Besuch
Die Luft reicht für zwanzig Schritte. Sechs Etappen bis in den Garten. Dazwischen Stühle, damit er sich ausruhen kann.
Er balanciert den Teller in der einen Hand, die Tasse in der anderen. Gleich ist es geschafft. Draußen frühstücken ist für ihn einer der Höhepunkte des Tages.
Früher hat er achtzig Kilometer an einem Tag gemacht. Mit dem Fahrrad ist er um die Bretagne gefahren. Über die Alpen. Durch Norwegen. Wenn er die Augen schließt, kommen die Bilder zurück. Wilde Wellen und rote Felsen. Schneebedeckte Kuppen, blauklare Fjorde, alles ist da.
Dann sitzt er am alten Holztisch. Er mag sich nicht trennen davon, hat zu oft hier gesessen.
Wie sie sich geärgert hat, wenn Wein oder Kaffee in das Holz sickerten und Spuren hinterließen. Er ist jetzt froh darüber. Morgens saßen sie meist schweigend hier. Gelegentlich ein Blick über die raschelnde Zeitung. Manchmal las einer von beiden ein Stückchen vor.
Die Stimmen verschwinden zuerst, dann die Gesichter. Die Düfte bleiben. Und die Ränder der Kaffeetassen auf dem Holz.
Er trinkt einen Schluck. Die Zeitung bringt Neues und Altes in den Garten. All die Unfälle, die Katastrophen. Und unter den schwarzgeränderten Anzeigen gelegentlich ein Name, den er aus einem anderen Leben kennt.
Hier kann er das aushalten, denn ein kleines Verschieben der Aufmerksamkeit verscheucht die Erinnerung wieder. Dann hört er die Spatzen in der Hecke, sieht das Rotkehlchen unter dem Holunderbusch.
Schließlich tritt er den Rückweg nach oben an. Sechs Etappen. Er wäscht den Teller ab und reibt sorgfältig die Spüle trocken. Er geht durch den Flur, hier hängen noch ihre Bilder. Gartenbilder. Margeriten, Rosen, Kirschbäume. Sie hat ihr Wesen hinein gemalt. Er lehnt sich an die Wand und betrachtet das Bild mit den Seerosen. Da war sie schon krank.
Später sitzt er in seinem Gartensessel, die Beine hochgelegt, und liest. Er hält sich gern in den Leben anderer auf. Auch wenn sie erfunden sind. Manchmal scheinen sie ihm wirklicher zu sein als das eigene. Sind seine Geschichten wirklich erlebt?
Eine Blaumeise setzt sich auf seinen Fuß und holt ihn zurück in seinen Garten. Er schaut zu, wie sie ihren Kopf dreht. Fast scheint ihr Blick fragend zu sein. Seine Gedanken sprechen mit ihr.
Als sie weiter fliegt, schaut er sich um.
Es gibt viel zu hören und zu sehen. Er begleitet die Tage, die kommen und gehen. Nimmt die Veränderung wahr, gerade jetzt im Frühling.
Gestern knitterten die Blätter der Blutbuche noch. Heute ziehen sie sich schon glatt. In den nächsten Tagen wird sich ihre Farbe verwandeln, das Rotbraun immer tiefer werden. Er liebt den Kontrast zum Himmel an Spätsommertagen.
Wenn er nicht mehr in die Welt kann, besucht sie ihn, denke ich und frage, was bleibt.
Dankbarkeit, sagt er. Und die Hoffnung, dass die Buche ihm im Sommer wieder ihren Schatten spenden wird.
Besuch
Liebe leonie,
ich bin nicht ganz so überzeugt von dem Text wie die anderen - das liegt aber nicht daran, dass der Text nicht gut oder einfühlsam geschrieben ist, sondern daran, dass das, wovon der Text erzählen will, für mich nicht in die Wirklichkeit gesetzt scheint, aufgrund der Ausgestaltung der Szene (alter gehgeschwächter Mann, der Garten, der "vollerLiebeRückblick", die schwer krank gewesene Frau) - für mich ist das das Szenarion schlechthin, welches einen in den Kopf kommt, wenn man daran denkt, eine Geschichte erzählen möchte über das Altern, den Verlust, den Schmerz und der viele Tod und doch soviel Leben darin. Ich kann mich nicht dagegen wehren zu denken, dass es diesen (schönen, wünschenswerten) Fall so nicht gibt, eben weil er so als Paradebeispiel gilt. Ich meine damit jetzt gar nicht, dass du den Text anders schreiben solltest, ich glaube, dass es ein großes Publikum gibt, dass gerade mit diesem Text sehr viel anfangen kann, dass die "Reinheit" des Textes vielen Lesern erlaubt, an die Gefühle und dem Widerfahrenem, die/das du beschreiben möchtest, ranzukommen, sie zu erleben, eben gerade weil solche Empfindungen nur über das Gebot der Idealisierung noch spürbar sind. Ich möchte in die Diskussion nur mit einbringen, dass es glaube ich anderen, mir zumindest, aus denselben Gründen genau anders gehen kann - dass eine solche Kompositionsart gerade verhindert, dass ich mich dem Thema, das der Text hat, annähere.
Ich bräuchte wohl irgendetwas problematisches in dem Text, sei es die Szenerie oder die Figuren betreffend.
Wie gesagt: Ich denke, dass der Text dir genau, wie du ihn wolltest, gelungen ist und erkenne ihn auf diesen ganzen wichtigen Ebenen auch an und finde ihn ausgestaltet - das ist also kein Änderungsvorschlag.
Kleinigkeiten:
- die Anlasszeile mit der Meise als Titel zu nehmen, wäre das nicht für den Text gut? (er würde die Stimmung tragen und wäre nicht so allgemein)
- Hier könnte man meines Erachtens "Mit ihr" streichen
Denn danach wird ja auf sie Bezug nehmen, es käme nicht so betont daher, sondern so ruhig, wie der Rest des Textes.
- Hier würde ich überlegen, ob der Vergleich stimmt:
Trauer ist für mich ein reifes Gefühl, Kinder können nach meinem Empfinden nicht trauern, sie tun etwas anderes, eben etwa schreien. Auch finde ich "Trauer" übergeordneter, sie besteht auch aus Schreien, aber sie ist nicht darauf zu reduzieren. So wie die ganze Geschichte ja eigentlich TRauer erzählt, auch in den schönen Momenten, im Garten, trauert der Mann ja. Daher würde ich bei der Stelle überlegen, ob du das wirklich sagen willst.
liebe Grüße,
Lisa
ich bin nicht ganz so überzeugt von dem Text wie die anderen - das liegt aber nicht daran, dass der Text nicht gut oder einfühlsam geschrieben ist, sondern daran, dass das, wovon der Text erzählen will, für mich nicht in die Wirklichkeit gesetzt scheint, aufgrund der Ausgestaltung der Szene (alter gehgeschwächter Mann, der Garten, der "vollerLiebeRückblick", die schwer krank gewesene Frau) - für mich ist das das Szenarion schlechthin, welches einen in den Kopf kommt, wenn man daran denkt, eine Geschichte erzählen möchte über das Altern, den Verlust, den Schmerz und der viele Tod und doch soviel Leben darin. Ich kann mich nicht dagegen wehren zu denken, dass es diesen (schönen, wünschenswerten) Fall so nicht gibt, eben weil er so als Paradebeispiel gilt. Ich meine damit jetzt gar nicht, dass du den Text anders schreiben solltest, ich glaube, dass es ein großes Publikum gibt, dass gerade mit diesem Text sehr viel anfangen kann, dass die "Reinheit" des Textes vielen Lesern erlaubt, an die Gefühle und dem Widerfahrenem, die/das du beschreiben möchtest, ranzukommen, sie zu erleben, eben gerade weil solche Empfindungen nur über das Gebot der Idealisierung noch spürbar sind. Ich möchte in die Diskussion nur mit einbringen, dass es glaube ich anderen, mir zumindest, aus denselben Gründen genau anders gehen kann - dass eine solche Kompositionsart gerade verhindert, dass ich mich dem Thema, das der Text hat, annähere.
Ich bräuchte wohl irgendetwas problematisches in dem Text, sei es die Szenerie oder die Figuren betreffend.
Wie gesagt: Ich denke, dass der Text dir genau, wie du ihn wolltest, gelungen ist und erkenne ihn auf diesen ganzen wichtigen Ebenen auch an und finde ihn ausgestaltet - das ist also kein Änderungsvorschlag.
Kleinigkeiten:
- die Anlasszeile mit der Meise als Titel zu nehmen, wäre das nicht für den Text gut? (er würde die Stimmung tragen und wäre nicht so allgemein)
- Hier könnte man meines Erachtens "Mit ihr" streichen
Dann sitzt er am alten Holztisch. Er mag sich nicht trennen davon, hat zu oft hier gesessen. Mit ihr.
Denn danach wird ja auf sie Bezug nehmen, es käme nicht so betont daher, sondern so ruhig, wie der Rest des Textes.
- Hier würde ich überlegen, ob der Vergleich stimmt:
In ihm schreit wieder die Trauer, dieses verlassene Kind.
Trauer ist für mich ein reifes Gefühl, Kinder können nach meinem Empfinden nicht trauern, sie tun etwas anderes, eben etwa schreien. Auch finde ich "Trauer" übergeordneter, sie besteht auch aus Schreien, aber sie ist nicht darauf zu reduzieren. So wie die ganze Geschichte ja eigentlich TRauer erzählt, auch in den schönen Momenten, im Garten, trauert der Mann ja. Daher würde ich bei der Stelle überlegen, ob du das wirklich sagen willst.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe leonie,
keine Frage, der Text ist sehr gut geschrieben, der Wechsel zwischen den Außenbeschreibungen und den Gedanken gefällt mir, aber ein bisschen geht es mir wie Lisa, ich wünschte mir da auch etwas raues drin, was die Harmonie, die Weisheit, das Erdulden der Alterschwäche aufbricht. Das macht es mir etwas kraftlos, denn wo ist der Grant, die Wut, eben nicht mehr Radfahren zu können u.v.m. Denke ich an meinen Stiefvater, der letztes Jahr mit 86 verstarb, sehe ich einen Mann vor mir, der sich ärgert, weil er mal ein ganzer Kerl war und nichts mehr davon spüren konnte.
, weil Wein oder Kaffee ... ?
Mir ist das hier ein bisschen zu weise, zu glatt, zu darüber stehend.
Liebe Grüße
ELsa
keine Frage, der Text ist sehr gut geschrieben, der Wechsel zwischen den Außenbeschreibungen und den Gedanken gefällt mir, aber ein bisschen geht es mir wie Lisa, ich wünschte mir da auch etwas raues drin, was die Harmonie, die Weisheit, das Erdulden der Alterschwäche aufbricht. Das macht es mir etwas kraftlos, denn wo ist der Grant, die Wut, eben nicht mehr Radfahren zu können u.v.m. Denke ich an meinen Stiefvater, der letztes Jahr mit 86 verstarb, sehe ich einen Mann vor mir, der sich ärgert, weil er mal ein ganzer Kerl war und nichts mehr davon spüren konnte.
Balancieren zeigt schon die Vorsicht, daher könnte "vorsichtig" wegfallen.Vorsichtig balanciert er den Teller in der einen Hand, die Tasse in der anderen.
Ich würde mich auf DEN einen Höhepunkt beschränken, andere kommen ja nicht vor in dem beschriebenen Tag.Gleich ist es geschafft. Draußen frühstücken ist für ihn einer der Höhepunkte des Tages.
Wie sie sich geärgert hat, wenn Wein oder Kaffee in das Holz sickerten und Spuren hinterließen.
, weil Wein oder Kaffee ... ?
Das wäre die Stelle, an der ich mir vorstellen kann, etwas rauer/eckiger zu werden. Der Mann ist alt, er hat bestimmt viel erlebt, war vielleicht nicht immer gut und liebevoll zu seiner verstorbenen Frau, zu anderen. Ich lese weiter oben nur, dass sie sich mal ärgerte (Putzfimmel?), könnte sein, dass ihn das genervt hat?In ihm schreit wieder die Trauer, dieses verlassene Kind.
Später sitzt er in seinem Gartensessel, die Beine hochgelegt, und liest. Er hält sich gern in den Leben anderer auf. Auch wenn sie erfunden sind. Manchmal scheinen sie ihm wirklicher zu sein als das eigene. Sind seine Geschichten wirklich erlebt?
Mir ist das hier ein bisschen zu weise, zu glatt, zu darüber stehend.
Hm ... das hat fast was Komisches. Denn warum sollte er wirklich mit einem Vogel sprechen wollen? So schätze ich den Mann nicht ein.Eine Blaumeise setzt sich auf seinen Fuß und holt ihn zurück in seinen Garten. Er schaut zu, wie sie ihren Kopf dreht. Fast scheint ihr Blick fragend zu sein. Nur seine Gedanken sprechen mit ihr, seine Stimme erscheint ihm zu laut für solch einen Dialog.
Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen
Liebe leonie,
das freut mich! Ist ja immer eine Heikeligkeit sowas abzuschicken
. Ich habe heute morgen (ganz klischeehaft unter der Dusche) nochmal an den Text denken müssen und mir sind die zwei Beispiele eingefallen, die vielleicht, was ich meine, zeigen können (nicht, dass ich denke, du hättest jetzt etwas nicht verstanden, ich selbst hab den Wunsch meinen Kommentar mit noch etwas "Fleisch" zu füllen). Das eine ist die Dame in dem Haus, in dem ich bis vor kurzem gewohnt habe: Berliner Altbau, relativ anonym, aber doch eine Spur herzlich und persönlich. Im Souterrain wohnte eine Frau, die schon seit Urzeiten in diesem Haus wohnte. Sie hat alle ihre Kinder in diesem Haus geboren, ihr Mann muss schon lange tot gewesen sein, sie erwähnte ihn nie, das, was sie erwähnte waren ihre zwei Kinder, die sie aufgrund von Krebserkrankungen in der zeit verlor, in der wir in dem Haus lebten. Einer ihrer Söhne lebte in der Wohnung über ihr, mit gerettetem "Kampfhund", Alkoholiker, teilweise zahnlos, aber immer hilfsbereit, ich mochte ihn über meine Vorurteile, die ich nicht ablegen konnte, hinaus. Auch die Frau mochte ich, aber trotzdem hab ich oft gehofft, sie möge nicht auf der Bank vor der Tür sitzen, wenn ich rauskomme. Ich konnte mit der Situation nicht umgehen, dass sie immer dasselbe erzählte und ich mitfühlte, aber eben so "allgemein", so gar nicht ihre Person, ihre Geschichten, ihren tatsächlich vorhandenen Schmerz würdigend/sehend.
Das andere Beispiel stammt aus der Stadt, wo ich aufgewachsen bin. Durchaus ländlich, mit vielen Gärten, wie du sie beschreibst, wir selbst hatten einen solchen. Drei Häuser weiter wohnte Frau Buhl. Ihr Mann starb etwa, als ich 3 war (ich erinnere mich nicht, aber er kannte mich noch, heißt es) und seitdem lebt sie dort in ihrem Haus mit großem Garten und wartet auf den Tod (so ihre Worte), bis heute. Dieses Warten ist kein Düsteres, sie hat einen unglaublich großen Nutzgarten, den sie mit ihren wirklich an Klischeebauernartigkeit erinnernde Bauernhände bestellt. Sie hat soviel Obst und Gemüse und sonstiges, dass sie und auch anderen Nachbarn (aber uns besonders, weil mein Vater ihr immer half bei Reparaturarbeiten etc.) davon brachte, viel zu viel. das war einerseits so schön und andererseits hatte man immer Angst, wenn sie kam, weil man die vielen Äpfel gar nicht verwerten kontne und sie dann anfing zu reden und zu reden und nicht mehr aufhörte. Oft wurde ich daher, wenn sie etwas brauchte oder bringen wollte, zu ihrem haus geshcickt, um es zu holen, damit die Erwachsenen das Gespräch vermeideten. Ich mochte sie, aber ich fand den Geruch in ihrem Haus unangenehm und bei allem war es immer komisch dort zu sein (usf. usf.).
Was ich damit zeigen will: Ich finde die Schmerzidylle deines Textes nicht in meinen Erfahrungen...
Ich finde aber schön, dass mich der Text über all das hat nachdenken lassen.
liebe Grüße,
Lisa
das freut mich! Ist ja immer eine Heikeligkeit sowas abzuschicken

Das andere Beispiel stammt aus der Stadt, wo ich aufgewachsen bin. Durchaus ländlich, mit vielen Gärten, wie du sie beschreibst, wir selbst hatten einen solchen. Drei Häuser weiter wohnte Frau Buhl. Ihr Mann starb etwa, als ich 3 war (ich erinnere mich nicht, aber er kannte mich noch, heißt es) und seitdem lebt sie dort in ihrem Haus mit großem Garten und wartet auf den Tod (so ihre Worte), bis heute. Dieses Warten ist kein Düsteres, sie hat einen unglaublich großen Nutzgarten, den sie mit ihren wirklich an Klischeebauernartigkeit erinnernde Bauernhände bestellt. Sie hat soviel Obst und Gemüse und sonstiges, dass sie und auch anderen Nachbarn (aber uns besonders, weil mein Vater ihr immer half bei Reparaturarbeiten etc.) davon brachte, viel zu viel. das war einerseits so schön und andererseits hatte man immer Angst, wenn sie kam, weil man die vielen Äpfel gar nicht verwerten kontne und sie dann anfing zu reden und zu reden und nicht mehr aufhörte. Oft wurde ich daher, wenn sie etwas brauchte oder bringen wollte, zu ihrem haus geshcickt, um es zu holen, damit die Erwachsenen das Gespräch vermeideten. Ich mochte sie, aber ich fand den Geruch in ihrem Haus unangenehm und bei allem war es immer komisch dort zu sein (usf. usf.).
Was ich damit zeigen will: Ich finde die Schmerzidylle deines Textes nicht in meinen Erfahrungen...
Ich finde aber schön, dass mich der Text über all das hat nachdenken lassen.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Lisa, liebe Elsa,
ich denke, Lisa, Du hast in den beiden "Fällen" die Du erzählst, viel mehr Einblick und ein größeres Gesamtbild. Was ich hier versucht habe, einzufangen, ist eine Momentaufnahme. Das heißt nicht, dass es jeden Tag so wäre. Sondern dass dieses Bild durch den einen Besuch an diesem einen Tag entsteht.
Ich weiß auch nicht, ob es eine Schmerzidylle ist, dann würde man das Leid ja verherrlichen.
Es geht darum, dass man manchmal Momente erlebt, wo man mit dem, was war, versöhnt ist und wirklich alles gut ist. Ich kenne das jedenfalls manchmal selber (im Moment gerade nicht, aber es kommt vor) und ich finde das immer sehr berührend, wenn jemand anderes mich daran teilnehmen lässt.
Eigentlich ist der Text aus so einer Erfahrung heraus geschrieben und entwickelt worden, auch wenn es nicht exakt so erlebt ist.
Aber man kann ihn nicht verallgemeinern und auch nicht ausdehnen auf mehr als Momente oder ein "Immerzu". Leben ist ja nun mal ständig im Wandel und das gilt entsprechend auch für die damit verbundenen Gefühle und Gedanken und körperlichen "Zustände".
Die Anmerkungen zum Text überdenke ich noch und arbeite sie ggf. ein. Meinst Du als Titel einfach "Die Blaumeise"?
Ich glaube, den Trauersatz nehme ich ganz wieder raus, er ist mir doch zu missverständlich...Vielleicht reicht der Satz, dass sie schon krank war...
Elsa, ich spreche gelegentlich tatsächlich mit Tieren oder Pflanzen, obwohl das natürlich als ein bisschen verrückt gilt... Aber ich ändere das im Text, denke ich.
Auf jeden Fall danke ich Euch beiden, ich hoffe, ich habe nichts übersehen, sonst ruhig nachhaken (bin noch nicht wieder ganz bei der Sache...)
Liebe Grüße
leonie
ich denke, Lisa, Du hast in den beiden "Fällen" die Du erzählst, viel mehr Einblick und ein größeres Gesamtbild. Was ich hier versucht habe, einzufangen, ist eine Momentaufnahme. Das heißt nicht, dass es jeden Tag so wäre. Sondern dass dieses Bild durch den einen Besuch an diesem einen Tag entsteht.
Ich weiß auch nicht, ob es eine Schmerzidylle ist, dann würde man das Leid ja verherrlichen.
Es geht darum, dass man manchmal Momente erlebt, wo man mit dem, was war, versöhnt ist und wirklich alles gut ist. Ich kenne das jedenfalls manchmal selber (im Moment gerade nicht, aber es kommt vor) und ich finde das immer sehr berührend, wenn jemand anderes mich daran teilnehmen lässt.
Eigentlich ist der Text aus so einer Erfahrung heraus geschrieben und entwickelt worden, auch wenn es nicht exakt so erlebt ist.
Aber man kann ihn nicht verallgemeinern und auch nicht ausdehnen auf mehr als Momente oder ein "Immerzu". Leben ist ja nun mal ständig im Wandel und das gilt entsprechend auch für die damit verbundenen Gefühle und Gedanken und körperlichen "Zustände".
Die Anmerkungen zum Text überdenke ich noch und arbeite sie ggf. ein. Meinst Du als Titel einfach "Die Blaumeise"?
Ich glaube, den Trauersatz nehme ich ganz wieder raus, er ist mir doch zu missverständlich...Vielleicht reicht der Satz, dass sie schon krank war...
Elsa, ich spreche gelegentlich tatsächlich mit Tieren oder Pflanzen, obwohl das natürlich als ein bisschen verrückt gilt... Aber ich ändere das im Text, denke ich.
Auf jeden Fall danke ich Euch beiden, ich hoffe, ich habe nichts übersehen, sonst ruhig nachhaken (bin noch nicht wieder ganz bei der Sache...)
Liebe Grüße
leonie
Liebe leonie,
lass dir bitte Zeit in der derzeitigen Situation!
Zum Titel: Ich meinte eigentlich das ganze Bild: "Die Blaumeise auf dem Fuß" - das würde doch auch wunderbar zu deiner Intention passen, einen versöhnten Moment zu schildern.
Dazu nochmal: Ich weiß, dass es solche Momente gibt, die beiden Frauen, von denen ich erzählt habe, hatten auch solche Momente, das konnte man sehen, an ihrem Gesicht und ähnlichem. Ich denke, dass es dir dann aber noch nicht gelungen ist, den Text so zu gestalten, dass dieser Eindruck entsteht. Das liegt an verschiedenen Details und Zeit- und Raumausgestaltungen, so erzeugt für mich etwa der Rahmen der sechs Ezappen in und aus dem Garten ein bekanntes, scheinbar regelmäßiges Setting und die Persepktive auf die ihm hoffentlich im Sommer Schatten spendende Buche zieht einen größeren Horizont. Es gibt noch mehr solche Details, ich würde den Text daraufhin nochmal anschauen und schauen, wie du den Text so gestalten kannst (auch durch neue Zugaben vielleicht), dass es deutlich wird, dass es auch andere tage im Leben des Mannes gibt.
(Ich weiß allerdings nicht, ob dieser Versuch dir deinen Text (zunächst) nicht kaputt macht, er ist schon sehr grundsätzlich so angelegt.
liebe Grüße,
Lisa
lass dir bitte Zeit in der derzeitigen Situation!
Zum Titel: Ich meinte eigentlich das ganze Bild: "Die Blaumeise auf dem Fuß" - das würde doch auch wunderbar zu deiner Intention passen, einen versöhnten Moment zu schildern.
Dazu nochmal: Ich weiß, dass es solche Momente gibt, die beiden Frauen, von denen ich erzählt habe, hatten auch solche Momente, das konnte man sehen, an ihrem Gesicht und ähnlichem. Ich denke, dass es dir dann aber noch nicht gelungen ist, den Text so zu gestalten, dass dieser Eindruck entsteht. Das liegt an verschiedenen Details und Zeit- und Raumausgestaltungen, so erzeugt für mich etwa der Rahmen der sechs Ezappen in und aus dem Garten ein bekanntes, scheinbar regelmäßiges Setting und die Persepktive auf die ihm hoffentlich im Sommer Schatten spendende Buche zieht einen größeren Horizont. Es gibt noch mehr solche Details, ich würde den Text daraufhin nochmal anschauen und schauen, wie du den Text so gestalten kannst (auch durch neue Zugaben vielleicht), dass es deutlich wird, dass es auch andere tage im Leben des Mannes gibt.
(Ich weiß allerdings nicht, ob dieser Versuch dir deinen Text (zunächst) nicht kaputt macht, er ist schon sehr grundsätzlich so angelegt.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Lisa,
ja, ich verstehe, was Du meinst, mir ist das selber auch schon aufgefallen, dass vielleicht manches für eine Momentaufnahme dann wieder zu allgemein erscheint.
Aber ich habe auch das Gefühl, ich kriege das hier schwer anders hin, ohne dass der Text mir kaputt geht.
Vielleicht muss ich ihn auch eine Weile liegen und in mir arbeiten lassen, manchmal hilft das. Wenn ich ihn dann später nochmal angucke, weiß ich dann plötzlich, wie es gehen könnte. Funktioniert nicht immer, aber immer wieder mal.
Danke Dir auf jeden Fall und liebe Grüße
leonie
ja, ich verstehe, was Du meinst, mir ist das selber auch schon aufgefallen, dass vielleicht manches für eine Momentaufnahme dann wieder zu allgemein erscheint.
Aber ich habe auch das Gefühl, ich kriege das hier schwer anders hin, ohne dass der Text mir kaputt geht.
Vielleicht muss ich ihn auch eine Weile liegen und in mir arbeiten lassen, manchmal hilft das. Wenn ich ihn dann später nochmal angucke, weiß ich dann plötzlich, wie es gehen könnte. Funktioniert nicht immer, aber immer wieder mal.
Danke Dir auf jeden Fall und liebe Grüße
leonie

Liebe Leonie,
Ich habe den Text erst jetzt richtig gelesen, und fand ihn auf den ersten Blick (und auf weitere hin auch) sehr schön. Er entspricht einer bestimmten Tonlage, und abgesehen von den wirklich rein sprachlichen Problemen würde ich nicht das feine Gleichgewicht stören, das du herstellen konntest.
Was Lisa, Elsa und Quoth sagen, stimmt. Je nach eigener Stimmung würde ich das auch so formulieren.
Aber, was du schreibst ist kein Harmoniekitsch, es ist immer noch ein harmonisches Bild vom Altern. Das sind meiner Ansicht nach zwei unterschiedliche Schreibweisen. Man spürt eine Authentizität, kann ihr folgen, so einnehmend und freundlich führend ist "der Besuch" --- und selbst würde man einen anderen Text schreiben.
Ich kann diese prosaische Harmonie besser verkraften als die poetische --- weil es immer noch Prosa ist. Und der Text drückt dein Harmoniebedürfnis aus, während ein kitschiger Text das Harmoniebedürfnis des Lesers befriedigen würde.
Dazuhin wünsche ich dir natürlich eine Entwicklung anderer Empfindungs- Ebenen, ein bisschen Wut tut gut ( ;) ).- aber das steht nun mal wieder auf einem anderen Blatt.
Lass bitte den Titel ... (nich die Blaumeise im Titel, sonst krieg ich ne Meise ...)



lG
Renée
Liebe Renée,
danke für Deine Gedanken zum Text, ich finde das spannend zu lesen und ich stimme Dir zu, es sind unterschiedliche Arten zu schreiben.
Ich lasse den Text samt Titel jetzt erstmal "abhängen" und sehe dann weiter.
Und mit der Wut: das kann ich auch - aber in Texten kommt es bei mir wenig vor, das stimmt. Es ist vielleicht auch eine Frage, welche Sorte Texte man schreiben möchte...Und auch kann.
Liebe Grüße, ich finde Deine Gedanken immer sehr anregend, weil sie oft andere Wege gehen als meine und für mich viel Neues enthalten.
leonie
danke für Deine Gedanken zum Text, ich finde das spannend zu lesen und ich stimme Dir zu, es sind unterschiedliche Arten zu schreiben.
Ich lasse den Text samt Titel jetzt erstmal "abhängen" und sehe dann weiter.
Und mit der Wut: das kann ich auch - aber in Texten kommt es bei mir wenig vor, das stimmt. Es ist vielleicht auch eine Frage, welche Sorte Texte man schreiben möchte...Und auch kann.
Liebe Grüße, ich finde Deine Gedanken immer sehr anregend, weil sie oft andere Wege gehen als meine und für mich viel Neues enthalten.
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