, Orientierung. Ist ja bei meinem Lesen von Texten auch so. Nur man sollte es nicht zu aufdringlich gestalten, erkennen zu geben. Ob es mir aber gelungen ist, hm?
LG Kurt

LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste