Für 50 Cent habe ich vor einiger Zeit noch einen deutschen Klassiker käuflich erworben. Ein dickes Buch, fast 500 Seiten, eine Art Biographie von ……….., 200 Jahre nach seinem Tod, von einem Landsmann von ihm geschrieben. Ein sehr schönes, sehr einfühlsam geschriebenes Buch.
Dieser deutsche Klassiker, dieser Dichter wurde von Goethe systematisch ignoriert, von Schiller fallen gelassen.
Ich war vor Jahren in der Stadt, in der dieser Dichter lange Zeit lebte und starb. Obwohl er nie richtig in dieser Welt lebte. Schon immer hatte er eine Schraube locker gehabt. Im Nachhinein spricht man von „Umnachtung“.
Traurig stimmte mich die nähere Bekanntschaft mit den Einzelheiten seines Lebens. Er lebte in einer Zeit, in der man noch an den Zauber der Sprache glaubte. Junge, angehende Dichter glauben immer noch, immer wieder daran, aber das ist nun nur noch eine individuelle Phase.
Es ist lange her, als ich selbst in jener Stadt war. Damals glaubte ich an den Zauber der Sprache, war eifrig dabei, geheimnisvolle Formeln zu finden. Einmal stand ich am Fenster meiner vorübergehenden Behausung und sah im Himmel einen Vogel fliegen, es muss eine Schwalbe, eine verspätete Schwalbe gewesen sein, oder ein Mauersegler. Von rechts kam er, oder sie, Vögel haben in der Luft kein Geschlecht, verdammt schnell, wie ein unerwarteter Pfeil, oder eine Sternschuppe.
Am selben Fenster sah ich zufällig wie eine Spinne über ihre Beute fiel. Ihr war der Himmel und was dort passierte vollkommen egal, wie den meisten in jener Stadt lebenden Menschen.
Mich faszinierte die Schnelligkeit, die Präzision mit dem der Vogel flog, als ob er ein ganz bestimmtes Ziel hätte, eine wichtige Verabredung, einen Termin.
Und dann diese Spinne, wie schnell sie über ihre Beute herfiel und sie im Nu einwickelte.
Einen jungen spanischen Priester lernte ich dort kennen, er war dabei eine Dissertation zu schreiben. Er hatte wenig Geld, machte die Heizung nicht an, um zu sparen, und lernte eifrig in der teutonischen Sprache. Es ist etwas Geheimnisvolles in Deutschland studiert zu haben. Er hatte einen Unfall mit dem Auto, auf dem Weg nach Spanien, er und zwei junge spanische Nonnen. Eine der Nonnen, die den Wagen fuhr, starb, er selbst behielt irgendwie bleibende Schäden davon. Damals war Spanien noch nicht in der EG.
Im selben Haus wohnte jemand, der eine Dissertation über den deutschen Klassiker der „in völliger Umnachtung starb“ schrieb. In meiner damaligen Naivität wollte ich ihm sagen, dass auch ich ein Dichter war und an diese Sachen glaubte, aber er war ein eingebildeter, arroganter Mensch, strahlte eine sonderbare Kälte aus, die ich nur bei Deutschen beobachtet habe. Vielleicht hatte Recht der unverstandene, von Goethe systematisch ignorierte, von Schiller fallengelassene Klassiker als er sagte, dass die Deutschen keine Menschen seien.
Ein deutscher Dichter
Alle Achtung, Gabriella!
Andererseits, sollte ich mich nicht wundern, wie schnell und präzise du wusstest, um wen es sich handelt.
Peter Härtling, ein Landsmann von ihm, hat liebevoll diese Biographie geschrieben.
Da kommt eine Situation vor, in Weimer, wo Hölderling bei Schiller zu Besuch kommt, und im Wohnzimmer, im Hintergrund, Goethe sitzt, den er, unglücklicherweise, nicht erkennt ...
Grandes saludos
Carlos
Andererseits, sollte ich mich nicht wundern, wie schnell und präzise du wusstest, um wen es sich handelt.
Peter Härtling, ein Landsmann von ihm, hat liebevoll diese Biographie geschrieben.
Da kommt eine Situation vor, in Weimer, wo Hölderling bei Schiller zu Besuch kommt, und im Wohnzimmer, im Hintergrund, Goethe sitzt, den er, unglücklicherweise, nicht erkennt ...
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