Ja, nun - hm?!

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Kurt
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Beitragvon Kurt » 07.09.2015, 15:11

„Wir Menschen kennen die absolute Wahrheit nicht.“ Was soll oder was kann man darauf antworten; oder soll man lieber gar nichts dazu sagen? Aber wir hatten uns ja extra getroffen, um zu plaudern. Ich wollte Max auch nicht unnötig widersprechen. Also hakte ich nach: „Max, ist das denn die Wahrheit?“ „Klar“, ereiferte er sich. „Ja, aber du sagst doch, die könnten wir nicht wissen. Mit anderen Worten, dein Satz ist falsch. Wie kannst du nur behaupten, es ist die Wahrheit, dass wir die Wahrheit nicht kennen.“

Max empörte sich und beschimpfte mich, bezichtigte mich der Wortklauberei und ich müsse doch einsehen, dass sich unserer Gehirn im Laufe der Evolution strukturiert habe in Auseinandersetzung und Anpassung an die Verhältnisse auf der Erde. Mit der absoluten Wahrheit wären wir also überfordert. Alleine der Begriff der absoluten Wahrheit sei schon einfältig angesichts unseres Vermögens ob unserer derzeitigen Entwicklungsstufe und kulturellen Erkenntnislage.

Max war so in Wallung geraten, dass sich ihm die Adern an den Schläfen vorstülpten und sein Gesicht krebsrot angelaufen war. Ich dachte an Wittgenstein, und dass man lieber geschwiegen hätte.
Zuletzt geändert von Kurt am 07.09.2015, 17:00, insgesamt 2-mal geändert.
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Zefira
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Beitragvon Zefira » 07.09.2015, 15:30

Du hättest sagen sollen: "Ich weiß, dass ich nichts weiß, und nicht mal das weiß ich sicher."

dass sich unserer Gehirn im Laufe der Evolution strukturiert hat

... würde ich "habe" hinschreiben, Konjunktiv, da indirekte Rede.
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Kurt
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Beitragvon Kurt » 07.09.2015, 16:35

Nein, Zefira, der Sache mit dem wissenden Nichtwisser will ich micht nicht anschließen. Diese Wortspielerei führt zu nichts. Denn ich habe ein Wissen darüber, dass wir Menschen in unserer Wahrnehmung und letztendlich Erkenntnis beschränkt sind. Gut, ich bin Realist. Max Satz am Anfang halte ich ja inhaltlich für richtig aufgrund unseres abgeleiteten Wissens, wenn er sagt, wir Menschen kennen die absolute Wahrheit nicht. Paradox oder falsch erscheint es ja erst durch die Formulierung der Antwort darauf. Aber faktisch und aus dem Wissen geschöpft, halte ich den Inhalt des Satzes für richtig.

Es gab da doch mal so einen Satz von Karl Popper, wo er beklagt, dass die Philosophen sich darüber streiten, ob diese Welt überhaupt existiert, während wir mit großen sozialen Problemen oder irgendetwas in der Richtung zu kämpfen hätten. Wie gesagt, genau kann ich mich nicht erinnern.

Es wäre ja so, du hast tatsächlich ein Problem. Aber sobald du dieses mit methodischen Sätzen beschreibst, würde es sich auflösen bzw. zum Paradoxon verkommen. Keiner nimmt auch einen Soliptisten für voll, obwohl er mit Hilfe der Logik nicht widerlegt werden kann.

LG Kurt
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nera
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Beitragvon nera » 07.09.2015, 22:56

:)


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