Mein Berufsziel

[Quoth]

Mein Berufsziel

Ein Berufsziel hat bei weitem nicht jeder, und ich habe auch keins. Werde ich aber danach gefragt, so antworte ich wie aus der Pistole geschossen: Friseur! Sofort überfallen mich alle mit Fragen wie: Warum denn ausgerechnet Friseur? Machst du dafür Abitur? Kann man das studieren? Ich finde, ein studierter Friseur ist kein Widerspruch in sich. Ich war schon bei vielen Friseuren, aber zufrieden gestellt haben mich nicht die, die gut schnitten, sondern die, die sich gut mit mir unterhielten. Mit einem habe ich die Kriegsschuldfrage, mit einem anderen die Theodizee, mit einer dritten die Wechseljahre des Mannes diskutiert. Massierende Finger auf meiner Kopfhaut, das zarte Knirschen der Haar schneidenden Schere, das Ausbürsten des Nackens – das sind Reize, die die Gedankenbewegung anregen und und den Hunger nach Geistigem befeuern! Leider wächst mein Haar viel zu langsam, so dass ich vier Wochen friseurlose Zeit verbringen muss, ehe ich mit triftigem Grund wieder eine Haarwerkstatt betreten kann. Vorm Spiegel stehen Portugal und Eiswasser. Das Schermesser wird auf dem Lederriemen leise schnalzend gewetzt; denn hier verkehren auch Männer, die sich den Bart abnehmen lassen, und kommt es zu einer Verletzung, so wird das Blut mit einem Stift gestillt, an dem die Blutspur so manches Kunden noch haftet! Der Haarabfall wird mit dem Besen in eine Lücke der Fußleiste geschoben und stürzt auf den großen Berg im Keller. Und für ein hübsches Trinkgeld legt man gern einen Diener hin und hält der Kundschaft die Tür auf! Werde ich auch Damen frisieren? Ich erzittere bei dem bloßen Gedanken. Ach, ist es herrlich, Friseur werden zu wollen! Da hat man etwas, worauf man sich aus ganzem Herzen freuen kann. Ob man es dann wirklich wird, ist eine völlig andere Frage.

[fenestra]

Lieber Quoth,

du kannst auch in Garamond größer schreiben. Serifenschrift liest sich bei Blocktexten
tatsächlich besser. Ich finde die Prosatexte in den Foren generell auch zu breit, man
müsste einen breiteren Rand einführen wie in einem Buch, damit die Augen nicht so
leicht aus der Zeile springen. Aber dieses Problem scheint außer mir keiner zu haben.

Die bewährteste Serifenschrift ist natürlich Times New Roman. Hier habe ich beide Schriften in size = 120 gesetzt.

Beste Grüße
fenestra

[Quoth]

Doch, die zu langen Zeilen der Prosatexte missfallen auch mir. Hast Du die in Deinem Text mit der Entertaste gekürzt?
Gruß Quoth

[immekeppel]

lieber quoth,

was hast du doch für ein glück! ob dies auch für friseurinnen gilt?
meine friseurin ist schwerhörig und ich bin es auch und da wir uns nicht anschreien möchten, haben wir gelernt, in spiegelschrift zu schreiben. leider können wir nicht lesen....

[Mucki]

*lach* Marion, bleibt nur noch die Gebärdensprache. Obwohl geht auch nicht, da die Friseurin ja in deinen Haaren wuseln soll.

Quoth, es ist ja ein Phänomen mit den Friseurbesuchen, und das hast du hier sehr schön beschrieben: man quatscht tatsächlich mit seinem Friseur über alles Mögliche und so manch einem Friseur wird etwas anvertraut, was man anderen gar nicht erzählen würde.
Also, mein Traumberuf wäre das sicher nicht. Allein die Vorstellung, den lieben langen Tag lang bequatscht zu werden, oh no!
Aber ich gehe gerne zum Frisur.

Saludos
Gabriella

[fenestra]

Doch, die zu langen Zeilen der Prosatexte missfallen auch mir. Hast Du die in Deinem Text mit der Entertaste gekürzt?

Sorry, jetzt erst gesehen.

Ja, mit der Entertaste. Das ist natürlich eine Krücke, weil man nicht immer weiß, ob das endgültige Schriftbild dann noch bündig ist. Außerdem kann man die Texte dann nicht einfach von Word aus hier hinein kopieren.

Schönen Restvatertag noch! ;)
fenestra

[Quoth]

Hallo, Immekeppel,
das hört sich nach dem Keim einer neuen Geschichte an ... Kann man hier eigentlich Spiegelschrift schreiben?

Hallo Gabriella,
das ist wie mit den Zugbekanntschaften, denen man auch mal so richtig sein Herz ausschütten kann ... Aber das gilt natürlich nur für Friseure in fremden Städten oder Stadtteilen. Der Stammfriseur, zu dem man immer wieder geht, ist eher etwas wie ein guter Nachbar, und man sollte sich hüten, ihm zu viel über Frau B. zu erzählen, denn die frisiert er womöglich auch ...

Hallo, fenestra,
dann also weiter zu lange Zeilen, die die Augen überanstrengen ... Man geht ja schließlich nicht in ein Forum, um sein Leben zu genießen!

Gruß und Dank für Befassung
Quoth