Ein schweigender Vater alleine mit seinen Gedanken.
Besser ich sage nichts. Eine Stimmung ist das hier. Dein betont unbeteiligtes LättaaufsBrotschstreichen kannst du dir sparen, lieber Schwiegersohn. LättaaufsBrotstreichen ist keine große Sache, weißt du das nicht? Naja, deine Hände zittern kaum, Hut ab vor so viel Selbstbeherrschung. Ich bin beeindruckt. Schau ihr ins Gesicht, Mann, das wäre eine Leistung, zielführend und so. Sonst ist hier tagelang dicke Luft. Ich darf gar nicht daran denken. Oder Janni zieht aus, noch schlimmer. Oder du ziehst aus. Ich wünsche keine Veränderungen in meinem Haus!
Janni kann aber auch rumkreischen, mein Lieber. Ist doch nicht so einfach, seinen Mann im Job zu stehen? Kann ich mir denken. Bin ja selber einer. Und ausgerechnet du mit deinem buntgetönten Jungfrauenleben. Hast dir zusammenfantasiert, das sei alles ganz easy zu wuppen, was bei Männern so angestrengt aussieht. Frühzeitiger Haarausfall, Stirnfurchen, verkürzter Lebenserwartung, was glaubst du denn, woher das kommt? Mein Kleines?
Wobei, Sabine war genauso. Ohne Leitungsverantwortung im Job. Liegt womöglich in, an ? Ach nee, so weit sinke ich nicht. Muss nicht gleich mein ganzes Weltbild über den Haufen werfen, bloß weil die beiden sich hässliche Dinge an den Kopf knallen. War irgendwie interessant, mitzuhören. So als Vater bekommt man beileibe nicht alles erzählt. Torben turtelt also im Urlaub. Auch das hätte ich dir vorhersagen können, Jannikind. Anderseits, wie schlimm ist das denn? Noch nicht mal miteinander gepennt haben die beiden. Einmal drüber reden, verzeihen und fertig, das wäre meine Empfehlung. Wir wissen auch nicht, was du den ganzen Tag in deiner Firma machst. Schaust niemanden an, nicht wahr? Arbeit, Arbeit und immer die schicken Stiefelchen. Hübsch siehst du aus, wenn du zur Arbeit gehst.
Anderseits, Mensch Torben, musstest du sie gerade auf dem Höhepunkt der Panik mit ihrem schiefen Eckzahn verunsichern? Der fällt doch kaum auf. Das gehört sich einfach nicht. So etwas verletzt eine Frau, nachhaltig. Und ihr im gleichen Atemzug mangelnde Koordinationskompetenz, bestimmt nicht nur zu Hause, zu attestieren, wie doof war das denn? Du sollst zu ihr stehen, im Guten wie im Bösen, oder so ähnlich. Mit deiner leicht verkrachten Selbstständigkeit hast du auch ein bisschen an Glanz eingebüßt. Und? Lässt Janni dich das merken? Nee, siehste.
Ah, die Sonne traut sich über den Frühstückstisch. Autsch, abgeprallt am eiskalten Blick meines Töchterchens. Bist noch nicht so weit, nicht wahr? Erinnerst dich nicht, dass du mit dem Feuerbeschuss angefangen hattest. Warst außer dir, weil du den Autoschlüssel nicht finden konntest. Torben hätte natürlich seinen Arsch hurtiger aus dem Sessel hieven können, wohl wahr, war ja nicht zu übersehen, dass du dich in völliger Auflösung befandst.
Was heißt hier, du weißt nicht genau, ob du heute Abend nach Hause kommen wirst? Das sind doch alles Banalitäten. Mensch Kinder - jetzt reißt euch mal zusammen. Dass man im Streit nicht so weit geht, dass der andere das Gesicht verliert, war euch aber bekannt, oder? Ihr benehmt euch wie die ersten Menschen, wisst ihr das? Noch nie ist jemand von seinem Ehemann so sehr verletzt worden wie du gestern, Janne. Noch nie. Geh rüber und küss ihn. Wenn ich jetzt was sage, schmettert sie die Tasse auf den Boden. Torben! Lenk ein, los!
„Soll ich noch frischen Kaffee kochen?“ Für dich nicht und für dich nicht, o.k., dann nicht. Ich kann mir eure Einsamkeit nach der Trennung gut ausmalen. Ich kenne auch das.
Gibt es nicht ein Gesetz, dass Kindern verbietet, die Fehler der Eltern zu wiederholen? Das wächst sich wieder aus, glaubt mir. Es kommen größere Katastrophen, die lassen diese Schlacht vergessen. Der Anlagefond geht den Bach runter oder ihr fahrt euer Auto in die Hafenmole. Dann seid ihr froh jemanden zu haben, der euch lange kennt und zu dem ihr flüchten könnt, wenn alles zusammenbricht. Glaubt mir, Ich weiß wovon ich rede.
O. k. ok, ich habe versprochen mich nicht in eure Angelegenheiten zu mischen, wenn ihr bei mir einzieht. Aber das sind jetzt auch meine Angelegenheiten. Wie soll ich den Rest Hauskredit abzahlen, wenn einer von euch auszieht? Oder gar beide? Janni, meine Tochter, schau nicht so kriegerisch. Versuchs mal mit weinen. Dann schmilzt er dahin, dein Holder. Altes Geheimrezept von Großmutter. Ihr seid doch nicht die ersten, die sich zusammenraufen müssen.
Ein schweigender Vater alleine mit seinen Gedanken
Hallo Hetti,
gerne habe ich deine Charakter Studie gelesen.
Ich kann mir die Situation am Frühstückstisch gut vorstellen. Die drei stummen Personen ... Das "LättaaufsBrotstreichen".
Ein sehr poetischer Satz: "Die Sonne traut sich über den Frühstückstisch. Autsch, abgeprallt am eiskalten Blick meines Töchterchens."
Ich nehme an, dies gehört in einem großeren Kontext.
Nur im ersten Absatzt hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, Janni und Torben auseinander zu halten.
LG
Carlos
gerne habe ich deine Charakter Studie gelesen.
Ich kann mir die Situation am Frühstückstisch gut vorstellen. Die drei stummen Personen ... Das "LättaaufsBrotstreichen".
Ein sehr poetischer Satz: "Die Sonne traut sich über den Frühstückstisch. Autsch, abgeprallt am eiskalten Blick meines Töchterchens."
Ich nehme an, dies gehört in einem großeren Kontext.
Nur im ersten Absatzt hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, Janni und Torben auseinander zu halten.
LG
Carlos
Hallo Carlos,
vielen Dank. Diesmal gibt es keinen größeren Zusammenhang. Eine Studie ist es dennoch, ich habe mich mit der Erzählstimme „unbeteiligter Beobachter“ versucht. Er ist mir ein wenig entglitten. Der, „ach so unbeteiligte“! Vater entwickelte während des Schreibens ein Eigenleben und sorgt sich um seinen Hauskredit. Insofern ist es mir gegangen wie Elsa in ihrem letzten Text der Autorenlesung (Video), wo ihr „Personal“ statt auf Liebesgeschichte partout in Richtung Krimi steuert.
Über die Abgrenzung von Janni und Torben im ersten Absatz sinne ich mal.
Liebe Grüße
Dede
vielen Dank. Diesmal gibt es keinen größeren Zusammenhang. Eine Studie ist es dennoch, ich habe mich mit der Erzählstimme „unbeteiligter Beobachter“ versucht. Er ist mir ein wenig entglitten. Der, „ach so unbeteiligte“! Vater entwickelte während des Schreibens ein Eigenleben und sorgt sich um seinen Hauskredit. Insofern ist es mir gegangen wie Elsa in ihrem letzten Text der Autorenlesung (Video), wo ihr „Personal“ statt auf Liebesgeschichte partout in Richtung Krimi steuert.
Über die Abgrenzung von Janni und Torben im ersten Absatz sinne ich mal.
Liebe Grüße
Dede
Hallo Hetti,
ich glaube, die Überlegungen wirtschaftichen Charakters des Vaters sind durchaus legitim. Jeder Mensch hat mal Existenzängste. Nicht lyrisch: prosaisch, sehr prosaisch ist das Leben.
Für mich persönlich machen gerade diese Überlegungen die Geschichte glaubwürdig, lebendig.
LG
Carlos
ich glaube, die Überlegungen wirtschaftichen Charakters des Vaters sind durchaus legitim. Jeder Mensch hat mal Existenzängste. Nicht lyrisch: prosaisch, sehr prosaisch ist das Leben.
Für mich persönlich machen gerade diese Überlegungen die Geschichte glaubwürdig, lebendig.
LG
Carlos
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 11 Gäste