Hanita Zwetschge

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Nifl
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Beitragvon Nifl » 02.09.2012, 16:00

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Wir sitzen auf einer Holzbank vor einem Backsteinhaus. Ihr Elternhaus. Wie zwei Alte aus einem Dorf, wo das Wort Altersheim noch keine Bedeutung hat.
"Danke, dass du immer daran denkst, mich zu besuchen."
"Reiner Eigennutz", antworte ich, weil ihre Tonlage melancholisch ist. Ich schaue mir die Hauswand an. Tonfarbene Steine, hier und da fehlt ein Stück der Fuge, ein nachträglich zugemauertes Fenster. Der bogenförmige Sturz aus hochkant gesetzten Steinen wurde einfach belassen. Genauso wie damals. Selbst Wespen schwirren noch um die Fugenlöcher und krabbeln manchmal in eines rein. Schon als Kind hatte ich mir vorgestellt, die Wand neu zu verfugen.
"Es hat sich nichts verändert."
"Doch, es verfällt langsam. Drüben in der Scheune ist ein riesiges Loch im Dach."
"Ein Loch ist im Eimer, im Eimer ein Loch!"
Sie lacht nicht, schaut zu Boden.
"Mien Dirn, Muddern bruckt ähr Meddizin!", ruft von drinnen ihr Vater. Sie springt sofort auf und geht eilig hinein.
Ich schaue zur Scheune, Eichenfachwerk, das Holz des Scheunentores ist unten ausgefressen, notdürftig wurde ein Brett drübergenagelt, vermutlich Ines, das Dach ist teilweise aus Reet, einige Löcher wurden mit Blechplatten geflickt, die auch schon wieder verrostet sind. Ich pule abgeblätterte Farbe von der Bank zwischen meinen Beinen. Dann streiche ich mit einem ausgerissenen Grashalm auf dem Boden entlang, versuche eine schwarzweiße Katze anzulocken.
Ines kommt wieder heraus und pustet sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Sie ist scheu."
Weißblond waren Ines und ich im Sommer, wenn die Gäste da waren. Viele hielten uns für Geschwister. Sie scheint erschöpft, vielleicht hängen die Schultern etwas oder es fehlt Körperspannung ganz allgemein, oder sind es die Krähenfüße an ihren Augen, die ich so bei ihr noch nie gesehen habe? Wirke ich genauso alt auf andere?
"Was ist denn mit deinen Eltern?"
"Sie sind beide bettlägerig geworden."
"Und du pflegst sie ganz allein?"
"Das ist schließlich mein Job. Ich kann doch nicht als Altenpflegerin durch die Gegend fahren und meine Eltern nicht pflegen. Zum Glück teile ich meine Touren selbst ein, dann geht das. Noch."
Ich nicke.
"Und kommt immer noch abends kein Jonny Depp nach Hause?"
Sie macht eine Pause, dann sagt sie süffisant, als wolle sie eine Schwere wegpusten wie ihre Haarsträhne:
"Ich bekomme jeden Tag Heiratsanträge von reifen Gentlemen!"
Ich lache.
"Und du, bist du immer noch mit dieser ..."
Ich schneide ihr mit meinem "Ja" das Wort ab.
Wir schweigen.
"Ich hole uns mal was", sagt sie und geht ins Haus, um mit einer Flasche Selbstgebranntem (Hanita Zwetschge) und zwei kleinen Gläschen zurückzukommen. Die Haut auf ihren Handrücken ist faltig, hier und da ein Altersfleck. Oder Muttermale?
Ich schaue instinktiv zum Volvo.
"Ach komm", sagt sie, als sie meinen Blick bemerkt und füllt die Gläser.
Nach dem sechsten wird meine Nase taub und wir lachen viel, obwohl wir uns die alten Geschichten jedes Jahr erzählen.
"Heidedusel", sage ich und sie kichert wie ein Mädchen, das die Bravo liest.
"Ich muss mich mal bewegen. Komm, lass uns die Scheune anschauen."
Wir gehen untergehakt wie ein altes Ehepaar hinüber. Ich bohre einen Finger in eine große Masche ihrer Angorawolljacke. Wenn ich betrunken bin, werde ich zu einem großen Visionär: "Das Tor richte ich, das werden überdimensionale Fensterläden für die Glasfront, sieh dir die tollen Beschläge an. Das Reetdach machen wir neu mit zwei großen Gauben. Gibt es etwas Schöneres, als der geschwungene Dachübergang zu einer Reetdachgaube? Hinten zu den Feldern hin setzen wir einen Holzbalkon an, ist doch Osten, oder? Morgens kitzelt uns die Sonne wach, wir gehen auf den Balkon und juchzen über die Mohnblumen am Feldrand. Den Räucherofen belassen wir äußerlich wie er ist und bauen ihn um zu einem Kamin, die Decke legen wir am vorderen Stück frei, lasieren die Balken weiß, mit Empore vor dem Schlafzimmer."
Ines wirkt, als erkenne sie die Scheune kaum wieder und als sei die Umbaumaßnahme gerade im vollen Gange. Nun blicken wir durch das große Loch in den Himmel. Es ist dunkel geworden. Keine Sterne und kein Mond zu sehen, nur Schwärze. Sie zieht mich zu sich und küsst mich. Ihre Lippen fühlen sich jung an.
Dann schiebt sie mich sachte weg.

Ich gehe die drei Kilometer zu Fuß zurück zur Pension.
Am nächsten Tag hole ich mein Auto. Als ich die Wagentür öffne, stelle ich mir vor, sie würde mich aus dem Küchenfenster beobachten.


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Wir sitzen auf einer Holzbank vor einem roten Backsteinhaus. Ihr Elternhaus. Wie zwei Alte aus einem Dorf, in dem das Wort Altersheim noch keine Bedeutung hat.
"Danke, dass du immer daran denkst, mich zu besuchen."
"Reiner Eigennutz", antworte ich grinsend, weil ihre Tonlage melancholisch ist. Ich schaue mir die Hauswand an. Tonfarbene Steine, hier und da fehlt ein Stück der Fuge, ein nachträglich zugemauertes Fenster mit etwas anderen Steinen, der bogenförmige Sturz, gemauert aus hochkant gesetzten Steinen, wurde einfach belassen. Noch genauso wie damals. Selbst die Wespen schwirren noch um die Fugenlöcher und krabbeln manchmal in eines rein. Schon als Kind hatte ich mir vorgestellt, die Wand neu zu verfugen.
"Es hat sich nichts verändert."
"Doch, es verfällt langsam. Drüben in der Scheune ist ein riesiges Loch im Dach."
"Ein Loch ist im Eimer, im Eimer ein Loch!"
Sie lacht nicht.
"Mien Dirn, Muddern bruckt ähr Meddizin!", ruft von drinnen ihr Vater. Sie springt sofort auf und läuft schnellen Schrittes hinein.
Ich schaue zur Scheune, Eichenfachwerk, das Holz des Scheunentores ist unten ausgefressen, notdürftig wurde ein Brett drübergenagelt, vermutlich Ines, das Dach ist teilweise aus Reet, einige Löcher wurden mit Blechplatten geflickt, die auch schon wieder verrostet sind. Ich pule abgeblätterte Farbe von der Bank zwischen meinen Beinen. Dann streiche ich mit einem ausgerissenen Grashalm auf dem Boden entlang, versuche eine schwarzweiße Katze anzulocken.
Ines kommt wieder heraus und pustet sich eine dunkelblonde Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Sie ist scheu."
Weißblond war Ines, wie ich, viele hielten uns für Geschwister. Sie wirkt erschöpft. Ich schäme mich für meine gedankliche Frage, ob ich genauso alt aussehe.
"Wie geht es denn deinen Eltern?"
"Sie sind beide bettlägerig."
"Und du pflegst sie ganz allein?"
"Das ist schließlich mein Job. Ich kann doch nicht als Altenpflegerin durch die Gegend fahren und meine Eltern nicht pflegen"
Ich nicke.
"Und kommt immer noch abends kein Jonny Depp nach Hause?"
Sie macht eine Pause, dann sagt sie lächelnd:
"Ich bekomme jeden Tag Heiratsanträge von reifen Gentlemen!"
Ich lache.
"Und du, bist du immer noch mit dieser ..."
Ich schneide ihr mit meinem "Ja" das Wort ab.
Wir schweigen.
"Ich hole uns mal was", sagt sie und geht ins Haus, um mit einer Flasche Selbstgebranntem (Hanita Zwetschge) und zwei kleinen Gläschen zurückzukommen. Die Haut auf ihren Handrücken ist faltig, hier und da ein Altersfleck. Oder Muttermale?
Ich schaue instinktiv zum Volvo.
"Ach komm", sagt sie, als sie meinen Blick bemerkt und füllt die Gläser.
Nach dem dritten wird meine Nase taub und wir lachen viel, obwohl wir uns die alten Geschichten jedes Jahr erzählen.
"Heidedusel, ich bin betrunken", sage ich und sie kichert wie ein Mädchen, das die Bravo liest.
Ich verspüre das Bedürfnis, mich zu bewegen.
"Komm, lass uns mal die Scheune anschauen"
Wir gegen untergehakt wie ein altes Ehepaar hinüber. Ich bohre einen Finger in eine große Masche ihrer Angorawolljacke. Wenn ich betrunken bin, fühle ich mich wie ein großer Visionär: "Das Tor richte ich, das werden überdimensionale Fensterläden für die Glasfront, sieh dir die tollen Beschläge an. Das Reetdach machen wir neu mit zwei großen Gauben. Gibt es etwas Schöneres, als der geschwungene Dachübergang zu einer Reetdachgaube? Hinten zu den Feldern hin setzen wir einen Holzbalkon an, ist doch Osten, oder? Morgens kitzelt uns die Sonne wach, wir gehen auf den Balkon und juchzen über die Mohnblumen am Feldrand. Den Räucherofen belassen wir äußerlich wie er ist und bauen ihn um zu einem Kamin, die Decke legen wir am vorderen Stück frei, lasieren die Balken weiß, mit Empore vor dem Schlafzimmer."
Sie lächelt. Es ist mittlerweile dunkel geworden. Wir blicken durch das große Loch in den Himmel. Keine Sterne zu sehen, nur Schwärze. Sie zieht mich zu sich und küsst mich. Ihre Lippen fühlen sich jung an. Abrupt stößt sie mich weg.
"Verschwinde und komm nie wieder".
Ich gehe die drei Kilometer zu Fuß zurück zur Pension.
Am nächsten Tag hole ich mein Auto. Als ich die Wagentür öffne, stelle ich mir vor, sie würde mich aus dem Küchenfenster beobachten.

Änderungen:
Ama Anmerkungen[/tabs]
Zuletzt geändert von Nifl am 07.09.2012, 20:52, insgesamt 4-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Peter

Beitragvon Peter » 07.09.2012, 21:17

Hallo,

ganz ungelungen ist der Transfer bei mir nicht. Aber er schwankt meines Erachtens zwischen Aufgesetztheit und etwas wie Leere. Also natürlich fällt das Loch im Dach auf - aber man, oder eben ich, will einen solchen Ebenenbeginn, also im Sinn von: Der Text weiß um seine nächste Konnotation, auch weitergetragen haben.

Text bedeutet für mich dann, dieses Wagnis auszuhalten: Wir gehen mal einfach von der Situation aus, ein Loch im Dach ist nicht nur ein Loch im Dach - was ist es dann? Und wenn der Text mit solch nächstem Spiel spielt, dann muss er auch, meines Ertachtens, das ganze mehr zur Sprache bringen. Zum Beispiel der Grashalm: hier müsste der Text alles sein. Der Leser hätte hier etwas Musikalisches zu erfassen, eben all der Dinge, die man nicht sagen kann.

Auf was ich damit hinauswill, ist, sich von den Bildern, so sie so vielversprechend auftauchen, auch einmal tragen zu lassen und einen Text- und Sinnaufbau der Sprache zu überlassen. Deine Hand am Text kommt mir hier zu streng vor.

Liebe Grüße
Peter

Nifl
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Beitragvon Nifl » 07.09.2012, 21:52

Ich komme aus dem Heulen nicht raus. Gerade das Loch! Vom flachen Kindergarteneimerloch hin zur Vision bis die Augen leuchten anstelle der Sterne. Auf einmal ist er da der Glanz, das Himmelstor, die "Beginnlosigkeit" löst sich auf und manifestiert sich in dem Gedanken, in dieser reinen Imagination: "so könnte es sein", kurz wie eine Sternschnuppe, eine Verbindung von der Erde zum Himmel und vom Himmel zur Erde.
Und das Loch, das klafft wie eine Wunde in den Figuren (stell dir vor, er wollte schon als Kind verfugen (und im Unterbewussten dadurch die Wespen fernhalten) wie muss ihn da das Loch schmerzen) und ist trotzdem - oder gerade deswegen- auch Stargate ... ä ich könnte mich jetzt "in das Loch hineinsteigern" *hihi

Aber, ja, dieser Krampf, den du rezipierst, ist wohl der Holzwurm im Text, die fehlende Eingängigkeit, das Gefühl für die Farbe und die Zwischentöne, die das vergammelte Tor nicht aufkriegen.
Danke.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Peter

Beitragvon Peter » 07.09.2012, 22:07

Na ja, ich meinte nicht Sülzerei, sondern eine Wachheit des Textes. Nichts für ungut:-)

Nada

Beitragvon Nada » 08.09.2012, 03:19

"Ein Loch ist im Eimer, Karl-Otto, Karl-Otto, ein Loch ist im Eimer, Karl-Otto, ein Loch" :d050: (Medium Terzett)

Jaaa, ich erinnere mich dunkel :lachen0023:

So, nu mal ernsthaft :blink2: :

Deine Einleitung macht mich ganz fumselig!

Nifl hat geschrieben:Wir sitzen auf einer Holzbank vor einem Backsteinhaus. Ihr Elternhaus.

Für mich hakt da was. Gerade bist du noch im Dativ - und plötzlich woanders. Wenn sich "Elternhaus" noch auf das "Backsteinhaus" beziehen soll, müsste es m. E. im Dativ fortgesetzt werden, also: Ihrem Elternhaus.
Anders sähe es aus, wenn es sein Gedanke sein soll.

Selbst Wespen schwirren noch um die Fugenlöcher und krabbeln manchmal in eines rein.

"rein" ist sehr umgangssprachlich.

"Ein Loch ist im Eimer, im Eimer ein Loch!"

Einen kleinen Tipp, ob der Satz gesprochen oder gesungen wird, fände ich hilfreich. Zumindest für diejenigen, die das Lied nicht (mehr) kennen. Dann könnte der Leser eher nachvollziehen, warum der Prot eigentlich ein Lachen von ihr erwartet.

Ich schaue zur Scheune, Eichenfachwerk, das Holz des Scheunentores ist unten ausgefressen, notdürftig wurde ein Brett drübergenagelt, vermutlich Ines,

Ein Brett mit einem weiblichen Vornamen *grins*. Sei doch nicht so geizig mit deinen Gedanken!
Vorschlag: ..., vermutlich das Werk von Ines, ...

Viele hielten uns für Geschwister.

Eine ideale Stelle, um spätestens(!) hier das Rätsel zu lösen, welche Geschlechter in dem "Wir" stecken.
Zum Beispiel: Viele hielten uns für Bruder und Schwester.

"Das ist schließlich mein Job.

Hoppla, das klingt sehr kühl. Soll das wirklich so herzlos rüberkommen? Job als Altenpflegerin, Job als Tochter?

"Und kommt immer noch abends kein Jonny Depp nach Hause?"

Der Depp schreibt sich: Johnny Depp.

Ich schaue instinktiv zum Volvo.

Schon wieder so geizig ... statt für Dummis wie mich zu schreiben: Ich schaue instinktiv zu meinem Volvo.

"Ach komm", sagt sie, als sie meinen Blick bemerkt und füllt die Gläser.

Jetzt geizt du auch noch mit den Kommas ...
"Ach komm", sagt sie, als sie meinen Blick bemerkt, und füllt die Gläser.

Gibt es etwas Schöneres, als der geschwungene Dachübergang zu einer Reetdachgaube?

Öhm ... hier nehmen wir mal ein Komma weg und basteln an der Grammatik:
Gibt es etwas Schöneres als den geschwungenen Dachübergang zu einer Reetdachgaube?

Sie zieht mich zu sich und küsst mich. Ihre Lippen fühlen sich jung an.
Dann schiebt sie mich sachte weg.

Hier könntest du wenigstens ein "mich" einsparen.
Vorschlag: Sie zieht mich zu sich, ihre Lippen fühlen sich (auf meinen) jung an.
Dann schiebt sie mich sachte weg.
Zwei Mal hintereinander "sich" ist auch nicht toll, aber mir fällt im Moment keine Alternative ein ...

Als ich die Wagentür öffne, stelle ich mir vor, sie würde mich aus dem Küchenfenster beobachten.

Hier würde ich mir wünschen, dass die "sie" noch einmal mit Namen genannt wird.

Insgesamt eine schön erzählte Begebenheit :daumen:

Nifl
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Beitragvon Nifl » 08.09.2012, 09:26

Hallo Nada,

großartiger Kommentar (ich liebe so was). Was macht eigentlich dein Ratgeber, ich fürchte den brauche ich.

Deine Einleitung macht mich ganz fumselig!

fumselig? *lach muss ich mir merken.

Wir sitzen auf einer Holzbank vor einem Backsteinhaus. Ihr Elternhaus.

Es war als reduziertes "Es ist ihr Elternhaus" gemeint. Aber wenn das fumselt ändere ich das gerne.

"rein" ist sehr umgangssprachlich.

meinst du nicht, dass diese Sprache zum Setting und der Figurenanlage passt?

Einen kleinen Tipp, ob der Satz gesprochen oder gesungen wird, fände ich hilfreich. Zumindest für diejenigen, die das Lied nicht (mehr) kennen. Dann könnte der Leser eher nachvollziehen, warum der Prot eigentlich ein Lachen von ihr erwartet.

Ich konnte mir irgendwie gar nicht vorstellen, dass das jemand nicht kennt.

Ein Brett mit einem weiblichen Vornamen *grins*. Sei doch nicht so geizig mit deinen Gedanken!
Vorschlag: ..., vermutlich das Werk von Ines, ...

ja, menno, ich habe immer Panik den Leser zu langweilen mit Ausschweifungen.
Okay, dann ist Ines eben kein Brett mehr.

Eine ideale Stelle, um spätestens(!) hier das Rätsel zu lösen, welche Geschlechter in dem "Wir" stecken.
Zum Beispiel: Viele hielten uns für Bruder und Schwester.

Wow, toller Hinweis, wäre nie darauf gekommen, dass das fragwürdig sei.

Hoppla, das klingt sehr kühl. Soll das wirklich so herzlos rüberkommen? Job als Altenpflegerin, Job als Tochter?

Doch, ich glaube schon. Fassadenkühl (um im Bild zu bleiben) sozusagen.

Der Depp schreibt sich: Johnny Depp.

Grrr, ich weiß ja auch nicht, was die Frauen an dem Johnny finden.

Jetzt geizt du auch noch mit den Kommas ...
"Ach komm", sagt sie, als sie meinen Blick bemerkt, und füllt die Gläser.

hä? Bitte bitte, das sehe ich überhaupt nicht ein, welche Regel liegt dem zugrunde?
Ach so, als Relativsatz. Grr.

Öhm ... hier nehmen wir mal ein Komma weg und basteln an der Grammatik:
Gibt es etwas Schöneres als den geschwungenen Dachübergang zu einer Reetdachgaube?

ja, viel geschwungener

Hier könntest du wenigstens ein "mich" einsparen.
Vorschlag: Sie zieht mich zu sich, ihre Lippen fühlen sich (auf meinen) jung an.
Dann schiebt sie mich sachte weg.
Zwei Mal hintereinander "sich" ist auch nicht toll, aber mir fällt im Moment keine Alternative ein ...

Ja, da muss noch die Feile raus.

Hier würde ich mir wünschen, dass die "sie" noch einmal mit Namen genannt wird.

kriegste

Schönes WE
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 08.09.2012, 15:36

Hallo Nifl,
Ja, da muss noch die Feile raus.
Dann können wir uns doch noch kloppen. .-)

Huhu Nada,
Sei doch nicht so geizig mit deinen Gedanken!
Wenn, dann "mit seinen Gedanken"?

(Schöner Faden. :))

Liebe Grüße euch
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Nada

Beitragvon Nada » 09.09.2012, 05:08

Nifl hat geschrieben:Hallo Nada,

großartiger Kommentar (ich liebe so was). Was macht eigentlich dein Ratgeber, ich fürchte den brauche ich.

Echt? :icon_redface2: Freut mich, dann hat sich die Nachtarbeit ja gelohnt :-) .
Mein Ratgeber ... war mir zu anstrengend, mit dem Knorr-Knurrhahn und seinen Löschaktionen auf einen Nenner zu kommen.

fumselig? *lach muss ich mir merken.

Neeeee, bloß nich, das Wort steht doch gar nich im Duden.

Es war als reduziertes "Es ist ihr Elternhaus" gemeint. Aber wenn das fumselt ändere ich das gerne.

Ah soooooooo! SO verstehe ICH das auch - ja, bitte ändern :-)

"rein" ist sehr umgangssprachlich.
meinst du nicht, dass diese Sprache zum Setting und der Figurenanlage passt?

Ich bin ein großer Fan von Umgangssprache in Texten, finde sie aber in Dialogen passender als an anderen Stellen.

Einen kleinen Tipp, ob der Satz gesprochen oder gesungen wird, fände ich hilfreich. Zumindest für diejenigen, die das Lied nicht (mehr) kennen.
Ich konnte mir irgendwie gar nicht vorstellen, dass das jemand nicht kennt.

*lach*, kommt halt drauf an, für welche Generation du diesen Text geschrieben hast.

ja, menno, ich habe immer Panik den Leser zu langweilen mit Ausschweifungen.

*pruuust*

Grrr, ich weiß ja auch nicht, was die Frauen an dem Johnny finden.

Wenn's dich tröstet: Ich bin eine Frau und weiß es trotzdem nich.

Hier würde ich mir wünschen, dass die "sie" noch einmal mit Namen genannt wird.
kriegste

Danke :daumen:

:a025:

Nada

Beitragvon Nada » 09.09.2012, 05:15

Flora hat geschrieben:Huhu Nada,
Wenn, dann "mit seinen Gedanken"?


Huhu Flora,

nee, dann eher: deinen und seinen! :-)

:a025:

Sam

Beitragvon Sam » 16.09.2012, 11:32

Flora hat geschrieben:Ganz unabhängig davon, dass es auf mich nicht in einem negativen Sinn hölzern wirkt, beißt sich deine Aussage für mich. Da hier ein Ich-Erzähler erzählt, wird sein Charakter, den du als interessant bezeichnest, ja nicht unwesentlich durch die Art seines Erzählens, seiner Sprache, seiner Sichtweise, seiner Beschreibungen gezeichnet?


Das hast du Recht. Und wenn ich so darüber nachdenke (bzw. nachlese), dann ist sein Charakter auch nicht wirklich interessant.



Nifl hat geschrieben: Berücksichtigt man die Figuren in ihrer Anlage, so erscheint mir das auch stimmig. Eine Weichheit/Lyrik/Geschmeidigkeit etc. wäre aus dem Munde des Ich-Erzählers hier falsch in meinen Augen. Da treffen sich zwei norddeutsche Originale (eigentlich müsste der Text wortlos sein) in innerlich und äußerlich maroden Verhältnissen. Eine Emotionsebene kann hier mE. nur über die Sachebene innerviert werden.


Es geht nicht um Weichheit oder Geschmeidigkeit. Schon gar nicht um Lyrik. Es geht um die Unbeholfenheit in den Beschreibungen, die es hölzern macht. Natürlich kannst du das auf deine Protagonisten schieben. Bei mir als Leser erweist du ihnen damit aber einen Bärendienst.


Nifl hat geschrieben:Du wirst wenig konkret, eher so ein allgemeines Holzgefühl, hm.


Ich beschränke mich beim Kommentieren meist auf mein allgemeines Holzgefühl. Für Textzerpflückungen mit Hinweisen wie was besser gemacht werden könnte, bin ich in der Regel zu faul. Außerdem könnte ich es nicht besser machen. Bin halt lieber Leser als Lektor ;-)

Gruß

Sam

Nifl
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Beitragvon Nifl » 16.09.2012, 12:04

Hallo Sam,

vermutlich hast du Recht, ich sollte wohl dem Text mehr Atem für seine Beschreibungen geben, dass das nicht so komprimiert und ungeschliffen daherkommt. Ich wollte, dass der Leser mit einem Handstreich auf der Bank sitzt. Das ist mir bei einigen Lesern nicht geglückt. Nada und Peter äußerten sich ja in eine ähnliche Richtung.
Ich würde aber so ungern die Gewichte verlagern, dem Äußerlichen mehr Raum geben, die Verschiebungen zulassen. Mal sehen, vielleicht reift die Einsicht bei mir noch.

Danke dir.

Gruß
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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