klebrige Katzenhologramme versauen mir das Einschlafen und die Einsamkeit
Meine Gedanken kleben an dir, wie die hungrige Katze an meinen Beinen. Nicht permanent zu spüren, aber immer da, und bei jeder Unachtsamkeit, jeder Ablenkung von der Ablenkung, maunzen sie mich an, du und dein leben, und gestern und vorgestern, nähren meine Ängste, der Skeptizismus meines Vaters würde sich freuen zu hören, dass auch er sich fortgepflanzt hat. Die Angst macht Bilder, Hologramme mitten im Raum, ein Leben im Leben, moving stills, starr und doch lebendig, und sehr plastisch, zwischendurch ein Zoom auf dein Gesicht, deine Lippen, sie bewegen sich, für mich unhörbar, dein Herz, und deine Seele; Rot dominiert das Tableau und hebt sich damit vom hier vorherrschenden Gelb deutlich sichtbar ab. Meine Angst macht dich überlebensgroß, deine Gefühle und Gedanken, Bedürfnisse und Entwicklungen noch größer, verschlüsselte Gitterstäbe, deren Code ich nicht kenne, täglich neu ausgegeben, so ist das in intensiven Zeiten, und ich diesmal nicht dabei, stehe außen vorm Käfig, ganz klein, geschrumpft, und um mich roter Samtboden und viel zu große Füße. Ich mag deine Füße.
Das Zimmer dreht sich, gelb wird orange, die Liege verschwindet, das Bett taucht auf und das Hirn entscheidet sich falsch zum Weiterschlafen, der Traum lauert und springt, bringt dabei Gefühle auf den Punkt, Bilder entstehen, Bilder vergehen; Lasagne, Suppe zuvor, der Broccoli vergaß gegessen gewollt zu werden, die Zucchini tatens ihm gleich, elendiges perverses Gemüse! Menschen kommen, Menschen gehen, Til Schweiger tschillt sich mordernd [sic] durch Hamburg, moderne Männer galore, und über all dem die dicke Gefühlstapete, eine zweite Ebene, semipermeabel, lässt manchmal die Realität durchs Fenster reinscheinen, meistens aber is' dunkel. Ängste schlafen nicht gut bei Licht. Denen fehlt sonst das Melatonin. Dann werden sie depressiv. Arme Ängste, da hat man fast Mitleid.
Diskussionen mit Kickl, da vergeht sogar der Angst das Lachen. Wer hätte gedacht, dass Angst Angst haben kann? Ich meistens schon, außer wenn nicht, aber dann mit Grund. Meistens geht’s mir dann schlecht. Meistens²? Ne, -meistens^(meistens).
Früher hab ich noch an Schleier geglaubt, die sind angenehm, die können sich einfach lüften, einmal atmen und hochschauen reicht. Oder sich geschuppt verabschieden und in Seekraft verwandeln, Anlauf, Absprung, Nebel, Wasser, Seh.
Heutlich is der Schleier zu Watte geworden, und die is leider dicker als Luft und mag auch das Gestaltwandeln nich so sehr. Dafür is sie zäh und bauschig, weich auch, aber das is nur Gaukelei, weil sie schützt dich nicht vor Hartem, sondern zwingt dich ihren zuckersüßen Gefühlsbrei endlos wiederzukäuen, bis er hart wird und schmerzt, der Zucker wird zu Brot, und das wird alt, und letztlich erstickst du daran bis du schlussendlich einschläfst, dich nach Wohligkeit und dem kindlichen Einschlafen sehnend, mit dunklem Zimmer und warmer Decke, draußen Stimmen, der Abend lebt noch für andere Menschen, und das ist das schönste, was es grad gibt, wohlbehütet lullen dich ihre dumpfen Stimmen ein, der Mond ist sanft und die alten Fenster spüren das Pulsieren der großen Tiere da draußen, Wind und Regen schlafen grad, aber die Wolken grasen und tief unten hat die Lava Wandertag. Und die Freude auf morgen ist ebenso groß, wie die Freude am Vortag, du erinnerst dich gut, und weißt: alles läuft gut, die Dinge bewegen sich richtig, ohne, dass du anschieben musst;
Is nur leider ausverkauft heute. Weil leider, psychosomatische Unerträglichkeiten sind heut im Abverkauf, wurden versehentlich stattdessen geliefert. Tut uns leid, nicht unser Fehler, wir können auch nur mit dem arbeiten was wir haben. Und von irgendwas müssen wir halt leben.
klebrige Katzenhologramme versauen mir das Einschlafen und d
Hallo und
im Blauen Salon, Frohsinn,
das ist wirklich klasse geschrieben. Ein Gedanke, ein Bild springt zum Nächsten in einer solchen Atemlosigkeit, dass sie sich auf mich, als Leser, regelrecht überträgt und ich am Schluss ganz außer Puste bin.
Sehr gelungen!
Saludos
Gabriella

das ist wirklich klasse geschrieben. Ein Gedanke, ein Bild springt zum Nächsten in einer solchen Atemlosigkeit, dass sie sich auf mich, als Leser, regelrecht überträgt und ich am Schluss ganz außer Puste bin.
Sehr gelungen!

Saludos
Gabriella
Ach, danke für dieses herzliche Wilkommen!
Gedankliche Rastlosigkeit, liebe Gabriella, find ich auch auf die Entstehungssituation sehr passend, weil, auch wenns dichotom war und ständig gesprungen is zwischen rastloser, gedanklicher Trägheit und zähem Springschnurspringen, die Unruhe, die war sehr prägend.
Und ich freu mich, dass euch der Text so gut gefällt. Bin ehrlich gesagt 1 bisschen baff; Ich mag ihn zwar, aber mit solchen Reaktionen hab ich nicht gerechnet. Jetzt würd mich natürlich noch interessieren, was euch (Scarlett und Elsa) daran so gut gefällt. Bin für alles dankbar, und je kritischer und detaillierter, umso mehr freu ich mich!
Oh, und: Hallo! :)
Gedankliche Rastlosigkeit, liebe Gabriella, find ich auch auf die Entstehungssituation sehr passend, weil, auch wenns dichotom war und ständig gesprungen is zwischen rastloser, gedanklicher Trägheit und zähem Springschnurspringen, die Unruhe, die war sehr prägend.
Und ich freu mich, dass euch der Text so gut gefällt. Bin ehrlich gesagt 1 bisschen baff; Ich mag ihn zwar, aber mit solchen Reaktionen hab ich nicht gerechnet. Jetzt würd mich natürlich noch interessieren, was euch (Scarlett und Elsa) daran so gut gefällt. Bin für alles dankbar, und je kritischer und detaillierter, umso mehr freu ich mich!
Oh, und: Hallo! :)
hallo frohsinn, willkommen im salon!
die begeisterung meiner vorkommentatorinnen teile ich nicht, aber ich mag das bewusstsein hinter dem text. weckt bei mir interesse auf weiteres.
dass keine begeisterung aufkommt, liegt an einer etwas nabelschauig wirkenden reflexion, in der 'zurückgelehntheit'/distanz der betrachtung und betroffenheit sich auch gegenseitig am wabern zu halten scheinen - als würde das kurzschließen dieser positionen auch etwas geschwafel erzeugen: gefühl weghalten, als gäbe es angst davor. (als bildeten erzählinstanz und erzähl-ich eine emulsion, aus der tröpfchen ausfällen - die keine einheit bilden, aber auch nicht klar getrennt sind - wie ein 'belauern' eines inneren zustands, in der absicht, darin auftauchendes schnell 'unter kontrolle' zu bringen. das liest sich nur bedingt interessant, da dieses kräfteverhältnis zu eindeutig festgelegt wirkt)
dass interesse erwacht, liegt an etlichen feinen formulierungen und gedankenbewegungen.
schön, mal von klebrigen hologrammen und versauter einsamkeit zu lesen.
die begeisterung meiner vorkommentatorinnen teile ich nicht, aber ich mag das bewusstsein hinter dem text. weckt bei mir interesse auf weiteres.
dass keine begeisterung aufkommt, liegt an einer etwas nabelschauig wirkenden reflexion, in der 'zurückgelehntheit'/distanz der betrachtung und betroffenheit sich auch gegenseitig am wabern zu halten scheinen - als würde das kurzschließen dieser positionen auch etwas geschwafel erzeugen: gefühl weghalten, als gäbe es angst davor. (als bildeten erzählinstanz und erzähl-ich eine emulsion, aus der tröpfchen ausfällen - die keine einheit bilden, aber auch nicht klar getrennt sind - wie ein 'belauern' eines inneren zustands, in der absicht, darin auftauchendes schnell 'unter kontrolle' zu bringen. das liest sich nur bedingt interessant, da dieses kräfteverhältnis zu eindeutig festgelegt wirkt)
dass interesse erwacht, liegt an etlichen feinen formulierungen und gedankenbewegungen.
schön, mal von klebrigen hologrammen und versauter einsamkeit zu lesen.
guten morgen und herzlich willkommen.
also, wenngleich der text wirklich gute und starke bilder enthält (kompliment!), ist mir das doch eindeutig zu geballt hier. da erschlägt ein bild das andere, und am ende mich, den leser.
(aber vielleicht ist die wirkung genau so beabsichtigt? ;))
sodann frage ich mich, ob es absicht ist, dass du gegen ende manchmal "is" statt "ist" schreibst?
lg,
birke
also, wenngleich der text wirklich gute und starke bilder enthält (kompliment!), ist mir das doch eindeutig zu geballt hier. da erschlägt ein bild das andere, und am ende mich, den leser.
(aber vielleicht ist die wirkung genau so beabsichtigt? ;))
sodann frage ich mich, ob es absicht ist, dass du gegen ende manchmal "is" statt "ist" schreibst?
lg,
birke
es ist gerade diese atemlosigkeit, die durch die reihung entsteht /kaum hypotaktische satzverbindungen/, die mich sofort in den bann zieht.
famos auch, wie du diese atemlosigkeit, dieses hastende von bild zu bild, von einer gedanklichen spur, die sofort eine nächste generiert, auch sprachlich kennzeichnest, es ist fast, als würde die erzählinstanz, die hier natürlich identisch ist mit dem ich und somit die größtmögliche nähe schaffen kann, den eigenen sätzen nicht mehr hinterher kommen ... die standardsprache wird aufgeweicht, so wie letztlich alles aufgeweicht wird und zusammenfließt, ja - es ist wie ein fluss, der nicht zu stoppen ist.
und der erste satz ist überhaupt einfach genial- meine güte, was wär ich froh, einmal solch einen ersten satz hinzulegen!
chapeau!
famos auch, wie du diese atemlosigkeit, dieses hastende von bild zu bild, von einer gedanklichen spur, die sofort eine nächste generiert, auch sprachlich kennzeichnest, es ist fast, als würde die erzählinstanz, die hier natürlich identisch ist mit dem ich und somit die größtmögliche nähe schaffen kann, den eigenen sätzen nicht mehr hinterher kommen ... die standardsprache wird aufgeweicht, so wie letztlich alles aufgeweicht wird und zusammenfließt, ja - es ist wie ein fluss, der nicht zu stoppen ist.
und der erste satz ist überhaupt einfach genial- meine güte, was wär ich froh, einmal solch einen ersten satz hinzulegen!
chapeau!
Hallo Frohsinn,
mir hat gerade die Introperspektive, die hier von einigen kritisiert wird, gefallen. Ist mal etwas anderes. Außerdem gefällt mir der Witz und die enthaltene Selbstironie hier gut.
Andere Frage: Bist du eigentlich männlich oder weiblich?
Unter "Persönlicher Bereich" (Button oben) kannst du deine Profil-Einstellungen selbst eingeben.
Saludos
Gabriella
mir hat gerade die Introperspektive, die hier von einigen kritisiert wird, gefallen. Ist mal etwas anderes. Außerdem gefällt mir der Witz und die enthaltene Selbstironie hier gut.
Andere Frage: Bist du eigentlich männlich oder weiblich?
Unter "Persönlicher Bereich" (Button oben) kannst du deine Profil-Einstellungen selbst eingeben.
Saludos
Gabriella
Hallo Frohsinn,
also ich steh, im Gegensatz zu anderen Kommentatoren, sehr auf den Speed in deinem Text, es ist auch, als wäre der Erzähler auf was drauf, daher dieser Sprudel von Selbstreflexion, von Vermischung des Erlebten, Dazugedachten, Verworfenen, ein Zustand, der im Text vorkommt: psychsomatische Unerträglichkeiten, heute im Ausverkauf. Das ist der Text und ich finde ihn klasse.
LG
ELsa
also ich steh, im Gegensatz zu anderen Kommentatoren, sehr auf den Speed in deinem Text, es ist auch, als wäre der Erzähler auf was drauf, daher dieser Sprudel von Selbstreflexion, von Vermischung des Erlebten, Dazugedachten, Verworfenen, ein Zustand, der im Text vorkommt: psychsomatische Unerträglichkeiten, heute im Ausverkauf. Das ist der Text und ich finde ihn klasse.
LG
ELsa
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