Notizen aus der Steiermark

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
scarlett

Beitragvon scarlett » 27.06.2012, 15:25

I, Mariatrost


Es ist heiß an diesem Tag. Stille säumt den kurzen ansteigenden Weg.
Zwei Häuser nur. Am Ende, rechter Hand, die Nummer vier.
Im Garten wuchert Sommer. Dunkelgrün und bunt. Von einem Eisentor bewacht, den Blicken dennoch preisgegeben.

Hier also hat sie einst gelebt. In diesem Haus, das einer Villa gleicht. Und das seit gut einem Jahrhundert baulich unverändert blieb. Die Ansichtskarte fällt mir ein, die sich vergilbt in einem Fotoalbum findet. Und ich vergleiche das verinnerlichte Bild mit dem, das meine Augen heute sehen. Es stimmt überein bis ins Detail.
Ein Lächeln streift von ferne mein Gesicht, als ich mich an die Randnotiz erinnere, die Großmutter damals der Karte beigegeben: unsere Villa steht da in krakeliger Kinderschrift.

Die Mauern atmen schattig. Die Fenster – eine andere Zeit. Klein und filigran bis hinauf unter das Dach sind sie, bestrebt, mehr zu verbergen als zu zeigen. Und teure Wärme nicht hinaus zu leiten.

Ob es wohl kalt war hinter diesen Steinen, wenn sich darauf der Winter legte? Wie kam sie bloß zur Schule, wenn Eis den abschüssigen Weg bedeckte? Die Straßenbahn nach Graz fuhr damals schon, doch bis zur Haltestelle war es weit.
Gab es für sie wohl Pferd und Kutsche?

Keiner wird das Tor mehr öffnen.
Und ich muss auskommen mit dem, was ich an Zuwendung und Wärme von Großmutter erhalten hab. Und weiter mit den Fragen leben.

Eine luftige Garage, wie man sie oft im Süden sieht, nicht viel mehr als ein überdachter Platz, schließt ab den Blümelweg. Dahinter öffnen sich die wilden Wiesen, geben frei den Blick auf das, was Großmutter gesehen hat. Die Wallfahrtskirche reckt ihre gelben Türme weit hinaus ins Blau. Postkartenblick. Und dennoch echt. Und wieder drängt ein anderes Bild aus der Erinnerung herauf: mit leichtem Pinselstrich in warmen Farben von der Jugendlichen festgehalten, stilisiert zum Aquarell.

Es zirpt und summt und flügelt. Kein andrer Laut stört die Idylle, nicht nur die Landstraße ist fern. Ich setze mich ins Grün, halt Zwiesprache für eine Weile. Mit Gräsern, Blumen und dem Wind. Und hör dazwischen plötzlich ihre Stimme, die aufsteigt aus dem Dunkel, das wohl ein jeder in sich trägt und das zuweilen aufbricht für Momente, wenn wir nur leicht den Schlüssel drehen im Schloss zum Tore der Vergangenheit.

Und unter steirischer Sonne begreife ich zum ersten Mal, warum sich Großmutter niemals zurückgesehnt, als sie mit Großvater in jenes ferne Land gezogen: sie fand dort eine Landschaft vor und eine Lebensform, die nahtlos passte zu der ihren.
Ganz viel /Maria/Trost in Siebenbürgen.


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Es ist heiß an diesem Tag. Stille säumt den kurzen ansteigenden Weg.
Zwei Häuser nur. Am Ende, rechter Hand, die Nummer vier.
Im Garten wuchert Sommer. Dunkelgrün und bunt. Von einem Eisentor bewacht, den Blicken dennoch preisgegeben.

Hier also hat sie einst gelebt. In diesem Haus, das einer Villa gleicht. Und das seit gut einem Jahrhundert noch unverändert steht. Die Ansichtskarte fällt mir ein, die sich vergilbt in einem Fotoalbum findet. Und ich vergleiche das verinnerlichte Bild mit dem, das meinem Auge heut sich bietet. Es stimmt überein bis ins Detail.
Ein Lächeln streift von ferne mein Gesicht, als ich die Randnotiz erinnere, die Großmutter damals der Karte beigegeben: unsere Villa steht da in krakeliger Kinderschrift.

Die Mauern atmen schattig. Die Fenster eine andere Zeit. Klein und filigran bis hinauf unter das Dach, sind sie bestrebt, mehr zu verbergen als zu zeigen. Und teure Wärme nicht hinaus zu leiten.
Ob es wohl kalt war hinter diesen Steinen, wenn sich der Winter darauf legte? Wie kam sie bloß zur Schule, wenn Eis den abschüssigen Weg bedeckte? Die Straßenbahn nach Graz fuhr damals schon, doch bis zur Haltestelle war es weit. Gab es für sie wohl Pferd und Kutsche?

Ein Hauch von Wehmut fliegt mich an, keiner wird das Tor mehr öffnen.
Und ich muss auskommen mit dem, was ich an Zuwendung und Wärme von Großmutter bekommen hab.

Ein Mattendach, das als Garage dient und zweifelsohne neuen Datums ist, schließt ab den Blümelweg. Dahinter öffnen sich die wilden Wiesen, geben frei den Blick auf das, was Großmutter gesehen hat. Die Wallfahrtskirche reckt die markanten Türme weit hinaus ins Blau. Postkartenblick. Unverfälscht. Und wieder drängt ein anderes Bild aus der Erinnerung herauf: mit leichtem Pinselstrich und warmen Farben von der Jugendlichen festgehalten, stilisiert zum Aquarell.

Es zirpt und summt und flügelt. Kein andrer Laut stört die Idylle, nicht nur die Landstraße ist fern. Ich setze mich ins Grün, halte Zwiesprache für eine Weile. Mit Gräsern, Blumen und dem Wind. Und hör dazwischen plötzlich ihre Stimme, die aufsteigt aus dem Dunkel, das wohl ein jeder in sich trägt und das zuweilen aufbricht, für Momente, wenn wir nur leicht den Schlüssel drehen im Schloss zum Tore der Vergangenheit.

Und unter steirischer Sonne begreife ich zum ersten Mal, warum sich Großmutter niemals zurückgesehnt, als sie mit Großvater in jenes ferne Land gezogen: sie fand dort eine Landschaft vor und eine Lebensform, die nahtlos passte zu der ihren.
Ganz viel /Maria/Trost in Siebenbürgen.




/c/ monika kafka, 06/12
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birke
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Beitragvon birke » 27.06.2012, 20:39

Meine liebe Mo, ach, wie ist das wunderbar, nah & authentisch.
Du nimmst den Leser mit, es ist, als wäre ich dabei, so deutlich entstehen (die) Bilder vor meinem Auge.
Eine sehr, sehr schöne, stimmungsvolle Reise, melancholisch und zuversichtlich zugleich, auf den Spuren der Vergangenheit, in lyrischer Manier, wie es deine Art ist.
Berührend, den Horizont erweiternd, toll geschrieben. Kompliment!

Liebste Grüße
deine di
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.06.2012, 20:58

Liebe Monika,

in lyrischer Prosa (durch die Inversionen, durch die Halbsätze), beschreibst du hier eine bildhafte Nostalgiereise, bei der ich gerne mitgegangen bin.
Schön!

Liebe Grüße
Gabi

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 27.06.2012, 22:12

Liebe Mo,

eine elegische Reise in die Vergangenheit, wunderfeine lyrische Prosa, die mitnimmt.

In einer Zeile hätte ich einen Vorschlag:
aufbricht, für Momente, wenn wir nur leicht den Schlüssel drehen im Schloss zum Tore der Vergangenheit.

mir will "aufbricht" und "leicht" den Schlüssel drehen nicht recht zusammengehen. Ich würde auf "leicht" verzichten. Auch weil man entweder den Schlüssel dreht oder eben nicht.

Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen

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Beitragvon Mucki » 27.06.2012, 23:53

Liebe Monika,

eine kleine Anmerkung habe ich noch:
scarlett hat geschrieben:Und das seit gut einem Jahrhundert unverändert an der gleichen Stelle steht.

Wäre es nicht schlüssiger, wenn du schriebest:
Und das nach gut einem Jahrhundert noch unverändert steht.

Über "an der gleichen Stelle" stolpere ich hier. Wenn ein Haus noch steht, ist es ja logisch, dass es auch an der gleichen Stelle steht. Ein Haus wird ja nicht versetzt (obwohl ich neulich von einem solchen sehr speziellen "Umzug" in der Zeitung las), aber das meinst du hier ja nicht.

Liebe Grüße
Gabi

scarlett

Beitragvon scarlett » 28.06.2012, 07:43

hallo und danke herzlich für die so positive aufnahme der "notizen".

ich weiß sehr wohl, dass diese art der schreibe nicht jedermanns sache ist, umso mehr freut es mich natürlich, dass ihr hier so mitgehen könnt. ich werde die geplante reihe mit derartigen texten zu ende bringen. sie ist ja mittlerweile ganz schön angewachsen ...

liebe di, dir ganz besonders herzlichen dank für die vorab lektüre und so manchen guten hinweis aus dem off.

elsa, ich meine das so, mit dem aufbrechen: ein vollgestopfter schrank, bei dem die türen sofort aufbrechen oder besser aufspringen, wenn man den schlüssel nur leicht zum öffnen bewegt ... dann quillt das innere einem sozusagen förmlich entgegen ...
ich glaube, ich werde das aufbrechen durch aufspringen ersetzen.
danke!

und ja, gabi, deinen hinweis werd ich auch berücksichtigen und dementsprechend ändern, das hab ich natürlich gemeint ... ja ja.

ich wünsch euch einen sonnigen tag, ich muss leider arbeiten grrrrr ... so dass die nächsten notizen, diesmal aus graz, warten müssen ... wie ich das hasse!!!

lg
monika

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 28.06.2012, 07:58

Liebe Monika, ich war eine schlechte Leserin, in letzter Zeit, deshalb ist dies nun einer der ersten Texte, den ich mit - mit Freude - gelesen habe.

darf ich eine kritische Stimme wagen? Das Elegisch_Hoch_Schmerzliche ist dir gelungen. Nichts dran auszusetzen. Aber gibt es nicht etwas, eine winzige Stimme, die etwas Nüchternheit hereinscheinen ließe? Mehr wüßte ich über das mit Sicherheit Zwiespältige, Vielschichtige, das auch (auf) springt, und mit Sicherheit im überquellenden (Herzen) Schrank verborgen liegt?

Das hat weniger mit deinem Text/Stil zu tun, als mit dieser Grundhaltung, die etwas ---- Jungmädchenhaftes hat. Und möglicherweise haben will ... natürlich

sehr liebe Grüße
Renée

scarlett

Beitragvon scarlett » 28.06.2012, 08:04

liebe renée,

die nüchternheitn kommt schon etwas durch, meine ich, etwa im "postkartenblick" oder dem mattendach neueren datums, das so gar nicht zur hochherrschaftlichen villa passt ... das bricht doch den ton schon etwas, schafft distanzm, oder?

ich werde es mir dennoch im hinblick auf deinen einwand nochmal anschauen ...

hab dank, renée.

herzlichst,
monika

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 29.06.2012, 08:09

Diana hat geschrieben:Meine liebe Mo, ach, wie ist das wunderbar, nah & authentisch.
Du nimmst den Leser mit, es ist, als wäre ich dabei, so deutlich entstehen (die) Bilder vor meinem Auge.
Eine sehr, sehr schöne, stimmungsvolle Reise, melancholisch und zuversichtlich zugleich, auf den Spuren der Vergangenheit, in lyrischer Manier, wie es deine Art ist.


Hallo Scarlett,

ich nehme Dianas Kommentar mal als Anknüpfungspunkt, weil es mir ganz anders mit dem Text geht. Ich empfinde ihn weder als nah, noch als authentisch, auch nimmt er mich leider nicht mit.
Das liegt wohl zum Teil an der von dir gewählten Erzählzeit, die mir nicht stimmig scheint. Der Anfang gefällt mir gut, bis zum "bewacht". "den Blicken dennoch preisgebend" irritiert mich dann schon und klingt für mich angehängt, erklärend und "unnatürlich", vor allem, wenn ich mir hier tatsächlich einen gerade erlebenden Erzähler, der einen inneren Monolog führt, vorstellen muss, soll und nicht einen, der am Schreibtisch sitzt und im nachhinein an schönen Sätzen feilt. Stünde die Betrachtung in der Vergangenheit, würde für mich der Erzählmoment und die verwendete Sprache zumindest etwas glaubwürdiger erscheinen, auch wenn es mir persönlich dann trotzdem zu süß verlyrisiert und auf Alt getrimmt wäre. Hier könnte allerdings eine schöne sprachliche Parallele zum stilisierten Aquarell aufscheinen, was ich interessant fände, auch im Hinblick auf die Identifikation mit der Großmutter. Auf mich wirkt die Geschichte allerdings so verkünstelt und "dick" oder "schwer" aufgetragen, dass das nicht aufgeht.
Es nimmt dem Erzählten für mich seine Möglichkeit selbst und aus sich heraus zu wirken. Als würde dem Stoff zu wenig (zu-)getraut und als müsste er und die Sprache "aufgerüscht" werden, um beim Leser eine Wirkung zu erzielen.
Das "Elegisch-Hoch-Schmerzliche", wie Renée es nennt, läuft für mich in einem Prosatext, der nicht in einer anderen Zeit, sondern im Heute angesiedelt ist, immer Gefahr in eine Parodie zu kippen. Melodramatische Sätze wie: "Ein Hauch von Wehmut fliegt mich an, keiner wird das Tor mehr öffnen." verhindern für mich jegliches Darauf-einlassen-können und ich denke nur: Doch, das macht schon noch jemand auf, nur halt nicht die Großmutter. Ich frage mich auch, warum die Wehmut benannt werden muss, wenn sie sich doch durch den ganzen Text zieht? Stünde dort z.B. "einfach": Sie wird mir das Tor nicht mehr öffnen. wäre das für mich wesentlich berührender.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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birke
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Beitragvon birke » 29.06.2012, 14:14

Hm, also, "auf Alt getrimmt" kann ich hier beim besten Willen nix finden ... ich empfinde die Sprache als lyrisch, ja, und ich finde hier eine sehr feinfühlige Erzählerin vor, die jede Nuance wahrnimmt, und dies auch zum Ausdruck zu bringen vermag.

Zudem, liebe Mo, wollt ich nur noch mal kurz anmerken, dass ich die ursprüngliche Fassung mit "aufbricht" etwas stimmiger fand ... denn ein Dunkel bricht doch eher auf, als dass es aufspringt, meine ich. Zum anderen schwingt beim "aufbrechen" auch die Bedeutung von "weggehen, sich aufmachen" mit, was ich an sich sehr schön hier fand.
(Und aus meiner Sicht kann sehr wohl etwas "aufbrechen", wenn man den Schlüssel auch nur berührt! Geschweige denn schon leicht dreht. Dein Bild vom überquellenden Kleiderschrank hat was, und bestätigt das, ja.)

Liebe Grüße
Diana
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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eve
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Beitragvon eve » 29.06.2012, 19:19

Ich stimme Birkes Kommentaren ganz und gar zu - da ist gar nichts süßlich oder gekünstelt oder dick aufgetragen für mein Empfinden, schon gar nicht auf alt getrimmt, sondern wird sehr zart und feinfühlig erzählt. Als Leserin kann ich ganz und gar eintauchen in diese Stimmung, habe lebhafte Bilder vor Augen.
Ich freue mich jedenfalls auf die angekündigten weiteren Folgen dieser Erinnerung.

Eve

Nifl
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Beitragvon Nifl » 29.06.2012, 19:49

Huhu Sca,

habe auch einige Probleme mit dem Text und stimme Flora in allen Punkten zu.
Ich habe mich mal durch den Text geniflt, nicht alles für die Goldwaage aber vielleicht gut für einen Ausflug in einen Perspektivenwechsel.

In diesem Haus, das einer Villa gleicht.

Warum ist es denn keine Villa?

Und das seit gut einem Jahrhundert noch unverändert steht.

Sollte es denn heute anders stehen? Die meisten Häuser stehen immer am gleichen Fleck oder sollten sie sich gar legen? (ich weiß was du meinst, aber...)

Die Ansichtskarte fällt mir ein, die sich vergilbt in einem Fotoalbum findet. Und ich vergleiche das verinnerlichte Bild mit dem, das meinem Auge heut sich bietet.

Eine Ansichtskarte von einer Fastvilla? Komisch.

die sich vergilbt in einem Fotoalbum findet.

befindet?

das meinem Auge heut sich bietet.

heut?

Es stimmt überein bis ins Detail.

Dann rück sie doch mal raus die Details! Show don... ja ja

Ein Lächeln streift von ferne mein Gesicht,

Wie geht das denn?

als ich die Randnotiz erinnere,

als ich mich der Randnotiz erinnere (meine ich)

die Großmutter damals der Karte beigegeben:

das hässliche "hat" gehört aber schon dazu ... oder soll das ein barocker Sprachschwenk werden?

Klein und filigran bis hinauf unter das Dach, sind sie bestrebt

kein Komma

Klein und filigran bis hinauf unter das Dach,

da denke ich erst mal, dass es große Fenster sind, wenn sie bis unters Dach reichen.

Ob es wohl kalt war hinter diesen Steinen,

Fenster aus Stein? Oder warum "diesen"?

wenn sich der Winter darauf legte?

Wohl eher "daran" oder wie will er sich darauf legen?

Wie kam sie bloß zur Schule, wenn Eis den abschüssigen Weg bedeckte?

? Früher wurden die Wege genauso gestreut wie heute (nur mit Sand und Asche)

Gab es für sie wohl Pferd und Kutsche?

Mit Pferd und Kutsche zur Straßenbahn? Liest sich komisch.

Ein Hauch von Wehmut fliegt mich an,

Deckung! Wehmut im Tiefflug (ist das aus Harry Potter?)

Ein Mattendach, das als Garage dient

Wie kann ein Dach als Garage dienen? (ich weiß was du meinst... aber)
Was ist ein Mattendach?

und zweifelsohne neuen Datums ist,

warum? Ist der Mattendachtrend an mir vorübergegangen?

schließt ab den Blümelweg

verstehe ich nicht. Ist die Mattendachgarage am Ende vom Sackgassenblümelweg?

geben frei den Blick auf das, was Großmutter gesehen hat

"gesehen haben muss"

Die Wallfahrtskirche reckt die markanten Türme

auch hier wieder ein Tellbeispiel ... was ist markant an den Türmen?

Postkartenblick

noch eine Postkarte?

Unverfälscht.

Was wäre ein verfälschter Postkartenblick?

die aufsteigt aus dem fernen Dunkel,

ich denke die Ferne ist postkartich idyllisch?

als sie mit Großvater in jenes ferne Land gezogen:

sind? Klingt künstlich und gewollt ohne.
Warum drängen sich keine Bilder vom Großvater herauf?

warum sich Großmutter niemals zurückgesehnt, als sie mit Großvater in jenes ferne Land gezogen:

Irgendwie kapiere ich das nicht. Ich denke Großmutter hat da schon als Kind gewohnt?

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 29.06.2012, 20:36

scarlett hat geschrieben:I, Mariatrost


Es ist heiß an diesem Tag. Stille säumt den kurzen ansteigenden Weg.
Zwei Häuser nur. Am Ende, rechter Hand, die Nummer vier.
Im Garten wuchert Sommer. Dunkelgrün und bunt. Von einem Eisentor bewacht, den Blicken dennoch preisgegeben.

Nun, die Aussage ist deutlich. Kein Mißverständnis. Das Sprachniveau angekündigt, Wir verlassen den Bereich der nachlässigen, vernachlässigten Umgangssprache. Ich persönlich warte hier ab. Ich lasse mich ein auf den Ton, auf die Musikalität.


Hier also hat sie einst gelebt. In diesem Haus, das einer Villa gleicht. Und das seit gut einem Jahrhundert noch unverändert steht. Die Ansichtskarte fällt mir ein, die sich vergilbt in einem Fotoalbum findet. Und ich vergleiche das verinnerlichte Bild mit dem, das meinem Auge heut sich bietet. Es stimmt überein bis ins Detail.
Ein Lächeln streift von ferne mein Gesicht, als ich die Randnotiz erinnere, die Großmutter damals der Karte beigegeben: unsere Villa steht da in krakeliger

Das Haus gleicht einer Villa und ist keine - das sagt sehr viel aus, denn ich kann mir eine "Möchtegernvilla" gut vorstellen. Man strebt dorthin. Man will das Niveu "Villa" erreichen. Ein altesw Haus unverändert - kein Schaden, aber auch keine Renovierung.

Ein Lächeln "von ferne" streift mein Geischt: es kommt von dorther, von dem Schmunzeln. das die Ansichtskarte verursacht hat. Man könnte selbst aus einfachsten Verhältnissen kommend eine Postaarte aus dem eigenen Photo erstellen.#

Die Mauern atmen schattig. Die Fenster eine andere Zeit. Klein und filigran bis hinauf unter das Dach, sind sie bestrebt, mehr zu verbergen als zu zeigen. Und teure Wärme nicht hinaus zu leiten.
Ob es wohl kalt war hinter diesen Steinen, wenn sich der Winter darauf legte? Wie kam sie bloß zur Schule, wenn Eis den abschüssigen Weg bedeckte? Die Straßenbahn nach Graz fuhr damals schon, doch bis zur Haltestelle war es weit. Gab es für sie wohl Pferd und Kutsche?


Deutet auf Sommeraufenthalte hin. Im Winter war die Oma allein und ging zur Schule, wo sie Lehrerin war,


Ein Hauch von Wehmut fliegt mich an, keiner wird das Tor mehr öffnen.
Und ich muss auskommen mit dem, was ich an Zuwendung und Wärme von Großmutter bekommen hab.

Haushalten mit der erhaltenen Wärme - ein schönes Thema


Ein Mattendach, das als Garage dient und zweifelsohne neuen Datums ist, schließt ab den Blümelweg. Dahinter öffnen sich die wilden Wiesen, geben frei den Blick auf das, was Großmutter gesehen hat. Die Wallfahrtskirche reckt die markanten Türme weit hinaus ins Blau. Postkartenblick. Unverfälscht. Und wieder drängt ein anderes Bild aus der Erinnerung herauf: mit leichtem Pinselstrich und warmen Farben von der Jugendlichen festgehalten, stilisiert zum Aquarell.


das wäew mein einziger Fragepunkt: das Mattendach als Garage?


Es zirpt und summt und flügelt. Kein andrer Laut stört die Idylle, nicht nur die Landstraße ist fern. Ich setze mich ins Grün, halte Zwiesprache für eine Weile. Mit Gräsern, Blumen und dem Wind. Und hör dazwischen plötzlich ihre Stimme, die aufsteigt aus dem fernen Dunkel, das wohl ein jeder in sich trägt und das zuweilen aufspringt, für Momente, wenn wir nur leicht den Schlüssel drehen im Schloss zum Tore der Vergangenheit.

Und unter steirischer Sonne begreife ich zum ersten Mal, warum sich Großmutter niemals zurückgesehnt, als sie mit Großvater in jenes ferne Land gezogen: sie fand dort eine Landschaft vor und eine Lebensform, die nahtlos passte zu der ihren.
Ganz viel /Maria/Trost in Siebenbürgen.



Die Großmutter kam von weit her ud fand eine tröstende Landschaft


Ich wollte hier nur sicher stellen, dass der Sinn ein deutig und verständlich ist, Auch, dasss die Sprache den Kriterien entwsprictht, die hier häufg ebenso angewandt werden.

Ic verstehe Nifls Einwände nicht, sie scheinen mir nicht durchdacht. soder emtotional von reiner Irritation geprägt, der keine Selbstkriti zugurnde liegt.

liebe Grüße
Renée

/c/ monika kafka, 06/12

Nifl
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Beitragvon Nifl » 29.06.2012, 20:45

Ic verstehe Nifls Einwände nicht, sie scheinen mir nicht durchdacht. soder emtotional von reiner Irritation geprägt, der keine Selbstkriti zugurnde liegt.

*lach danke dafür!
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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