Die Angelegenheit (langer Text)

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5722
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 10.04.2014, 13:10

Verstecken ist aktiviert
Um diesen versteckten Text lesen zu können, mußt du registriert und angemeldet sein.


Kleine Änderungen nach Vorschlägen von Eule.
Zuletzt geändert von Zefira am 15.04.2014, 19:15, insgesamt 2-mal geändert.

pjesma

Beitragvon pjesma » 11.04.2014, 18:21

gerne gelesen, spannend beschrieben :-)...typische zefi-humor auch gefunden ...als wären die zwei aus verschiedenen horrorfilmen---da musste ich laut lachen. ende hat mich ein bisschen entäuscht, kann aber nicht genau sagen warum, ich denk noch darüber nach....ich meine, der text ist so geheimnissvoll, spannend...und am ende versickert dann irgendwie aufeinmal...ohne auflösung. wie ein französischer film, wo man sich das ende selbst denken darf...grrr. die frage bleibt wofür haben die dieses lautes geld ausgegeben...das würmt mich?
lg, pjesma

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 11.04.2014, 18:58

Hi Zefi,

habs in einem Rutsch gelesen und an vielen Stellen gelacht. Auch diese teils gruselige Stimmung hast du fein rübergebracht. Der ganze Text ist herrlich skurril, auch die Idee mit dem Knasthotel. Und, dass einer von den beiden Männern sich als der Kahlgeschorene entpuppte. ,-)

Ich denke mir, dass das Ganze von Anfang an ein abgekartetes Spiel der beiden war, um die Bilder zu verkaufen, damit sie anschließend das Haus in Brand setzen können.
Sehr gelungen!

Liebe Grüße
Gabi

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 12.04.2014, 10:45

Ich dachte, die beiden wären Fälscher ...

"Nemesis", ist die nicht die Göttin der Rache...?

Ada
Beiträge: 85
Registriert: 31.03.2011

Beitragvon Ada » 12.04.2014, 12:48

Hallo Zefira,

die Warnung vor dem langen Text hätte es nicht gebraucht. Das las sich spannend vom ersten bis zum letzten Wort. Sehr schön finde ich die Atmosphäre, die sowohl in dem alten Haus als auch in dem Knasthotel eindrucksvoll vermittelt wird. Das Ende lässt mich mit eigenen Phantasien zurück. Der jüngere Bruder wirkt nach seiner Kopfrasur regelrecht befreit, als ob er aus einem lebenslangen Alb ausgestiegen wäre. Der Ältere hingegen kreiert seinen eigenen Krimi. Das brennende Haus, vielleicht war es versichert. Die Erzählweise scheint beiläufig, so wie man von etwas Kuriosem berichtet, das einem tatsächlich zugestoßen ist, was der teilweise gruseligen Geschichte einen wahrhaftigen Eindruck verleiht.

Sehr gern gelesen.

Lieben Gruß
Sabine

Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5722
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 12.04.2014, 14:13

Hallo,
Vielen Dank für die Antworten! Ich melde mich bald ausführlich Bin gerade in Leipzig zum Wollefest ;o)
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 12.04.2014, 15:57

Ist ja immer schwierig, etwas zu Prosa zu sagen, die schon so gut durchgezogen ist und von Eingang bis Ende einen durchgehenden Zug hat, viele sehr schöne Elementchen drin.
Die Konstruktion ist recht überzeugend, nur die letzten beiden Motive fand ich etwas zu explizit (das Kleinwinzerhaus und die Frisurgeschichte). Dass die beiden sich am Ende trotz des vorbereiteten Kopfkraulen nicht 'näher' kamen - unter Fleischfressern ist ein gemeinsam verspeistes Steak doch schon so eine Art extended Zungenkuß, nicht? - das fand ich ein bißchen schade.
Es ist ein toller Text, der sich, glaube ich, auch vor Erzählungen in großen Verlagen nicht zu verstecken braucht!

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 13.04.2014, 00:27

RäuberKneißl hat geschrieben:Dass die beiden sich am Ende trotz des vorbereiteten Kopfkraulen nicht 'näher' kamen - unter Fleischfressern ist ein gemeinsam verspeistes Steak doch schon so eine Art extended Zungenkuß, nicht? - das fand ich ein bißchen schade.

Ich finde, dass dies überhaupt nicht in diese Geschichte passt, Franz. Hätte Zefi da eine Art Romanze am Ende draus gemacht, hätte mich das enttäuscht. ,-)

Nifl
Beiträge: 3884
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 13.04.2014, 12:08

Ja, stimme allen Kommentatoren zu. Räubers gute Durchzogenheit, Pjesis Frage nach dem Geld, Klimperers Vermutung, dass es Fälschungen waren, Adas Atmosphärengenuss, ja und Mucki, ich dachte natürlich auch, der Bruder sei der Geschorene, wobei: "Danach hörte ich sehr lange nichts von den beiden Brüdern." einem Kurzhaarschnitt widerspricht.
Ich ärgere mich aber über mich, dass ich den Text nicht auflösen kann, wo er doch so angelegt wirkt, dass es eine Auflösung geben muss. Lauter Hinweise, Fäden, die ich aber nicht verknüpfen kann. Elektrischer Stuhl/ Schwelbrand, das scheint mir die stärkste Verbindung.
Was mich auch wundert bis zur Unglaubwürdigkeit ist, dass es sich ein Unternehmen leisten kann, für bloße Botenfahrten eine Juristin beauftragen zu können, dann Übernachtungen bezahlt, obwohl der Job gut an einem 8 Stunden Tag erledigt werden kann? Seltsam alles.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Benutzeravatar
Eule
Beiträge: 2055
Registriert: 16.04.2010

Beitragvon Eule » 13.04.2014, 15:25

Kleine (technische) Kritikpunkte:

Kap I, Abs1, Z4/5: Parallel"ismus": ... nicht gut betrauen .../... nicht besonders einfühlsam ... : würde ich umformulieren. Z 6: "Aber" streichen, und dann weiter mit Konjunktiv. Z 9: Das dritte "da" hintereinander ersetzen.

Kap II, Abs1, letzter Abschnitt: "Familienstücke" statt "F...erbstücke". Letzter Abs: "Wie weit ...": Da fehlt ein Pronomen.

Kap III, Abs5: "Ich war ziemlich verwirrt, als ich wieder losfuhr". Könnte "wieder" hier nicht besser fehlen ? Abs6: jünger statt "verjüngt" ? Wenn "immer" die Erinnerung an ein Beethoven-Bildnis entstand, warum erfahren es die LeserInnen erst hier ?

Ansonsten: spannend und humorig geschrieben ! :-)
Zuletzt geändert von Eule am 13.04.2014, 15:32, insgesamt 1-mal geändert.
Ein Klang zum Sprachspiel.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 13.04.2014, 15:32

Nifl hat geschrieben:Seltsam alles.

Ja, das ist wohl von Zefi absichtlich so gemacht. ,-)
Nifl hat geschrieben:und Mucki, ich dachte natürlich auch, der Bruder sei der Geschorene, wobei: "Danach hörte ich sehr lange nichts von den beiden Brüdern." einem Kurzhaarschnitt widerspricht.

Dachte ich auch kurz, muss aber dazu sagen, dass ich mich mit mm-Einstellungen bei Rasierern nicht so auskenne. *lach* Ich hatte das Bild vor Augen, dass der Mann im Knast kahlgeschoren wird.

Eule, bei deinen Kommentaren mit Abs., Zeile, etc. ist es schwierig, ihnen zu folgen, vor allem bei einem so langen Text. Warum zitierst du die entsprechenden Stellen nicht? Falls du nicht weißt, wie es geht, sag Bescheid. Dann erkläre ich es dir, ist ganz einfach. ,-)

Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5722
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 15.04.2014, 19:12

Hallo ihr Lieben,
erstmal vielen Dank für die vielen Kommentare.
War die letzten Tage unterwegs, deshalb die späte Meldung.
Ich habe einige von Eules Vorschlägen aufgenommen („Familienerbstücke“ würde ich aber lieber lassen und auch „verjüngt“) und auch die Länge der Autofahrt in „vier Stunden hin, vier zurück“ präzisiert, um klarzumachen, dass das eben nicht alles an einem Tag geht.
Ich habe selbst mal als Juristin im Angestelltenverhältnis gearbeitet und ein solcher Auftrag wäre ganz typisch gewesen für das, was man mich dort machen ließ – im übrigen auch die Begründung ;o) Juristisch unkomplizierte Verhandlungen mit persönlich komplizierten Mandanten, dazu Transport von wertvollem Mandantengut, das ist eine typische Aufgabe für einen unterbezahlten Mitarbeiter mit guter Qualifikation, der gern aufsteigen möchte. Im übrigen ist das Durchschleusen von Mandantengeldern für ein juristisches Büro sehr einträglich – Stichwort Hebegebühr. Ein Büro kann sich im Prinzip zu einem solchen Auftrag nur gratulieren, das ist sehr leicht verdientes Geld.
Mir hat mal jemand in meiner Familie – wahrscheinlich war es mein Vater, der hatte öfter mit solchen Dingen zu tun – von einer Kunstsammlungs-Stiftung erzählt, die alle anfallenden Kosten vom Verkauf der Stiftungsmasse bezahlt hat. Die Idee des Sich-selbst-Fressens hat mich nicht mehr losgelassen. Hat irgendwie was Poetisches, wie ein Tier, das sich aus Hunger selbst verschluckt.
Was die Haare betrifft: Der Häftling wird mit einem Schneidegerät geschoren, das auf fünf Millimeter eingestellt ist. Geht man mal davon aus, dass die Haare pro Monat knapp einen Zentimeter wachsen, wird daraus in fünf Monaten ein relativ normaler Kurzhaarschnitt – dass das dann nicht wirklich wie eine Frisur aussieht, ist klar, es ist halt kurz.

Für den Klimperer habe ich hier den Link zum Kunstwerk: Nemesis

Danke nochmals allen.
Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Nifl
Beiträge: 3884
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 15.04.2014, 20:37

Hi Zefi,

und auch die Länge der Autofahrt in „vier Stunden hin, vier zurück“ präzisiert, um klarzumachen, dass das eben nicht alles an einem Tag geht.

hatte ich schon so verstanden. Ohne auf dem Detail rumreiten zu wollen, da es ohnehin nur mich stört, aber warum geht das nicht? 2x4=8 + 2 h bei den Klienten =10h. Ein normaler Arbeitstag: durschnittlich 1h Fahrtzeit zur Arbeit, 1h Pause und 8h Arbeit = 10h.


Die Idee des Sich-selbst-Fressens hat mich nicht mehr losgelassen. Hat irgendwie was Poetisches, wie ein Tier, das sich aus Hunger selbst verschluckt.

ah, spannendes Motiv

Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5722
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 16.04.2014, 01:24

Vielleicht müsste ich an dieser Stelle wirklich noch ein wenig erklärend wirken - aber aus meiner Berufserfahrung leuchtet mir das halt ganz unmittelbar ein. Vier Stunden hin, ein Gespräch mit doofen Mandanten (doof in dem Sinn, dass man das Sich-Kümmern gern an einen Angestellten abschiebt), vier Stunden zurück - das sieht nach Zumutung aus, man versüßt es halt mit einer Übernachtung auf Spesen. Wie gesagt, als ich noch arbeitete, bekam ich ganz ähnliche Köder zu schlucken. Einschließlich des Einfühlungs-Frauensache-Arguments. Das ist dreißig Jahre her, aber ob sich soviel geändert hat in der Zwischenzeit ...

Wenn es wirklich derart irritiert, kann ich da gern noch etwas nacharbeiten. Kann ja auch die vier Stunden auf fünf verlängern. Wenn man mit dem Auto durch die Rhön eiert, vergeht eine Stunde wie nix.

Weise Worte zur Nacht,
mit Grüßen, Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste